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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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wird gehen. Er wird eine neue Band gründen, mit einer Frau.“
    Das hatte ich nicht erwartet. Das konnte doch nicht sein. Dieter gründete eine neue Band? Mit einer Frau? Ich hatte ja schon immer geahnt, dass diese „Wahrsagerei“ etwas für Träumer und Gestrandete war, die vom Weg abgekommen waren. Nichts für ungut, liebe Karen, aber du liegst einfach falsch. Auch Wahrsagerinnen können mal einen schlechten Tag haben, dachte ich mir.
    Nach unserem Treffen mit Karen ging für mich der Alltag weiter. Ich legte die Prophezeiung ad acta und dachte keine einzige Sekunde mehr an Karen Page.
    Unser Album „Romantic Warriors“ und die Single „Jet Airliner“ erschienen in Deutschland und gingen auf Platz drei beziehungsweise Top sieben in die Charts. Modern Talking war immer noch erfolgreich.
    Nach unserer Sommerpause stand die Produktion für das nächste Album an. Es war unser sechstes Album, und das Prozedere war wie immer. Dieter schickte mir Musikkassetten mit seinen Demosongs nach Hause. Die Demos sind heute noch legendär. Ein Computerschlagzeug und eine Keyboardspur. Wenn er Zeit hatte, vielleicht noch ein Basslauf. Alles andere war mit seiner Quäk-Stimme dazugejault oder mit dem verbalen Hinweis versehen: „Da muss jetzt eine Gitarre hin.“ Egal, ich hatte mich im Laufe der Jahre an Dieters Arbeitsweise gewöhnt. Aber meine Freude an unserer Zusammenarbeit war zwischenzeitlich verlorengegangen.
    Im September 1987 saß ich an einem freien Abend zuhause und wollte mir eine neue Show im Fernsehen ansehen. „Was wäre wenn?“ mit Vera Russwurm und Hans-Jürgen Bäumler. Ich bin nicht der klassische Fernsehzuschauer, der stundenlang vor der Mattscheibe hängt. Ich habe immer ein paar TV-Zeitschriften zur Hand, aus denen ich mich über das aktuelle Programm informiere, und schalte ganz gezielt den Fernseher ein, wenn mich ein Format interessiert. So auch an diesem Abend. Vera Russwurm begann ihre Ansage und sprach von einer Weltpremiere: „Hier ist Dieter Bohlen mit seiner neuen Band Blue System und dem Titel ‚Sorry Little Sarah‘.“ Drei Typen und eine Frau!
    Wo war Karen? Unglaublich! Sie hatte es vorausgesehen, und ich hatte nichts geahnt.
    Hinter meinem Rücken hatte Dieter einfach eine neue Band gegründet. Modern Talking machte für ihn also wohl keinen Sinn mehr. Die Zusammenarbeit Thomas, Dieter, Nora, Plattenfirma war ausgereizt. Man passte einfach nicht mehr zusammen. So sehe ich das heute, damals war ich nur enttäuscht und … traurig.
    ***
    Ich bat um ein Gespräch mit Hans Blume. Hans Blume war ein cleverer und guter Mann. Ich hatte nie eine richtige Beziehung zu ihm aufbauen können, und ich glaube, dass es an meinem Alter lag. Ich Anfang 20, er Mitte 50. Ich voller verrückter Ideen, er ein solider Geschäftsmann. Aber er hatte das Herz am rechten Fleck. Ich rief ihn an und sagte ihm, dass Modern Talking so einfach keinen Sinn mehr machen würde. Unser Vertrag sah noch ein weiteres Album vor, und ich wollte dies auch abliefern, aber danach sollte einfach mal Schluss sein. Keine Trennung, sondern eine Pause, damit wir alle etwas Neues ausprobieren konnten. Damit meinte ich natürlich Dieter und mich. Dieter hatte schon den Startschuss zu einem neuen Projekt gegeben. Und auch ich wollte mit einer Solokarriere durchstarten.
    Hans Blume fand die Idee einer Pause sehr gut. Denn wenn man sich nicht trennt, muss man später keine Begründung für ein Comeback finden. Mit allen Beteiligten, auch mit Dieter, wurde abgesprochen, dass unser kommendes Album noch beworben werden sollte. Danach sollte Modern Talking eine Pause machen. Ich sang im Oktober die Songs von „In the Garden of Venus“ ein und flog zum ersten Mal Anfang November für über zwei Wochen mit meiner Frau in die USA.
    Nora und ich verbrachten die erste Woche in New York und waren fasziniert. Was für eine Stadt, was für ein Leben. Bis heute ist New York für mich die einzige Weltstadt auf unserem Planeten. Dort gibt es alles! Jede Kultur und jede Religion ist dort vertreten. Die ganze Welt in einer einzigen Stadt. Danach flogen wir nach Los Angeles. Was für ein Gegensatz. Nicht dieses geschäftige Treiben von NYC. Dieses Gewusel von Menschen auf der 5th Avenue. Frauen mit Businesskostüm und Turnschuhen. Nein. Los Angeles bedeutete: Go with the flow , lass dich treiben. Sonne und Rolls Royce-Cabriolet. Gehen wir heute an den Beach oder shoppen? Wo befindet sich die schönste Sonnenterrasse, wo können wir den Lunch einnehmen?

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