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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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gar kein Eheleben im herkömmlichen Sinn führen konnten. Wir waren ja so gut wie nie allein.
    Bei unserer Hochzeit im Dezember 1984 hatte ich nicht die geringste Ahnung davon, was das Schicksal mit mir vorhatte. Eine Woche später schoss der Modern-Talking-Titel „You’re My Heart, You’re My Soul“ in die deutschen Charts.

Im Herbst 1984 stand für mich wieder eine neue Produktion mit Dieter in Hamburg an. Die Single „Es geht mir gut heut’ Nacht“ sollte aufgenommen werden, und so stand ich Anfang Oktober im Aufnahmestudio.
    Es war noch früher Nachmittag, und ich hatte mich schon eingesungen, als Dieter mich fragte, ob ich noch Zeit habe für einen neuen Titel. „Klar“, sagte ich, „klasse, ein neuer Song. Dann nehme ich die Abendmaschine nach Frankfurt.“ Dieter drückte mir eine Kassette und einen Text in die Hand, und ich verzog mich in einen Nachbarraum, um den Song einzustudieren.
    Ich war begeistert von dem Titel. Er war in englischer Sprache verfasst und hieß „You’re My Heart, You’re My Soul“.
    WOW! Ich war so froh, endlich auch mal was auf Englisch singen zu dürfen. Das klang für mich einfach viel moderner. Zudem fand ich es mit meinen 21 Jahren nicht gerade prickelnd, ständig Lieder mit Titeln wie „Es geht mir gut heut’ Nacht“ zu singen.
    Im Studio nahmen wir dann „You’re My Heart, You’re My Soul“ auf. Anschließend flog ich beschwingt und bester Laune nach Hause.
    Die Reaktion der Plattenfirma war unglaublich positiv.
    „Toller Song!“ – „Da kann man was draus machen.“ – „Ist mal etwas Neues“. Und dann der Vorschlag: „Wir sehen Thomas bei der Nummer mit einem Partner.“
    Die Single sollte also erscheinen. Bevor man das Projekt „Partnersuche für Thomas“ aber konkretisieren wollte, musste ja erst mal ein Name für das neue Projekt her. Hansa wollte bewusst meine und Dieters Identität als Komponisten verschweigen. Kein Thomas Anders, der schon einige wenige erfolgreiche deutschsprachige Titel veröffentlicht hatte. Und kein Dieter Bohlen, der sich schon seit Jahren um seinen Durchbruch als Songwriter bemühte. Es sollte alles komplett neu sein.
    Petra Schumann, die damalige Chefsekretärin der Hansa, machte sich Gedanken über einen Namen für uns. In den Charts war gerade die britische Band Talk Talk sehr erfolgreich mit ihren Synthie-Pop-Liedern. Es gab auch eine Band namens Talking Heads. Also kreierte Petra den Bandnamen „Modern Talk“. Dieter und ich fanden die Idee nicht schlecht, doch die Plattenfirma fand „Modern Talking“ runder und weicher für ein Duo. So wurde es dann gemacht. Danach ging es an die Umsetzung des Covers. Bloß keine Gesichter, wir sollten ja anonym bleiben.
    Mein zukünftiger Partner sollte einen Gegenpol zu mir darstellen. Ich, der feine, androgyn wirkende Part, der Zweite im Bunde kerniger und rustikaler.
    Die Idee, aus meinem Aussehen etwas Besonderes zu machen, hatte meine damalige Frau Nora. Also ließ ich mir die Haare wachsen, trug Seidenanzüge mit Schulterpolstern, dazu weiße Lackschuhe. In den Achtzigerjahren war das total angesagt. Ebenso wie der Umstand, dass sich Männer schminkten. Beispielsweise Nick Rhodes von Duran Duran, Boy George oder die Mitglieder von Depeche Mode. Man musste einfach anders aussehen, um als Künstler aufzufallen. Ich gefiel mir. Auch Dieter gefiel meine Wandlung vom braven Landjungen zum stylish-eleganten Popper. Dieter wurde kostenlos von Adidas ausgestattet, deshalb trug er plötzlich nur noch diese schrecklichen pastellfarbenen Trainingsanzüge. In der Hinsicht war er schon immer schmerzfrei. Wenn er etwas umsonst haben konnte, sagte er nicht nein. Hauptsache, er muss kein Geld für seine Kleidung ausgeben und verdient nebenbei mit den Klamotten noch Geld. Dieter ist der geizigste Mensch, den ich kenne.
    Von unserem Anderssein inspiriert, entstand in der Graphik-Abteilung der Plattenfirma das legendäre Plattencover, das einen weißen Turnschuh und einen schwarzen Lackschuh zeigte.
    Das Projekt Modern Talking war ursprünglich gar nicht mit Dieter geplant. Zumindest nicht auf der Bühne. Dieter sollte nur die Songs komponieren. Die Plattenfirma wollte mich als Sänger haben und mir ein Model an die Seite stellen. Mein Partner musste weder singen noch ein Instrument spielen können, er sollte einfach nur gut aussehen.
    Heute, nach dem Mega-Erfolg von Modern Talking, ist es gar nicht mehr nachzuvollziehen, dass Dieter niemals selbst auf einer Bühne stehen wollte. Sein

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