100 Prozent Anders
Fotoshootings, einfach alles, was für den Erfolg eines neuen Albums wichtig war.
Ein, zwei Tage vor dem Meeting erhielt Alfred Bremm aus meinem Management einen Anruf vom NDR, der nachfragen ließ, ob ich mir eine Teilnahme am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) vorstellen könne. Ich war überrascht und neugierig und freute mich über das Interesse an meiner Person. Um jedoch eine Entscheidung treffen zu können, brauchte ich mehr Informationen. Für den deutschen Vorentscheid zum ESC war eine Sendung geplant, bei der nur drei Interpreten gegeneinander antreten sollten. Wer das sein sollte, stand noch nicht fest, aber der NDR suchte nach Künstlern, die sich im deutschen Showbusiness bereits einen Namen gemacht hatten, also keine Newcomer.
So weit, so gut.
Ich wartete auf die Veröffentlichung meines neuen Albums. Es bestand aus Coversongs, die also für den ESC nicht in Frage kamen. Bis auf das Intro. Meine Idee für das Album war, dass ich als Einleitung einen Titel singe, der auf die folgenden Songs einstimmen sollte. Unvergessliche Songs der Achtzigerjahre. Ich schrieb mit Achim Brochhausen und Ina Wolf „Songs That Live Forever“. Das Intro war knapp zwei Minuten lang und leitete zum ersten Oldie über. „Songs That Live Forever“ wäre also eine Möglichkeit für den ESC gewesen. Gut auch, um das neue Album zu promoten.
Wir wollten es wagen. Der Titel musste nun verlängert werden. Mehr Musik und mehr Text. Es ging also wieder ins Studio zum Einsingen. Natürlich war der Titel nicht als „klassischer“ Popsong komponiert. Er wurde eigens für das Konzeptalbum geschrieben. Meine damalige Plattenfirma wollte ihn kommerzieller haben. Also wurde Lucas Hilbert beauftragt, den Refrain „hitmäßiger“ zu machen, und ehe ich mich versah, verselbständigte sich das ganze Thema. Plötzlich war von meiner Grundidee kaum noch etwas übrig. Ich ging wieder ins Studio und nahm nun eine geänderte Version von „Songs That Live Forever“ auf.
Eigentlich hätte ich gerne auf einen imaginären „Stopp“-Knopf gedrückt. Was ich da sang, gefiel mir überhaupt nicht. Es ging aber nicht, da ich meine Teilnahme am ESC zu diesem Zeitpunkt nicht mehr rückgängig machen konnte. Und so nahm das Drama seinen Lauf. Meine Mitstreiter waren Vicky Leandros und die Band Texas Lightning, eine „Country-Pop“-Formation um den TV-Comedian Olli Dittrich.
Das Medieninteresse war riesengroß. In den letzten Tag vor dem Entscheid gab ich unzählige Interviews für TV, Radio und Presse und schaffte es dadurch auf bis zu 1 000 Pressemeldungen. Der TV-Bogen spannte sich von „Wetten, dass …?“ bis zu „Beckmann“.
Die Live-Sendung wird wohl in die Fernseh-Geschichte eingehen, denn ein kleiner Technikfehler ließ die komplette Sendung aus dem Ruder laufen.
Ich wartete hinter der Bühne auf mein „Go“ für die Bühne, damit ich meinen Wettbewerbsbeitrag vortragen konnte. Alles war durchdacht und aufeinander abgestimmt. Meine beiden Background-Sängerinnen sahen schick aus. Ich saß in meinem schwarzen Maßanzug am Flügel, und los ging’s. Aber nur circa drei Sekunden lang, denn dann blieb das Playbackband stehen.
Was war das? So etwas kann, darf im Grunde nicht passieren. Nicht bei einer so wichtigen Sendung. Über die Regie kam die Anweisung, dass es sofort weitergehen würde.
Also: Neue Konzentration, Haltung annehmen, und los geht’s. Und … nach circa drei Sekunden blieb das Playback wieder stehen. Ich dachte nur: Oh nein, nicht noch einmal! Und ich ahnte, dass in der Regie Panik ausbrach. Aber was soll’s. Die Show musste weitergehen. Beim dritten Versuch klappte es, und ich konnte meinen Song zu Ende bringen. Später erfuhr ich, was passiert war. Durch irgendeinen blöden Umstand wurde eine falsche Programmierung eingegeben, und so stoppte die digitale Spur des Playbackbandes nach wenigen Sekunden.
Ich gewann nicht und wurde Zweiter. Texas Lightning durfte nach Athen und Deutschland dort beim Eurovision Song Contest vertreten. Die Fehlstarts meiner Performance sind bis heute aber immer wieder in Fernseh-Rückblicken zu sehen. Peinlich, peinlich.
Ich belegte also nur den zweiten Platz, und auch hier galt: „The winner takes it all!“ Texas Lightning war das Top-Thema in den Medien, und Vicky Leandros und ich waren draußen. Schmerzlich für mein neues Album, das eine Woche später veröffentlicht wurde, denn die Medien schrieben kein Wort darüber. Die Begründung war ziemlich
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