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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ging die Post.
    Wieder
keine Gelegenheit, dachte Tom, von Omas Spende zu berichten. Locke muß es wissen.
Aber wenn ich Gunter einweihe, wird er Oma das Geld erstatten. Oder er stupst
Helga an, und sie gibt es zurück. Und schon wird die Sache wahnsinnig
kompliziert. Kommt nicht in Frage! Oma und ich haben unser Geheimnis.
    Es war
dunkel. Schneewolken bauten sich am Nachthimmel auf.
    Als der
Saab über die Landstraße zischte, spürte Gunter die Glätte.
    Aber er
hatte seinen Wagen schon frühzeitig, nämlich vorige Woche, umgerüstet. Der Saab
trug seinen zweiten Satz Felgen — die mit den Winterreifen.
    „Er muß sie
wahnsinnig geliebt haben“, sagte Locke, als sie sich Gernhausen näherten.
    Gunter
konzentrierte sich auf die Fahrbahn.
    „Raukel?“
fragte Tom. „Hat er bestimmt. Denn wenn man bedenkt: Ein Jahr lang ermittelt
er. Gibt nicht auf. Und dann, als er fündig wird, entschließt er sich zum Mord.
Daß er sich den Folgen nicht entziehen kann, hat er gewußt.“
    Locke
seufzte. „Raukel ist sicherlich ein romantischer Typ.“
    „Aber nicht
ganz dicht unter der Gehirnschale“, sagte Gunter. „Es besteht kein Grund, ihn anzuhimmeln.“
    „Wer sagt
denn das, Papi: Ich finde es nur sehr schön, wenn Liebe ewig dauert.“
    „Richtig.
Aber das berechtigt keinen, sich als Scharfrichter aufzuspielen.“
    Aus der
Dunkelheit tauchten Häuser auf. Flache Bauten, geducktes Fachwerk.
    Tom sah
Scheunen, Toreinfahrten, zwei Traktoren und einen dampfenden Misthaufen.
    Gunter fuhr
über den Dorfplatz und an der Kirche vorbei. Podbilskas Kfz-Werkstatt lag auf
der anderen Seite des Dorfes.
    Eine
Tankstelle gehörte dazu.
    Jetzt
erfaßten die Scheinwerferstrahlen zwei Zapfsäulen und ein zurückgesetztes
Glashäuschen. Noch weiter zurückgesetzt lag die Werkstatt. Sie und das Wohnhaus
befanden sich unter einem Dach.
    Nur im
Wohnhaus brannte Licht.
    Als die
drei vor der Haustür standen, suchten Gunter und Tom vergebens nach einer
Klingel.
    Locke
klopfte an das Fenster, hinter dem Licht brannte. Hineinsehen konnte sie nicht.
Dicke Vorhänge schirmten ab.
    Nach einer
Weile wurde die Tür geöffnet.
    Vor dem
Funzellicht des Hausflurs hob sich ein vierschrötiger Typ ab. Er roch nach Bier
und hatte die Daumen in seine breiten Hosenträger gehakt.
    „Was ist?“
begehrte er zu wissen.

    Gunter
stellte sich vor. „Sind Sie Heinz Podbilska?“
    „Bin ich.
Aber Ihre Zeitung gefällt mir nicht. Glauben Sie nur nicht, daß ich die
bestelle. Ich lese den Anzeigen-Hausfreund. Der kommt einmal in der Woche —
kostenlos.“
    „Ich will
Ihnen kein Abonnement (ständiger Bezug von Zeitungen) aufschwatzen,
sondern habe Fragen an Sie. Es geht um das, was Sie Polizeimeister Raukel heute
mittag erzählt haben.“
    Podbilska
schien zusammenzuzucken.
    Er hatte
ein schwammiges Gesicht, in dem sich schmale Schlitzaugen hastig bewegten.
Seine Stimme dröhnte, hatte aber einen blechernen Unterton.
    Tom
überlegte. Irgendwann, irgendwo hatte er eine ähnliche Stimme schon gehört.
Oder bildete er sich das nur ein?
    „Äh, dann
sind Sie kein Zeitungswerber?“ fragte Podbilska. „Sie müssen entschuldigen.
Aber ich habe Ihren Namen nicht verstanden.“
    „Rehm.
Gunter Rehm.“
    Podbilska
glotzte ihn an. Sein Unterkiefer sackte auf den fetten Hals.
    „Ah, so!
Ja. Freut... freut mich. Wollen Sie reinkommen?“
    Sie folgten
ihm in einen Wohnraum voller zusammengestückelter Möbel. Leere Bierflaschen und
eine fast volle Schnapsflasche standen auf dem Tisch.
    Podbilska
hatte anscheinend feste Vorstellungen davon, wie ein Arbeitstag zu beschließen
sei.
    Niemand
setzte sich.
    Der
Hausherr, der offenbar allein lebte, lehnte sich gegen einen altdeutschen
Schrank.
    „Polizeimeister
Raukel war bei Ihnen“, sagte Gunter. „Sie wissen, wovon die Rede ist.“
    Podbilskas
Blicke wieselten.
    Der fühlt
sich in der Falle, dachte Tom, mit dem Rücken an der Wand. Tatsächlich, er
schwitzt sogar.
    „Ja, ich
weiß“, nickte der Kfz-Mechaniker. „Ist denn was passiert? Woher haben Sie von
alldem erfahren?“
    „Raukel hat
versucht, Karl-Otto Lorenz zu erschießen. Es ist nicht geglückt. Aber Lorenz
kam nur knapp mit dem Leben davon. Haben Sie geahnt, was Raukel vorhat?“
    „Ich?“ Er
schien zu überlegen. „Nö. Wie sollte ich. Sitze doch nicht in seinem Kopf. Der
Bul... der Polizist war doch dienstlich hier, oder? Als gesetzesfürchtiger,
ehrlicher Bürger habe ich ihm die ganze Schose mitgeteilt.“
    „Da
schätzen Sie sich aber hoch

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