100 Prozent Anders
mir die Augen liften lassen. Noch sind sie ein kleines bisschen geschwollen, aber in drei Wochen sind sie genau richtig.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Joghurt. Vor mir saß eine 81jährige Frau, die sich vor zwei Wochen die Augen hatte liften lassen. Unglaublich! Wenn ich das meinen Freunden in Deutschland erzählte, glaubte mir das kein Mensch. „Ja, und was sagt dein Arzt?“, fragte ich, um Interesse zu bekunden. „Was soll er schon sagen, Darling? Er meint, die Augen werden großartig. Allerdings haben sie während der Untersuchung festgestellt, dass ich einen bösartigen Tumor im Unterkiefer habe.“ „Wie? Einen Tumor?“, fragte ich entgeistert. „Ach, keine Sorge“, sagte sie, „ich bin ja schon in Behandlung. In meinem Alter wächst das Gewebe nicht mehr so schnell. Aber die Augen werden traumhaft“, wechselte sie schnell das Thema.
Ein halbes Jahr später war ich wieder in Deutschland, als Ethel ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es ging ihr nicht gut. Sie hatte Schmerzen und konnte nicht mehr richtig sprechen. Ich rief sie eines Abends im Krankenzimmer an, doch nach fünf Minuten beendete sie unser Gespräch. „Thomas“, erklärte sie mit leiser Stimme, „ich habe große Schmerzen beim Sprechen. Lass uns doch nächste Woche telefonieren. Dann geht’s mir besser.“ Ich verabschiedete mich von Ethel und wusste in diesem Moment, dass ich ihre Stimme zum letzten Mal gehört hatte. Ich fühlte mich wie benommen, setzte mich an den Flügel und schrieb den Song „Dance in Heaven“, der später auf meinem Album „Down on Sunset“ erschien.
Wenige Tage später starb Ethel. Nora und ich waren unendlich traurig über den Verlust dieser großartigen, einzigartigen Frau. Noch heute denke ich regelmäßig und mit einem Lächeln auf den Lippen an die liebe Ethel.
Ich liebte das Leben im sonnigen Los Angeles. Wenn ich morgens im Bad meine Zähne putzte, blickte ich auf zwei Palmen, die sich leicht im Wind bewegten. Danach ging es ins Fitnessstudio oder an den Strand. Den Lunch nahm man am Sunset Plaza oder im Restaurant „Ivy’s“ ein und ging danach zum Shoppen auf den Rodeo Drive oder den Melrose Drive. Abends traf man sich im Bistro „Garden“, im „Spago“ oder in der „Orangerie“. Zwischendurch hatte ich entspannte Termine mit Managements und Künstlern.
Nach einem halben Jahr Musikpause hatte es dann jedoch wieder in mir zu kribbeln angefangen. Irgendetwas fehlte mir. Ich traf den Sänger Peter Cetera, die Stimme der Band Chicago, um mit ihm über eine Produktion zu sprechen. Wir saßen im Café und unterhielten uns. Er war total angetan von mir und wollte mich produzieren. Ich war auch in Kontakt mit Barry Manilow, Eric Carmen und Lionel Richie. Das Projekt scheiterte einfach an den Kosten. Lionel Richie verlangte 100 000 Dollar für einen von ihm geschriebenen Song. Barry Manilow wollte 60 000 Dollar und Peter Cetera bestand auf einem nach oben offenen Budget. Sollte ihm eine Version des produzierten Songs nicht gefallen, wollte er die Option haben, noch mal von vorne anfangen zu können. Wir telefonierten einige Male, und einmal erwischte ich ihn beim Fliegenfischen in Montana. Okay! Es sollte nicht sein! Fliegenfischen und ein europäischer Künstler, der eine Million Dollar für sein Album ausgeben sollte, das passte einfach nicht zusammen.
***
In Deutschland hatte ich zwischenzeitlich Kontakt mit der Plattenfirma East-West-Records, ehemals Teldec. Man wollte einen Vertrag mit mir machen, und wir trafen uns zu Gesprächen. Irgendwann erzählte ein Verantwortlicher, dass Dieter Bohlen angerufen habe und die Firma vor mir warnte, da ich unprofessionell arbeiten würde. Er habe gemeint, dass es besser wäre, wenn man keinen Vertrag mit mir abschließen würde. Ich konnte es nicht fassen. Was für eine Unverschämtheit!
Die Plattenfirma scherte sich zum Glück kein Bisschen um Dieters Geschwätz. Sie nahmen mich unter Vertrag. Wie ich nach und nach erfuhr, hatte Dieter auch bei verschiedenen Fernsehsendern angerufen und mich schlecht gemacht. Angeblich würde ich immer in letzter Sekunde absagen und sei wahnsinnig unpünktlich. Er behauptete auch noch verschiedene andere Sachen über mich, von denen rein gar nichts zutraf.
Es hatte einmal eine Situation mit Modern Talking in Barcelona gegeben. Die Plattenfirma hatte uns nach einem Auftritt zum Essen eingeladen. Ich hatte einen Bärenhunger und konnte mich nicht entscheiden, was ich bestellen sollte. Daraufhin sagte
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