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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Abwesenheit. Vom
Polizeiaufgebot draußen auf dem Land. Von dem Ärgernis, Streusalz statt Splitt
zu verwenden.
    Gunter
trank vier Tassen Kaffee.
    Der
griechische Wein lag ihm noch im Magen — und steckte in den Haarspitzen. Er
hatte etwas Tränensäcke heute morgen. Zwar paßten die in sein markantes
Gesicht. Dennoch wollte er nachher drei Stunden Tennis spielen. Mit Helga,
solange sie durchhielt, anschließend mit einem Trainer, der für seine Volleys (den
Ball vor dem Aufspringen schlagen) bekannt war.
    „Seid
froh“, sagte Gunter zu dem Nachwuchs-Pärchen, „daß wir so eine Oma haben.“
    „Sind wir“,
nickte Tom, während er den Rest seines Spiegeleis mit Toastbrot aufwischte.
„Und wie!“
    „Sie war
also nicht zu Hause“, überlegte Gunter laut. „Aber jetzt könnten die Damen
zurück sein. Ist ja bald mittag. Ich rufe mal an.“
    Damit hatte
er keinen Erfolg.
    Eine Minute
lang hörte er sich das Freizeichen an.
    Bekanntlich
ertönt das auch, wenn der Apparat keinen Kontakt mehr zur Außenwelt hat, weil
das Kabel aus der Wand gerissen ist. Für jemanden, der anruft, ist also nichts
Ungewöhnliches festzustellen.
    Deshalb war
Gunter kein bißchen beunruhigt, als er achselzuckend auflegte.
    „Anscheinend
vergnügen sie sich in der Stadt“, meinte er — und ließ sich wieder am
Küchentisch nieder.
    „Wir haben
nun alles berichtet“, sagte Locke. „Jetzt bist du dran. Welche Neuigkeiten
hinsichtlich der Banditen kannst du uns bieten?“
    „Die Infos
kriege ich erst noch. In einer halben Stunde bin ich mit Oberkommissar Hochtürh
im Präsidium verabredet.“
    „Paßt uns
gut“, grinste Tom. „Im Augenblick haben wir nichts anderes vor.“
    „Vergeßt
nicht, ihm zu sagen“, mischte sich Mike ein, „daß nach euren Feststellungen
Podbilska das Blaue vom Himmel lügt. Ich meine, daß er voriges Jahr um diese
Zeit keine Prügel bezogen hat — von zwei oder drei Schlägern.“
    „Hast
recht“, nickte Gunter. „Das weiß Hochtürh noch nicht.“
    Während
Mike das Geschirr in die Spülmaschine stellte, fuhren die drei ins Präsidium.
    Der
Oberkommissar saß in einem schmucklosen Büro und schien sich zu grämen, weil er
am Wochenende Dienst machen mußte.
    Daß Locke
dabei war, munterte ihn auf.
    Eine
Tochter zu haben, war immer sein Wünsch gewesen. Stattdessen hatte er fünf
Söhne in die Welt gesetzt — und dann aufgegeben, weil — wie er manchmal
bemerkte — das Einfamilienhaus aus allen Nähten platzte.
    „Sind die
beiden jetzt ständige Mitarbeiter bei dir?“ fragte er Gunter.
    „Ich
fürchte fast. Sie arbeiten zwar nicht. Sind aber immer dabei, wenn’s irgendwo
spannend wird.“
    Hochtürh
lächelte. „Tja, was den Fluchtwagen der beiden Banditen betrifft, konnten wir
inzwischen folgendes feststellen: Nur einer der Täter ist verletzt. Die
Blutspuren stammen von einer Person. Mit dem Empfänger, den sie im Wagen
hatten, konnten sie den Polizeifunk abhören. Auch den Sprechfunk der Funktaxis.
Die Razzia ist bis jetzt ergebnislos verlaufen, obwohl wir nichts unversucht
lassen. In der Sache Lorenz stehen wir ziemlich dumm da. Daß er, Lorenz, der
Unfallfahrer ist, läßt sich nicht mehr beweisen.“
    „Reizend“,
knurrte Günter. „Endlich mal Mißerfolge. Hat aber auch sein Gutes. Sonst wird
die Polizei zu mächtig, die Kriminellen satteln auf ehrlich um, und wir müßten
unseren Polizeireporter entlassen.“
    „Spotte
nur“, meinte Hochtürh. „Ich muß das nach oben verantworten und kriege dauernd
was auf die Mütze.“
    „Mike!“
erinnerte Locke ihren Vater.
    „Was?“
    „Mike
sagte, du sollst nicht vergessen...“
    „Ach so.
Ja. Also, Klaus. Wir waren gestern abend noch bei Podbilska draußen in
Gernhausen und konnten feststellen...“ Er erzählte.
    Hochtürh
machte sich Notizen auf einem Block, schrieb aber nur drei, vier Worte, begann
dann zu malen und entwarf einen Weihnachtsengel, der im Gesicht wie ein
Strafzettel-Polizist aussah, nämlich finster blickte.
    „Interessant,
Gunter. Also hat Podbilska gelogen. Raukel“, er meinte den Polizeimeister, der
Lorenz erschießen wollte, „ist geständig und beantwortet jede Frage. Ich glaube
nicht, daß er lügt. Es dürfte der Wahrheit entsprechen, daß Podbilska ihm die
Dinge erzählt hat, die Lorenz zum Unfallfahrer stempeln. Das bedeutet: Aus
irgendeinem Grund hat Podbilska den Polizeimeister Raukel gegen Lorenz
aufgehetzt.“
    „Soweit
waren wir auch schon mit unseren Überlegungen“, nickte Gunter. „Was

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