100 Prozent Anders
auftreten, unter der Woche hatte ich frei. Wir wohnten in einer Suite in einem der Fünf-Sterne-Hotels. Auch meine Band war erstklassig untergebracht. Das war für uns alle Urlaub. Unser Hotel hatte einen riesengroßen Pool, der als See angelegt war. Das Wasser hatte verschiedene Temperaturen, je nachdem, an welcher Stelle man sich befand.
Mitten drin stand ein Felsen, in dem ein Restaurant untergebracht war. Dort arbeitete ein farbiges Mädchen, sie bat mich um eine Autogrammkarte. Blöderweise hatte ich in dem Moment keine bei mir. Nora meinte, es sei kein Problem, sie würde welche aus unserer Suite holen. Ich setzte mich also schon mal an den Tisch und wartete auf meine Frau. Als sie nach einer Viertelstunde zurückkam, wollte ich der jungen Frau das Autogramm geben – doch ich wusste partout nicht mehr, wie sie aussah. Das meine ich jetzt überhaupt nicht rassistisch oder böse, nichts läge mir ferner! Aber in dem Restaurant arbeiteten fast zwei Dutzend junger Mädchen, die für uns alle gleich aussahen.
Ich ging zum Restaurantchef und sagte: „Eine nette Bedienung hat sich ein Autogramm gewünscht. Leider weiß ich nicht mehr, welches die Frau ist.“ Prompt mussten sich alle Kellnerinnen in Reih und Glied aufstellen, und diejenige, welche das Autogramm wollte, sollte hervortreten. Das arme Ding traute sich aber nicht, weil sie Angst vor ihrem Chef hatte. Vor mir standen also fünfzehn Servicekräfte. Alle farbig. Alle gleich angezogen und für mich gleich aussehend. Und alle guckten zu Boden. Ich kam mir vor wie ein Kriminalkommissar, der den Täter suchte. Mir war das alles furchtbar peinlich. Also sagte ich in die Runde: „Ich lege das Autogramm da vorn neben den Ausgang auf den Tisch. Wer es haben möchte, kann es sich nehmen.“
Ich habe später nicht mehr nachgefragt, wer es nahm. Als wir mit dem Essen fertig waren, war die Autogrammkarte weg.
In Sun City kam man sich vor wie ein König. Einmal hatten Nora und ich Hunger, wir wollten das Zimmer aber nicht verlassen. Also bestellten wir Essen beim Room-Service. Als ich anrief, meinte die Dame, auf Grund der langen Wege würde es einige Zeit, maximal jedoch 25 Minuten, dauern, bis die Bestellung bei uns sei. Kein Problem. Als wir nach 45 Minuten indes immer noch kein Essen hatten, rief ich nochmals an und bekam die Auskunft, dass das Mädchen mit unserem Essen unterwegs sei. Wieder eine halbe Stunde später war sie immer noch nicht da. Ich rief wieder den Room-Service an und bekam erneut die Antwort, das Mädchen sei längst zu uns unterwegs.
Zwei Stunden später wurde eine zweite Servicekraft losgeschickt, die nach ihrer Kollegin suchen sollte. Sie fand sie auch: Das arme Ding stand seit geschlagenen zwei Stunden mit unserem Tablett vor der Rolltreppe und traute sich nicht, sie zu betreten, da sie noch nie zuvor eine solche benutzt hatte und nicht wusste, wie diese funktionierte. Sie hatte Angst, war schweißgebadet, traute sich aber nicht, in die Küche zurückzugehen und Hilfe zu holen.
Der Hotelchef entschuldigte sich bei uns und ließ frisches Essen bringen. Zum Glück wurde das arme Mädchen nicht entlassen. Ich hatte den Direktor extra darum gebeten. Man hat ihr dann aber zumindest erklärt, wie man auf einer Rolltreppe fährt.
Nach unserer Show in Johannesburg flog ich ohne Nora nach Frankfurt zurück, da ich einen wichtigen Termin in Deutschland hatte. Nora blieb noch ein paar Tage mit ihrer Freundin in Südafrika. Kaum war ich weg, passierte ihr eines ihrer typischen Missgeschicke.
Nora besaß unfassbar viel und teuren Schmuck. Beispielsweise trug sie immer eine mit Brillanten verzierte Uhr von Baume & Mercier und mehrere Brillantringe. Auf dem Weg zum Frühstück merkte sie, dass sie vergessen hatte, sich die Hände einzucremen. Nora ging also zurück in die Suite, legte ihren 100 000-Mark-Schmuck aufs Bett und betrat das Badezimmer. Die Suite war 200 Quadratmeter groß, so dass man nicht mitbekam, wenn jemand hereinkam. Als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte, war das Bett abgezogen – und der ganze Schmuck weg! Ein Riesendrama! Nora schrie das Zimmermädchen an, das nebenan sauber machte. Die wusste gar nicht, was los war, und fing sofort an zu heulen.
Völlig aufgelöst rief Nora beim Hoteldirektor an. Der gute Mann erklärte meiner Frau, dass die Zimmermädchen die Betten abziehen und die Schmutzwäsche in einen 20 Meter tiefen Schacht werfen würden, damit diese direkt in der Wäscherei ankäme. Nora raste also los Richtung
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