100 Prozent Anders
war es gut, und Claudia wollte einfach ihren zukünftigen Ehemann unterstützen. Dieter missfiel das natürlich, da er immer noch die Nachwehen von Nora zu verarbeiten hatte. Dass Naddel bereitwillig Interviews gab, fand er wiederum gut, da er sie in Deutschland als TV-Moderatorin und Nachfolgerin für Verona in der Feldbusch-Sendung „Peep“ aufbauen wollte.
Wir kamen ins Hotel, und Dieter nahm sich Ralf Hermersdorfer zur Brust. Er kritisierte, dass er „Scheißbilder“, „Scheißdialoge“ und „Scheißinterviews“ drehen würde. So ginge das nicht weiter, erklärte Dieter. Ralf war ziemlich cool, und auch in dieser Situation behielt er voll die Nerven. „Hey, Dieter, wenn du keinen Bock mehr hast, dann lassen wir’s eben bleiben. Wir kriegen unser Programm auch mit Bildern von Thomas und Modern Talking voll, ohne Dieter Bohlen. Ich fliege gerne mit der nächsten Maschine zurück nach Deutschland.“
Das ist, so glaube ich, die einzige Sprache, die Dieter versteht: selbstbewusst Gegendruck erzeugen!
Natürlich war jetzt alles gar kein Problem mehr, und die Bilder von „Ralfi“ waren ja sowieso superklasse.
Der Sommer stand für Claudia und mich unter einem ganz besonderen Stern. Wir heirateten!
Ich machte Claudia an Weihnachten 1999 einen Heiratsantrag und hatte schon eine Idee im Kopf, wie unsere Hochzeit ablaufen sollte.
Da ich mit Nora auch kirchlich verheiratet war, konnte ich die Zeremonie mit Claudia auf Grund unseres römisch-katholischen Glaubens nicht noch einmal wiederholen. Ich wollte aber meiner zukünftigen Frau ein unvergessliches Fest und Erlebnis bieten, welches dem Gefühl einer kirchlichen Trauung nahekommen sollte.
Wir heirateten auf Johann Lafers „Stromburg“ in Stromberg mit 170 Gästen. Die standesamtliche Trauung fand auf dem Burgplatz statt, begleitet von einem Streichquartett. Überhaupt, der ganze Platz war überspannt von einer weißen Zeltlandschaft. Zum Empfang wurde der Burgplatz wie eine südeuropäische Orangerie geschmückt. Zur Trauung waren 170 weiße Hussen-Stühle aufgestellt, und zum Dinner wurde die Zeltlandschaft mit runden Tischen, Kandelabern und über 4 000 weißen kolumbianischen Rosen dekoriert. Es war ein unvergessliches Fest.
Was auch unvergesslich war, ist die Tatsache, dass Dieter zu unserer Hochzeit nicht erschien. Selbstverständlich hatten wir ihn eingeladen, aber er hielt es noch nicht einmal für nötig, uns abzusagen. Er kam einfach nicht. Ein Geschenk? Das gab es natürlich auch nicht.
Für mich war es insofern eine unangenehme Situation, da ich nicht wusste, wie ich den Medien erklären sollte, weshalb mein Partner nicht zu meiner Hochzeit erschien, obwohl wir uns als Modern Talking doch soooo super verstanden.
Natürlich betrieb ich Schadensbegrenzung und erzählte, dass Dieter einfach ungern auf solche Festivitäten ging. Um es auf den Punkt zu bringen: Dieter geht nirgendwohin, wo er nicht selbst im Mittelpunkt steht!
Claudia und ich haben die Abwesenheit von Dieter überlebt, und es hat keine bleibenden Schäden hinterlassen!
Nach der Hochzeit bekamen wir von der Zeitschrift Gala die Anfrage, ob sie mit uns eine große Urlaubsgeschichte fotografieren könnten. Wir suchten uns die Insel Ibiza aus, da wir uns seit unserem ersten Aufenthalt 1999 in die Insel verliebt hatten. Es war eine tolle Fotosession, die Gala druckte insgesamt acht Seiten. Fotos voller Lebensfreude und Romantik. Der Fotograf Stephan Pick machte die Bilder, und er hatte ein begnadetes Auge für besondere Momente. Es wurden wunderschöne Bilder von Claudia und mir.
Kurz nach der Gala-Veröffentlichung hatte Modern Talking eine Open-Air-Show an der Ostsee. Jeder von uns, also Dieter und Naddel sowie Claudia und ich, hatten jeweils einen eigenen Campingbus als Garderobe. Als ich anreiste, kam mir schon unser Tourmanager entgegen und erzählte, dass Dieter in seinem Van sei und nicht gestört werden wolle. „Mmmh“, komisch dachte ich, „vielleicht wieder Stress mit Naddel?“ Ich konnte es ja nicht ändern. Dieter verhielt sich mir und Claudia gegenüber bisher respektvoll, wenn auch manchmal etwas nervig.
Ich sah Dieter an diesem Tag das erste Mal auf der Bühne. Er sprach kein Wort mit mir. Komisch, ich stutzte. Was war denn los mit ihm? Es war schon eine seltsame Situation, wenn man dem Publikum die heile Welt verkaufen musste, aber keine Ahnung hatte, was auf der Bühne die nächste Reaktion des Partners sein würde. Ich ahnte damals auch noch nicht, dass
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