100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten
nicht schon besser?
Totentrompete
Er gehörte – zusammen mit dem Fliegenpilz – zu den Pilzen, an denen Mutter uns Kindern beibrachte, dass man sie nicht zertritt oder anderweitig zerstört, nur weil man sie nicht sammeln will. Schon der Name war nicht gerade angenehm und das graumäusige Aussehen des seltsam geformten Pilzes tat ein Übriges, um ihn nicht zu mögen. Und ihn falsch einzuschätzen, wie ich heute weiß.
Noch immer will der Mensch vom Tod nichts hören, weshalb die Totentrompete im Handel inzwischen als »Herbstrompete« firmiert. Denn der Pilz ist inzwischen im wahrsten Sinne entdeckt worden. Er zählt zu den würzigsten aller heimischen Pilze, und sein ausgeprägtes, unverwechselbares Eigenaroma hat ihn in getrockneter Form zu einem Saucen-Würz-Liebling gemacht. Leider gibt es noch immer viel zu wenig Rezepte, die direkt auf diesen Aromakönig zugeschnitten sind. Wobei sich das Experimentieren lohnt – wenn man Pfifferlingrezepte auf diesen unscheinbaren Gräuling in frisch gepflückter Form überträgt, liegt man angeblich nicht verkehrt. Oder ist das nur Pilzsammler-Latein?
Die Totentrompete ist ein klares Opfer von Namens-Rassismus. Und der geht so weit, dass dieser wirklich leckere Pilz in manchen Lebensmittel-Lexika gar nicht vorkommt! Jeder, der mit Lebensmitteln handelt, sei es der Verkäufer am Markt oder der Koch, bietet uns Wohlklingendes und Schönes. Nur über Aroma wird nicht geredet. Angeblich kommt der Name der Totentrompete von ihrer Saison: August bis November, also Allerheiligen! Und beim November mit all seinen tristen Feiertagen denkt mancher halt an Tod und Vergänglichkeit. Mir persönlich scheint, dass auch die Farbe des Pilzes bei der Namensgebung eine Rolle gespielt haben könnte: Er ist von seidi gem Grauschwarz und sieht tatsächlich wie eine Trompete aus – weshalb man ihn sorgfältig von beiden Seiten reinigen muss. Totentrompeten lassen sich ausgesprochen gut trocknen, sehen dann aber nochmals dunkler, schrumpeliger und trister aus.
Das Namensproblem scheint es fast überall dort zu geben, wo Totentrompeten gedeihen: Auf Italienisch heißt der Pilz jedenfalls »trombetta dei morti«, auf Französisch »trompette de la mort«, auf Englisch »trumpet of death«. Alle Nationen haben mit der Zeit versucht, dem Pilz einen neuen Namen zu geben. Engländer und Franzosen entschieden sich für »Füllhorn« als Synonym, frei nach seiner lateinischen Bezeichnung »Craterellus cornucopioides« .
Andere Versuche landen bei »Liebestrompeten« und »schwar ze Trompeten.« Briten nennen ihn auch »black chanterelle«, schwarzer Pfifferling, was uns zu den Rezepten bringt. Richtig ersetzen kann die Totentrompete den Pfifferling nicht. Sie ist halt eine andere Sorte, mit eigenem Geschmack, der von »erdig« bis leicht süßlich reichen kann und doch stets fein und mild bleibt. Dennoch können klassische Pfifferlingsrezepte problemlos auch mit diesem »Trauerfall aus dem Wald« probiert werden. Pilzomelettes etwa oder Pilzfrikassees oder Saucen zu weißem Fleisch oder Wild. Es soll Leute geben, die sich trotzdem durch die Farbe gestört fühlen. Denen sage ich nochmals: »Guckt nicht nur, sondern schmeckt lieber mal!«
Trüffel (schwarze Trüffel)
Lange war ich der Meinung, schwarze Trüffel seien minderwertiger als weiße. Wahrscheinlich kam das daher, weil es Leberstreichwurst mit schwarzen Trüffelstückchen gibt und ich mir nicht vorstellen konnte, dass etwas so Kostbares in so etwas Banalem wie Leberwurst verarbeitet wird. Aber wahrscheinlich sind das gar keine Trüffel, sondern irgendetwas Dunkles, das mal kurz durch Trüffelöl gezogen wurde. Inzwischen gibt es Trüffelkäse und Trüffelsalami. So viel echte Trüffel gibt die Erde doch gar nicht her, oder? Gehe ich recht in der Annahme, dass dabei überall mit Trüffelöl gearbeitet wird? Dessen Aroma künstlich, also chemisch hergestellt wird? Womit es automatisch nicht in unsere Küche käme. Von E-Nummern haben wir die Nase gründlich voll. Aufklärung in der Trüffelsache ist also dringend nötig. Bitte.
Trüffelkäse, -salamis oder getrüffelte Leberwurst würde ich nur kaufen, wenn mir der Prozentanteil der teuren Knollen und die genaue Sorte verraten werden. Echte schwarze Wintertrüffel heißen Tuber melanosporum und werden oft Périgord-Trüffel genannt, auch wenn die meisten das Périgord nicht mal auf dem Rücken eines Lastwagens gesehen haben. Ein Kilo kostet ab 1200 Euro aufwärts. Die schwarze
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