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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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zu tun?“, fragte sie mich. Ich musste schmunzeln.
    Dieses Medium war großartig. Als die dreiviertel Stunde, die wir der Frau bezahlt hatten, vorbei war, unterhielten Nora und ich uns noch privat mit ihr, und sie lud uns für den nächsten Tag zu sich nach Hause ein. Sie gab mit ihrem Mann eine kleine Tea-Party. Natürlich fuhren Nora und ich zu ihr nach East Croydon.
    Im Haus unseres Mediums wurden wir herzlich begrüßt. Die alte Dame erzählte uns, dass sie bis vor kurzem noch mit ihrem Schwiegervater im selben Haus gewohnt hätten. Er sei erst vor ein paar Monaten gestorben, und nach seinem Tod hätten sie und ihr Mann das Haus nach ihren Bedürfnissen umgebaut. Sie erzählte auch, dass sie nie ein gutes Verhältnis zu ihrem Schwiegervater gehabt und sie sehr unter seinem boshaften Verhalten ihr gegenüber gelitten habe. Aber, so sagte sie, das Leben geht nun mal seinen Weg …
    Nora und mir kam die Idee, sie zu fragen, ob sie uns nicht in Deutschland besuchen wolle. Wir würden ihren Flug bezahlen, und wir hätten auch genügend Freunde für sie, denen sie „Readings“ geben könne. Auf diese Art könne sie sogar nebenbei noch etwas Geld verdienen. Wohnen könne sie in unserem Penthouse. Das Medium reagierte zögerlich auf unser Angebot und erklärte uns, dass sie England noch nie verlassen habe. Eine Reise nach Germany sei in ihren Augen schon etwas sehr Abenteuerliches.
    Nora und ich redeten ihr gut zu. Am Ende des Abends stand fest: Anne, so hieß unser Medium, würde uns in den kommenden Wochen in Deutschland besuchen kommen.
    Irgendwann kam dann tatsächlich der große Tag. Am Telefon hatte ich versucht, Anne ihre Nervosität zu nehmen. Ich versprach ihr, dass ich am Flughafen, gleich hinter der Ankunftshalle, auf sie warten und sie dann sicher nach Koblenz fahren würde. Anne war froh, als sie mich sah. Ich begrüßte sie und nahm ihr den Koffer ab. Als wir zu meinem Auto kamen, war sie sichtlich überrascht. Ich fuhr damals eine Jaguar-Limousine. Anne hatte ja keine Ahnung, was ich beruflich machte und ob ich arm oder reich war. Sie gestand mir später, dass sie es als „so charming“ empfunden habe, dass ich sie mit einem Jaguar abholte. Sie dachte tatsächlich, ich hätte das englische Auto nur wegen ihr ausgeliehen.
    Wir kamen zuhause in unserem Penthouse an, und Anne sah sich um. Plötzlich stockte sie, als sie die vielen Goldenen Schallplatten sah. Sie sagte nur: „Oh my God, you’re famous!“ („Oh, mein Gott, du bist berühmt.“)
    Ich lachte mich halb schlapp. Nachdem wir mit Nora unseren Welcome Drink genossen hatten, begleitete ich Anne ins Gästezimmer. Sie machte sich frisch. Plötzlich hörten wir aus ihrem Zimmer einen schrillen Schrei. „Was ist los?“, fragte ich Nora erschrocken. Ich dachte zunächst an eine Spinne oder sonstiges Getier, das sich im Zimmer versteckt haben könnte. Ich lief zu Anne und öffnete ihre Tür. Anne stand dort und starrte auf ein Ölgemälde. Wir hatten es bei einer Auktion vor ein paar Wochen erstanden. Das Bild zeigte eine englische Landschaft im Winter. Ich fragte nur: „Was ist denn mit dem Bild?“ Anne hatte sich gefasst und stammelte: „Es hing jahrelang bei meinem Schwiegervater im Wohnzimmer.“
    Anne blieb für drei Tage bei uns und gab einige Sitzungen als Medium für unsere Freunde. Manche mit positiven Nachrichten, andere mit weniger schönen Informationen. Sie verpackte aber alles in positive Gedanken.
    Einige Jahre später habe ich noch einmal mit Anne telefoniert. Wir haben uns aber nie mehr wiedergesehen.
    Ich sehe meine Erfahrungen mit dem Übersinnlichen heute als Bereicherung meines Lebens. Ich weiß, dass es da im Universum etwas gibt, das ich mir nicht erklären kann. Ich habe nie wieder die „Association“ in London besucht und hatte auch nicht mehr das Bedürfnis. Ich kenne die verächtlichen Bemerkungen der „Nichtgläubigen“. Aber ich verfahre ganz einfach nach dem Prinzip: Ich kann euch nicht beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Ihr mir aber auch nicht, dass es keines gibt.
    ***
    Als ich Nora kennenlernte, gehörte ihr ein Riesenschnauzer. Waldemar. Die beiden liebten sich abgöttisch. Ich hatte wahnsinnigen Respekt vor diesem Hund. Ich war mal als Kind von einem kleineren Hund gebissen worden, und folglich verhielt ich mich Hunden gegenüber zurückhaltend.
    Noras Waldemar sprang jeden an, der sich seinem „Frauchen“ auch nur ansatzweise näherte. Er wollte sie verteidigen. Sogar der Föhn zum Trocknen

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