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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seiner
Brieftasche knistern die Scheinehen. Wohin geht denn die Reise, heh?“
    „Ich...
äh... ich…“, stotterte Schächt. Verzweifelt versuchte er, den Flughafen nicht
zu nennen.
    Wenn er
dorthin wollte, hatte er Gepäck bei sich. Das lag auf der Hand. Seinen Koffer
würden sie ihm wegnehmen. Und dann...
    „Wohin du
willst, habe ich gefragt!“
    „Nach...
äh…“
    „Er will
zum Flughafen“, sagte Bernd, weil er sah, wie der Verbrecher zum Schlag
ausholte.
    Der ließ
den Arm sinken und warf einen Blick zur Einfahrt. Aber kein Wagen kam.
    „Sieh mal
im Kofferraum nach!“ sagte der kleinere Ganove.
    Schächt
klapperte mit den Zähnen. Es war deutlich zu hören. Er verfluchte sich. Aber er
konnte es nicht vermeiden.
    Als der
Deckel geöffnet wurde, ging im Kofferraum das Licht an.
    Bernd
versuchte, die Gesichter der beiden zu erkennen. Leider reichte die Beleuchtung
nicht aus.
    „Schöner
Koffer!“ sagte der Größere. „Mit Zahlenschloß. Los, Hosenkacker! Mach’s auf!“
    Schächt
taumelte die zwei Schritte zum Heck. Wieder — wie vorhin im Hauptbahnhof - tat
sich der Abgrund vor ihm auf. Das konnte nicht wahr sein! Wieso spielte ihm das
Schicksal so mit? Andere hatten doch Glück, wenn sie betrogen, stahlen, raubten
— tauchten unter und wurden nie gefaßt. Weshalb wurden ausgerechnet ihm diese
Fallen gestellt? Aber vorhin war es glimpflich verlaufen. Vielleicht gelang es
auch jetzt, diese Hürde zu nehmen. War das alles als Bewährungsprobe zu
verstehen? Und nur wenn er hart blieb, hatte er auch ein Anrecht auf das Geld?
    „Der Koffer
gehört mir nicht“, hörte er sich sagen. „Ich transportiere ihn nur. Für einen
Freund. Das Zahlenschloß kann ich nicht öffnen.“
    „Ich wette,
du kannst“, sagte der Ganove — und schlug ihm die Pistole auf den Kopf.
    Schächt
schrie auf und sackte in die Knie.
    Entsetzt
hielt Bernd den Atem an. Er fühlte sich hilflos. Hilflos und ausgeliefert. Sein
Fahrgast war ihm nicht sonderlich sympathisch. Aber jetzt hatte er Mitleid mit
ihm.
    Mit
zitternden Händen öffnete Schächt den Koffer.
    „Mensch,
Sascha!“ entfuhr es dem Großen.
    Er war so
verblüfft, daß er seinen Komplicen mit Namen anredete.
    Sascha
zerbiß einen Fluch und trat näher.
    „Mann!“
flüsterte er. „Das gibt’s nicht. Das... Sag mal: Ist heute Weihnachten?“
    In diesem
Moment ergriff Bernd die Flucht.
    Er glaubte
sich unbeobachtet.
    Nur ein
Dutzend Schritte trennte ihn von den Bäumen.
    Wenn er die
erreichte, konnte er im Wald verschwinden. Dann war er gerettet.
    Vorn rannte
er um den Wagen herum. Angst nahm ihm die Luft. Vielleicht war das ganz falsch.
Aber sein Unterbewußtsein hatte so entschieden. Weiter!
    Nach fünf
oder sechs Schritten glitt er aus.
    Der Boden
war vereist. Die Füße sausten unter ihm weg. In derselben Sekunde krachte der
Schuß, und er spürte einen scharfen, reißenden Schmerz am Ohr.
    Sein Schrei
stieß in die Schneeluft.
    Er stürzte
zu Boden und wußte, daß ihn die Kugel gestreift hatte. Nur ein Streifschuß,
aber...
    Ohne einen
Mucks blieb er liegen. Sich totstellen: das konnte die Rettung sein.
    „Verdammt!“
hörte er die Stimme des Großen. „Weg jetzt! Nimm den Koffer!“
    Was Schächt
betraf — das besorgte der Große.
    Mit einem
Hieb ins Genick streckte er den ungetreuen Chefbuchhalter zu Boden.
    Der war
schon bewußtlos, bevor ihn die Schneedecke auffing.
    Bernd
hörte, wie die beiden zu ihrem Wagen rannten.
    Metall
klirrte, als der Koffer auf den Rücksitz geworfen wurde — und dabei an
Türpfosten stieß.
    Sie
schalteten die Scheinwerfer ein, bevor sie abfuhren.
    Bernd
verharrte in seiner Bauchlage, wandte aber den Kopf und konnte das Kennzeichen
lesen.
    Der Wagen
verschwand vorn in der Ausfahrt.
    Bernd
sprang auf.
    Sofort
wurde ihm übel. Knieweich stolperte er zum Wagen. Ein Zittern befiel ihn. Er
stützte sich ans Dach, würgte und spuckte.
    Nur um
Haaresbreite, buchstäblich, war er dem Tod entgangen. Daß er ausgerutscht war —
diesem Umstand verdankte er sein Leben. Sonst wäre ihm die Kugel in den Kopf
geschlagen, statt nur das Ohr zu ritzen. Innere Kälte ließ ihn schnattern. Er
tastete nach seinem Ohr und fühlte Blut.
    Die Wunde
begann zu brennen.
    Aber wie
lächerlich war das — im Vergleich zu dem wiedergeschenkten Leben.
    Er
schleppte sich nach hinten.
    Sein
Fahrgast regte sich nicht.
    Er zog ihn
seitlich an den Wagen und richtete ihn in sitzende Haltung auf. Er hatte
Zweifel, ob das richtig war. Aber ihm fiel nichts

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