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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wirst du unternehmen?“
    „Den Fall
an die Kripo verweisen.“
    „Ich denke,
das hast du schon gestern abend gemacht.“
    „Da war der
zuständige Kollege bereits zu Hause. Aber noch ist nichts verloren. Der
Wochenend-Bereitschaft sage ich jetzt gleich Bescheid. Freilich — die stehen
Gewehr bei Fuß für aktuelle Notfälle. Mit Vernehmungen in einer Sache wie
dieser können sie sich vor Montag nicht befassen.“
    „Naja, am
Montag wird Podbilska wohl noch da sein“, meinte Gunter.
    „Welches
Motiv der auch hat für seine Lügen: An Raukels Schuld ändert es leider nichts.
Allenfalls könnte man vermuten, daß er auf den Falschen geschossen hat. Aber —
mal unter uns gesagt — das glaube ich nicht. Lorenz hat Dreck am Stecken. Das
spürt man.“
    Niemand
widersprach.
    Es klopfte.
Ein Uniformierter trat ein, grüßte freundlich und machte seinem Vorgesetzten
eine Meldung.
    „Hauptwachtmeister
Sascha Fühmert ist heute nicht zum Dienst erschienen, Herr Oberkommissar. Er
hätte um zehn Uhr beginnen müssen. Ich hatte ihn für die Razzia eingeteilt. Für
Birkenrode und Umgebung. Jetzt sind wir personell so knapp dran, daß ich nicht
weiß, wen ich an seiner Stelle mit City acht losschicken soll.“
    „Hat er
sich entschuldigt?“ fragte Hochtürh.

    „Nein.
Fehlt unentschuldigt. Ich habe dauernd versucht, ihn telefonisch zu erreichen.
Aber da hebt niemand ab. Fühmert ist Junggeselle. Meines Wissens lebt er
allein.“
    „Hauptwachtmeister
Hagn soll ihn vertreten“, sagte Hochtürh.
    „Der ist
schon draußen in Dröstdorf.“
    „Und
Goldstein?“
    „Na gut.
Soll er fahren. Unterbesetzt sind wir hier und heute sowieso.“
    Er nickte
Gunter zu und zog ab.
    „Daß du
unsere Mißerfolgte begrüßt“, sagte Hochtürh zu Gunter, „verzeihe ich dir nie,
du Pressemensch. Jetzt siehst du mal, mit welchem Kleinkram sich unsereins
rumschlagen muß. Dabei entstehen die Pannen.“
    „Ist doch
in meinem Laden genauso.“
    Gunter
grinste und stand auf.

20. Omas Heldentat
     
    Eugenie von
Hauch hütete das Bett. Es war ihre sichere Zuflucht.
    Sie zog die
Decke bis zur Nasenspitze und horchte ängstlich auf die Geräusche im Haus.
    Oma befand
sich in der Küche.
    Sie kochte
Kartoffelsuppe — was Anständiges, wie Hartwig ihr empfohlen hatte.
    Ab und zu
blickte er zur Tür herein.
    Offenbar
vergewisserte er sich, daß Oma keinen Fluchtversuch machte.
    Dem
Verwundeten schien es wieder schlechter zu gehen. Er rief röchelnd nach seinem
Komplicen.
    Hartwig
stampfte die Treppe hinauf.
    „Was ist?“
fragte er unwillig, als er zu dem Kranken ans Bett trat.
    „Mensch“,
flüsterte der heiser. „Weißt du, was wir vergessen haben?“
    „Was?“
    „Meinen
Dienst.“
    „Wieso soll
ich deinen Dienst vergessen haben?“
    „Also gut“,
Sascha stützte sich auf einen Ellbogen. „Ich habe es vergessen. Jedenfalls...
ich müßte längst dort sein.“
    „Wieso? Du
hast doch bis Mittwoch dienstfrei. Wegen Nachtdienst und Überstunden.“
    „So hieß es
ursprünglich. Aber am Donnerstag haben sie mich dann doch fürs Wochenende
eingeteilt. Um zehn hätte ich da sein müssen. Wie spät ist es jetzt?“
    „Viel
später, du Blitzmerker“, schrie Hartwig. „Mann, wenn das...“
    Aber dann
dämpfte er die Stimme. Immerhin hörten vier Ohren mit, für die das nicht
bestimmt war.
    „...wenn
das nur nicht schiefgeht“, zischelte er. „Warum sagst du nichts davon, du
Hornochse?“
    „Weil ich’s
für unwichtig hielt. Und weil ich nicht ahnen konnte, daß ich verwundet werde.“
    „Mann! Wird
das auffallen?“
    „Daß ich
unentschuldigt fehle? Selbstverständlich!“
    „Und?“
    „Am besten,
du rufst an, gibst dich für meinen Freund aus und erklärst, ich sei erkrankt.
Später muß ich dann ein Attest fälschen. Am besten wäre, ich stelle die
Verletzung als Unfall hin. Denn einige Zeit werde ich noch humpeln. Ärger
kriege ich bestimmt nicht. In sechs Jahren habe ich keinen Tag gefehlt. Und
damit kein Kollege auf die Idee kommt, mich zu besuchen, mußt du von außerhalb
anrufen. Nimm irgend ‘ne Großstadt, die mindestens 200 Kilometer entfernt ist.“
    „Schön und
gut. Aber ich kann doch nicht telefonieren.“
    „Ach so.“
    Sascha ließ
sich zurücksinken und starrte zur Decke.
    „Wenn es
nur nicht so verdammt hell wäre!“ murmelte Hartwig und trat zum Fenster. Durch
die geblümten Gardinen sah er hinaus.
    „Was meinst
du?“ fragte Sascha.
    „Ich muß
telefonieren. Nicht nur deinetwegen. Ich muß irgendwen

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