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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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enthielt. Keine Mark der Lohngelder, keinen Pfennig des Weihnachtsgeldes,
das in der kommenden Woche ausgezahlt werden sollte; an die Belegschaft der
Firma.
    „Also zum
Flughafen“, sagte Bernd, der Fahrer.
    „Bitte!“
    Himmel, war
das knapp gewesen! dachte Schächt, während er sich bequem zurücklehnte. So ein
Fehler durfte ihm nicht wieder passieren. Nerven! Weil er übernervös war — und
auch ängstlich, hatte er seine fünf Sinne nicht beisammen gehabt. Nicht
auszudenken, wenn der Dieb mit dem Koffer getürmt wäre.
    Jetzt muß
ich mich zusammennehmen! befahl er sich. Diebe lauern überall.
    „Welche
Maschine wollen Sie denn erreichen?“ fragte Bernd.
    „Was?“
    „Ich frage
deshalb, weil wir einen Umweg machen müssen.“
    „Wieso?“
    „Eben kam’s
im Dritten Programm als Verkehrsmeldung durch. Der Flughafen-Zubringer ist
gesperrt.“
    „Ach, du
liebe Güte. Macht aber nichts. Ich habe genug Zeit. Meine Maschine geht um
Mitternacht.“
    „Kein
Problem.“ Bernd hatte sich in den fließenden Verkehr eingefädelt und fuhr auf
die Ampel zu.
    „Weshalb
ist der Zubringer dicht?“ fragte Schächt.
    „Auf ein
Konsulat — in der Wertheimer Allee, glaube ich — wurde vorhin ein
Sprengstoff-Anschlag verübt. Zum Glück ist niemand ums Leben gekommen. Aber die
Autobombe hat offenbar eine riesige Verwüstung angerichtet. Bäume sind
umgestürzt, parkende Fahrzeuge brennen, zwei Häuser sind beschädigt. Man
begreift es nicht. Wohin soll dieser Wahnsinn noch führen?“
    „Jaja.“
    „Wir fahren
am besten über den neuen Abschnitt der Stadtautobahn“, sagte Bernd. „Über die
Große Schleife. Um diese Zeit ist dort kein Stau. Wir verlieren höchstens eine
Viertelstunde.“
     
    *
     
    Locke und
Eugenie unterhielten sich.
    Tom wollte
sich beteiligen, aber der Fahrer erklärte ihm eben, daß sie den kürzesten Weg
nach Birkenrode nicht nehmen konnten. Wegen des Sprengstoffanschlags.
    „...über
den Flughafen-Zubringer und dann weiter in Richtung Otternbach“, meinte der
Fahrer. „Das ist die direkte Verbindung. Aber die Polizei hat alles abgesperrt.
Nicht mal Anlieger dürfen durch.“
    Tom
überlegte. „Wenn Sie über das neue Teilstück der Stadtautobahn fahren — ein
großer Umweg ist das nicht.“
    „Kaum der
Rede wert“, nickte der gemütliche Typ. „Diese Strecke fahre ich sowieso
lieber.“
    Ist das
wieder ein Freitagabend, dachte Tom. Ein Polizist dreht durch und will diesen
Lorenz erschießen. Wahnsinnige — mit irgendeiner fixen Idee auf dem Programm —
zünden eine Autobombe, die unbeschreiblichen Sachschaden anrichtet. Im
Industrie-Viertel bricht ein gewaltiger Brand aus. Und Gunter, der das
journalistisch bewältigen soll, ist mit Helga im RHODOS verabredet. Um 22 Uhr,
also in einer Dreiviertelstunde. O weh!
    Hinter ihm
erzählte Eugenie aus ihrer Jugendzeit.
    Oma Rehm
spielte dabei eine gewichtige Rolle.
    Offenbar
waren die beiden als Teenager recht albern gewesen.
    Tom sah
hinaus.
    Wenn er mit
seinem Roller durch die abendliche Großstadt düste, konnte er nicht so oft nach
links oder rechts sehen. Jetzt entdeckte er neue Blickwinkel.
    Eigentlich,
dachte er, müßte man viel öfter zu Fuß die Strecken ablatschen. Dann sieht man
1000 Dinge mehr. Im Vorüberrauschen entgeht das.
    Vor ihnen
fuhr ein Taxi.
    Er erkannte
das Fahrzeug, in das der Rempeltyp eingestiegen war.
    Auch der
sah sich um. Jedenfalls wandte er ab und zu das Gesicht zur Heckscheibe.
    Locke
kicherte. Eugenie lachte glockenhell.
    Sogar der
Fahrer schmunzelte. Offenbar hörte er zu.
    Nur mir,
dachte Tom, ist der Spaß vergangen. Aber man hat ja schließlich seine eigenen
Gedanken.
    Sie
erreichten die Stadtautobahn.
    Immer noch
war das Taxi mit dem Rempeltyp vor ihnen.
    An den
beiden letzten Hochhäusern, die — weit zurückgesetzt — in einem Wohnpark
standen, zischten sie vorbei. Dann begleitete nur noch die Dunkelheit zu beiden
Seiten.
    Der Wind
pfiff im Ausstellfenster. Eine gleichmäßige Schneedecke überzog die Felder.
Nach kurzer Strecke schnitt das Asphaltband in die Nordoststrecke des
Stadtwaldes, was damals — vor Baubeginn — viele Proteste hervorgerufen hatte.
Immerhin hatten die Straßenplaner mal wieder ein Stück schöner Natur unter
ihrem Betonstreifen erstickt.
    Auf der
Gegenfahrbahn war Betrieb. Die Stadt lockte an — auch zu dieser Stunde noch.
Morgen konnten ja die meisten ausschlafen. Morgen war Samstag.
    Das Taxi
mit dem Rempeltyp entfernte sich.
    Hier ist
nur 100 km/h erlaubt, dachte

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