100 Prozent Anders
Talking“ einen Auftritt am Broadway in New York vor 3 000 Zuschauern. In Atlantic City kamen 4 500 Menschen zu meinem Konzert. Dieter lief Amok, als ich ihm von dem Erfolg erzählte. Bis heute behauptet er, ich hätte ihn damals hintergangen und wäre ohne sein Wissen auf Amerika-Tour gegangen. Doch das stimmt nicht.
Modern Talking hatte für Oktober und November 2002 eine Anfrage für eine Amerika-Tour bekommen. Dieter meinte, er habe keine Zeit, da er gerade als Juror der RTL-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) eingebunden sei. Dafür hatte ich Verständnis. Ich war schließlich nicht nur ein Frauen-Versteher, sondern auch ein Bohlen-Versteher. Die nächste Amerika-Anfrage kam dann für Februar 2003. Wieder hatte Dieter keine Lust. „Hach, ich weiß nicht so genau. Ich muss schließlich unser neues Album produzieren. Wir können die USA ja aufs späte Frühjahr verschieben.“ Auch da blieb ich noch entspannt. Die nächste Anfrage kam für Mai 2003. Ohne mit mir darüber zu sprechen, sagte er den Auftritt in unser beider Namen ab. Ich wusste da noch nicht, dass Dieter und RTL fürs Frühjahr eine DSDS-Tour geplant hatten. Klar, dass er keine Zeit gehabt hätte. Aber anstatt mir die Tour allein zu gönnen, spielte er, typisch Dieter, mal wieder ein ganz linkes Spiel. Er hatte einfach nicht die Eier in der Hose, mir offen zu sagen, dass er andere Pläne hatte. Das ist es, was ich ihm verüble, dass er nicht ehrlich zu seinen Partnern sein kann.
Um es kurz zu machen: Ich reiste alleine nach Amerika, und es war gigantisch. Kein Mensch hat Dieter vermisst. Im Gegenteil. Die Amis sagten: „Who the fuck is Dieter Bohlen?“ Sie wollten die Musik von Modern Talking hören, und die Stimme bin nun einmal ich.
Wie es zu dieser US-Tournee kam und wie es mit uns beiden dann weiterging, habe ich bereits am Anfang meines Buches beschrieben – das endgültige Aus für Modern Talking folgte!
Während des Sommerurlaubs in meinem Haus auf Ibiza schmiedete ich Pläne für die Zeit danach. Modern Talking war passé. Aber ich war ich, und ich hatte meine Stimme und meine Erfahrung. Ich hatte sofort Ideen für eine Solokarriere und telefonierte mit vielen Menschen, die mir weiterhelfen wollten. Dieter gab Interviews in verschiedenen Zeitungen, in denen er verlauten ließ, dass er nie ein schlechtes Wort über mich sagen würde. Die Zeit mit Modern Talking sei nun vorbei, und er habe neue Ziele. Ich traute seinen Worten nicht, dazu kannte ich ihn zu lange. Ein Dieter Bohlen gab so lange nicht auf, bis er der unbestrittene Sieger war und seinen Konkurrenten vernichtet hatte.
In den kommenden Wochen nahm ich neue Songs für mein Album auf. Ich konzentrierte mich ganz auf meine Arbeit und war voller Elan. Es sollte ein großartiges Album werden. Vor allem aber sollte die Sache nicht so enden wie nach der ersten Trennung von Modern Talking, als mein Soloalbum floppte. Der erste Song hieß „Independent Girl“ und war ein moderner Popsong. „Adult Pop“, also Erwachsenen-Pop, wie es so schön in unserer Musikwelt heißt.
Anfang Oktober rief mich Gaby Allendorf an. Wir hatten uns schon vor dem Comeback von Modern Talking Anfang 1998 kennengelernt. Gaby wurde als PR-Beraterin gebucht und beaufsichtigte und koordinierte unsere Interviews. Dieter und Gaby hatten sich nie gut verstanden. Welch ein Zufall! Dieter konnte ja grundsätzlich alles besser alleine, und seine „Welt der gedruckten Medien“ bestand nur aus Bild, Gala und Focus. Dass es aber Hunderte verschiedene Zeitungen und Magazine in Deutschland gab, die Interviews oder Kommentare haben wollten, ignorierte er einfach. Die restlichen Medien brauchte man seiner Ansicht nach nicht.
Gaby und ich hingegen verstanden uns von Anfang an gut, und wir kamen überein, dass sie meine Medienberatung übernehmen sollte. Das gefiel Dieter logischerweise überhaupt nicht. Weshalb braucht der Anders eine PR-Agentin? Eines Tages rief mich Gaby an und sagte: „Thomas, du hast morgen den Titel von Bild.“ „Wieso das denn?“, fragte ich noch recht locker. „Tja, das sagte man mir nicht. Es gibt einen Vorabdruck aus Dieter Bohlens neuem Buch ‚Hinter den Kulissen‘, und die Leute von Bild gaben mir den Rat, dass wir uns schon mal die besten Anwälte Deutschlands suchen sollten.“
Was war das denn jetzt!? So viel zu Dieters Ankündigung: „Ich werde nichts Schlechtes über Thomas Anders sagen!“ Ich hätte es mir eigentlich denken können.
Nun beschäftigte mich
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