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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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den Medien. Ich wusste zwar, dass Menschenrechte verletzt wurden. Aber war es in der DDR nicht genauso? Oder teilweise sogar in den Südstaaten der USA? Ich hatte selbst miterlebt, wie Farbige auf den Straßen von Los Angeles behandelt wurden. Auf jeden Fall nicht nach der Menschenrechtskonvention! Meine Bedingung für ein Gespräch mit dem Agenten war, dass Angehörige aller Rassen auf mein Konzert gehen konnten. Ich bekam per Telex eine Bestätigung, und der Geschäftsmann reiste eine Woche später in Koblenz an, um mit mir den Vertrag auszuhandeln.
    Wir saßen in meinem Büro und besprachen die Eckdaten. Wie viele Shows, wie viele Besucher, Technik, Anreise, Unterkunft und natürlich meine Gage. Es sollten insgesamt acht Shows werden. Zwei in Johannesburg und sechs in Sun City.
    Sun City war ein Freizeit- und Vergnügungskomplex mitten im Nichts von Südafrika. Das Land, oder besser gesagt die Gegend, hieß „Bophuthatswana“ und war ein Homeland im Nordwesten Südafrikas. Ein Resort der Superlative. In Südafrika war Glücksspiel verboten, jedoch nicht in Sun City. Jedes Wochenende zogen die Südafrikaner zu Tausenden in der Stadt ein, die nur 150 Kilometer von Johannesburg entfernt war.
    Nora besprach mit dem Agenten die Ticketpreise und letztendlich mein Honorar. Er bot mir 750 000 Mark für acht Shows. Ich werde die Situation nie vergessen: Nora nahm den Taschenrechner, tippte wie wild Zahlen ein und erklärte nach etwa zwei Minuten: „Ich mache Ihnen folgendes Angebot: Mein Mann gibt acht Shows für eine Million Mark! Ich stelle Ihnen gerne unser Telefon zur Verfügung, damit Sie sich mit Ihrem Büro in London absprechen können. Mein Mann und ich gehen nach draußen, und Sie haben 15 Minuten Zeit.“
    Der Agent tobte. Es sei eine Unverschämtheit, ihn nach Koblenz kommen zu lassen und zu erpressen. Die Gagenforderung stünde in keiner Relation zu den Einnahmen etc. Nora und ich verließen das Zimmer. Ich sagte zu ihr, sie solle den Bogen nicht überspannen. 750 000 Mark für ein paar wenige Konzerte seien schließlich „gutes Geld“, und ein Deal sei nur dann gut, wenn alle Parteien zufrieden seien und daran verdienen würden. Doch Nora blieb (wie immer) stur.
    Nach 15 Minuten betraten wir wieder das Zimmer. Der Agent lächelte uns an und erklärte: „Der Deal ist perfekt! Eine Million Mark für acht Shows.“ Nora sah mich an und sagte nur: „Eine Million Mark sind doch besser als 750 000 Mark, oder?“ Sie lächelte.
    Das erste Mal flog ich im September 1988 nach Sun City, das zweite Mal im März 1989. Sun City war ein Traum. Ich spürte nichts von Apartheid. Unser Stage-Manager Bill war ein Farbiger und ein total cooler Typ. Er machte einen brillanten Job. Auch viele seiner Kollegen waren farbig. Das gefiel mir. Ich will die Apartheid nicht beschönigen. Ich habe auch in Johannesburg damals getrennte Busse für „Black People“ und „White People“ gesehen. Aber in Sun City arbeiteten „Schwarz“ und „Weiß“ respektvoll zusammen.
    Mein Konzertsaal, die Superbowl, war gigantisch. Eine Arena für 8 000 Menschen mit einer perfekten Bühne. Ich wollte für meine Shows ein Bühnenbild ganz in Weiß. Weiße Rückwände, weiße Boxen und weißer Fußboden. Jeder Wunsch wurde mir erfüllt. Meine Garderobe war bestimmt 200 Quadratmeter groß und durch eine Flügeltür von der Garderobe meiner Musiker getrennt. Ich hatte zwei Bedienstete, die an meinem persönlichen Buffet standen und mir jeden Wunsch von den Augen ablasen. Hier ein bisschen Salat oder indisches Curry oder doch vielleicht etwas Geschnetzeltes mit Rösti? Dazu Weißwein oder lieber noch einen Gin-Tonic als Aperitif?
    Zwei Wochen vor mir war Barry Manilow hier zu Gast. Nach Ende meiner Show-Serie sollte Liza Minelli auftreten. Es war gigantisch! Jeder meiner Auftritte war ausverkauft und ein voller Erfolg. That’s Show-Business!
    In Sun City stand ein Fünf-Sterne-Hotel neben dem anderen. Es gab Golfplätze und jede Menge Spielcasinos. Ein bisschen kam mir Sun City vor wie ein Spieleland für Erwachsene. Am Wochenende war dort die Hölle los. Die Menschen kamen aus Johannesburg oder aus Durban und machten sich ein schönes Wochenende. Vor allem wollten die Menschen unterhalten werden. Dafür hatte man unter anderem mich gebucht. Die Männer vergnügten sich abends im Spielcasino, die Frauen gingen zu Thomas Anders.
    Für Nora und mich waren die drei Wochen in Sun City eine Zeit wie im Paradies. Ich musste nur an den Wochenenden

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