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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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Rest der deutschen Großstädte war für ihn Provinz. Wir hatten auch eine Show in Passau. Passau liegt ungefähr sechs Autostunden von Koblenz entfernt. Show-Time war 21.30 Uhr. Nora kam um 16 Uhr aus der Dusche. Koblenz-Time! Das konnte knapp werden. Aber wohl nicht knapp genug. Princess musste mit. Wer war Princess? Princess war unser Neuzugang, eine Afghanenhündin. Sie konnte natürlich nicht alleine in unserem Haus in Koblenz bleiben, also saßen Nora, unsere Freundin Jutta, mein Kumpel Guido, meine Wenigkeit und Afghanenhündin Princess um 16.30 Uhr im Auto und machten uns auf den Weg von Koblenz nach Passau. Noch mal zur Erinnerung! Sechs Stunden Fahrtzeit, 16.30 Uhr Abfahrt, hieß: frühestens 22.30 Uhr vor Ort. Das war mehr als knapp.
    Es wurde aber noch viel knapper, als ich es befürchtet hatte, denn allein auf dem Weg von Koblenz nach Frankfurt ereilten uns circa fünf Wolkenbrüche, die mit dem Auto eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h zuließen.
    Ich musste handeln! Wir fuhren zum Frankfurter Flughafen. Guido sprang rein ins Gebäude und kaufte vier First-Class-Tickets (gab es damals noch). Die beiden Mädels, ich und Hund mit Koffer zum Abflug.
    Heute wäre es undenkbar, dass man eine fast ausgewachsene Afghanenhündin ins Flugzeug schmuggelt. Damals hat es aber tatsächlich geklappt. Princess war ein schwarzer Afghane, und ich hing ihr beim Check-in einfach meinen schwarzen Cashmere-Pullover über.
    Wir saßen schweißgebadet im Flieger, Princess war immer noch mit Cashmere getarnt. Die Maschine hob ab, alles gut. Rauswerfen konnte man uns jetzt nicht mehr. Nach Erreichen der Flughöhe kam der Bordservice. Nicht so wie heute, wo man schnell ein Sandwich mit einem Drink unter die Nase gehalten bekommt. Nein, weißes Porzellan mit Vor-, Haupt- und Nachspeise, und natürlich Champagner. Princess verhielt sich wie eine erfahrene Vielfliegerin. Sie war da, und irgendwie doch nicht. Bis zu dem Zeitpunkt, als das Essen gereicht wurde. Dieser feine Geruch von Rinderfilet in Rotweinsoße stieg ihr in die Nase. Selbstverständlich wollte sie nicht nur riechen, sondern auch etwas sehen und am liebsten natürlich auch von der Köstlichkeit probieren. Sie schnellte also mit ihrer nassen Schnauze unter dem schwarzen Cashmere-Pullover hervor und berührte die Stewardess am Arm, just in dem Moment, als sie mir lächelnd mein Tablett servieren wollte. Ich sehe die Szene noch in Zeitlupe vor mir.
    Die Stewardess zuckte zusammen, schrie laut los, das Tablett flog samt Speisen durch die Kabine, landete auf dem Gang, und alle Passagiere waren zu Tode erschrocken. „Was um Himmels Willen ist das?“, kreischte die Stewardess. Ich kleinlaut: „Ein Hund.“ „Wie kommt der hier rein?“ Die gute Frau hatte mittlerweile völlig die Fassung verloren. „Äh, auf meinem Arm“, erklärte ich ihr, jetzt schon weniger kleinlaut. „Das ist verboten. Der Hund muss hier raus“, befahl sie. Mein Gott, dachte ich, die machte aus unserer Princess ja eine richtige Staatsaffäre.
    Ich sah sie verdutzt an: „Wie, der Hund muss hier raus? Soll ich mit ihm auf die Terrasse gehen, oder was schlagen Sie vor?“ Ich hatte mein Selbstbewusstsein zurückerlangt und betrachtete sie abfällig. „Das wird ein Nachspiel haben“, keifte sie. Ich dachte mir nur: Liebes Mädel, ich habe andere Sorgen, denn in drei Stunden muss ich in Passau auf der Bühne stehen. Und beste Freunde werden wir beide sowieso nicht mehr.
    Mit leichter Verspätung kamen wir in Passau an. Egal, die Show war ein voller Erfolg, und ich hatte an dem Tag zwei Menschen, die mich hassten: die Stewardess und Dieter Bohlen.
    ***
    Der Abschluss der Tournee sollte in München im Zirkus Krone stattfinden.
    Dieter hatte sich für Nora und mich eine besondere Überraschung einfallen lassen. Er hasste es bei jeder Show, dass er mit Nora und Jutta auf einer Bühne stehen musste. Zwei Frauen, die nichts von Musik verstanden und nur für die Optik gut waren. Er lehnte dies rigoros ab. Zwölf Jahre später machte er das Gleiche mit seiner damaligen Lebensgefährtin Nadja „Naddel“ Abd el Farrag. Aber wie lautet das Sprichwort: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe!“
    Doch zurück in den Zirkus Krone in München. Es wurde mir zugetragen, dass Dieter für diese Abschluss-Show, woher auch immer, zwei mir völlig unbekannte Damen geordert hätte, die auch auf der Bühne stehen sollten. Man kann sich vorstellen, was backstage los war.

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