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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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Dieter zu mir: „Mein Gott, dann bestell halt einfach alles, was auf der Speisekarte steht, und such dir dann aus, was du davon essen willst.“ Ich sagte: „Tickst du noch ganz richtig? Ich kann mir doch nicht 20 Gerichte bestellen.“ Darauf er: „Die Plattenfirma bezahlt doch, ist doch piepegal.“ Ich bestellte mir dann zwei verschiedene Gerichte, da ich auf beides Lust hatte. Das war für mich vertretbar. Jahre später, als mein Soloalbum auf den Markt kam, hörte ich, dass Bohlen herumerzählte, ich würde in jedem Restaurant immer die komplette Speisekarte bestellen, obwohl ich dann im Grunde kaum etwas davon essen würde. Also genau das Gegenteil dessen, wie es sich tatsächlich abgespielt hatte. Typisch Dieter. Ein solches Verhalten ist in meinen Augen einfach total mies.
    Ich unterschrieb also 1989 meinen Vertrag mit East-West und nahm mein erstes Soloalbum auf. Das Album wurde von Peter Ries, Alan Tarney und Gus Dudgeon produziert.
    Peter Ries ist bis heute einer meiner liebsten Musikerfreunde. Ich kannte Peter noch aus der Zeit meiner Tournee mit Tommi Ohrner. Er trat damals als Solokünstler unter dem Namen Gilbert auf und hatte einen kleinen Hit gelandet mit „Ferien unterm Apfelbaum“. Peter ist mittlerweile ein erfolgreicher Produzent, der für viele große Künstler Hits geschrieben und produziert hat. Bei meinem Album „Songs Forever“ war er verantwortlich für die Stimmaufnahmen. Peter ist ein ganz lieber Freund von mir.
    Zu Alan Tarney, der unter anderem mit Produktionen für die Shadows, Cliff Richard, David Cassidy, Tom Jones und die norwegische Band a-ha erfolgreich war, habe ich keine enge Beziehung mehr. Ich war für einen Nachmittag in seinem Studio in London und nahm drei Songs auf. Mehr nicht! Ich erinnere mich, dass ich damals leicht erkältet war und mir permanent die Nase putzen musste. Ich ging also ins Studio und fing an, einen Song nach dem anderen zu singen. Für mich klang alles sehr nasal, und ich fühlte mich gar nicht wohl.
    Nach etwa einer Stunde hatte ich meine drei Songs eingesungen und dachte eigentlich, dass es jetzt an die Arbeit gehen würde, an den sogenannten Feinschliff. Aber Alan Tarney meinte nur: „Super! Alles okay.“ Ich war sprachlos. Traute mich aber nicht zu widersprechen. Es war die unbefriedigendste Studiosession meines Lebens.
    Trotzdem liebe ich einen dieser drei Song besonders. „Soldier“. Ich singe dieses Lied auch heute noch in fast jeder meiner Shows.
    Gus Dudgeon wiederum war etwas ganz Besonderes. Er war der Produzent von Elton John, aber gleichzeitig total wirr. Er fuhr einen Mercedes-SL und war sich sicher, dass die Straßen ihm gehörten und er jede Fahrspur nutzen konnte, wie es ihm gefiel. Zumindest fuhr er wie der Henker, ohne sich auch nur im Entferntesten über mögliche Konsequenzen Gedanken zu machen.
    Ich war regelmäßig schweißgebadet, wenn ich mit Gus Auto fuhr. Er ignorierte sämtliche Verkehrsregeln. Leider wurde ihm seine Fahrweise tatsächlich zum Verhängnis. Gus hatte im Jahr 2002 einen schweren Autounfall, er und seine Frau Sheila waren sofort tot.
    Meine Songs nahm ich im Haus von Alan Parsons auf. Einem Herrenhaus, etwa 90 Minuten südlich von London gelegen. Das heißt: Mitten in der Pampa! Es war ein riesiges Anwesen, direkt neben einem Friedhof. Alan hatte sich einige Kilometer entfernt ein neues Haus gekauft und überließ Gus Dudgeon und mir freundlicherweise seine Herberge inklusive Studio. Gus und ich wohnten ganz alleine dort. Es war wirklich ein riesiges Herrenhaus mit unendlich vielen Zimmern und einem imposanten Park.
    Mein Zimmer war in einem Trakt des Hauses, das von Gus in einem anderen. Ich mochte Gus. Er war lustig und redselig und weltoffen. Nur seine Arbeitsweise machte mich fertig. Er war ein sogenannter Nachtmensch. Nicht das, was man gemeinhin als Nachtmenschen bezeichnet, gegen zwei Uhr nachts ins Bett und morgens um zehn Uhr aufstehen. Nein, weit gefehlt. Der gute Gus stand nie vor 16 Uhr auf und fing nie vor 18 Uhr an zu arbeiten. Ich gehöre mehr zu den Morgenmenschen. Ich genieße die Ruhe am frühen Morgen und finde langsam in den Tag hinein. Ich stehe gegen acht Uhr auf, frühstücke nach dem Bad eine Kleinigkeit, so fängt für mich ein guter Tag an. Mit Gus und mir waren zwei Extreme aufeinandergeprallt.
    Alan Parsons hatte uns glücklicherweise seine Haushälterin zur Verfügung gestellt. Sie kam morgens und deckte für uns den Frühstückstisch. Das Esszimmer, oder besser gesagt: der

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