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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erreichen: den Chef,
Olaf, Heinz oder Mick. Damit sie uns hier abholen. Wäre es Nacht, würde ich
versuchen, durchs Dorf zu schleichen. Irgendwo muß eine öffentliche
Telefonzelle sein. Aber jetzt kann ich das nicht riskieren.“
    „Heute
nacht kannst du’s versuchen.“
    Noch
verdammt lange bis dahin! dachte Hartwig.
    Sein Blick
glitt die Straße entlang.
    Omas Haus
war das letzte am Dorfrand.
    Der Abstand
zum Nachbarn betrug etwa 50 Meter.
    Auf halber
Strecke verlief der Zaun.
    Jenseits
von ihm, also im Nachbargrundstück, standen Apfelbäume und winterkahle Büsche.
    Am Haus,
einem verwinkelten Fachwerkbau, rankte sich wilder Wein empor.
    Schräg
hinter der Garage grenzten Holzlatten, die im Viereck aufgestellt waren, eine
Bodenfläche von zwei Meter Länge und gleicher Breite ab.
    Einige
Bohlen lagen dort nebeneinander. Die und das umgebende Gerüst verrieten
Hartwig, daß sich ein Schacht oder ähnliches im Boden befand: jedenfalls eine
Vertiefung, in die keiner hineinfallen sollte.
    Auf die
Nachbarn hatte er bisher nicht geachtet.
    Jetzt sah
er sie.
    Sie traten
aus dem Haus: ein Mann — rundlich und in einen ulsterartigen Mantel gehüllt — ,
eine dazu passende Frau sowie zwei Jungs im Alter von etwa sechs und acht
Jahren.
    Der Mann
holte einen Opel aus der Garage.
    Die Familie
stieg ein, und der Wagen entfernte sich in Richtung Hauptstraße.
    Zischend
stieß Hartwig die Luft über die Zähne.
    Er drehte
sich um und wollte Sascha ansprechen.
    Aber der
Kranke war eingeschlafen. Er atmete keuchend und mit geöffnetem Mund.
    Hartwig
lief in die Küche hinunter.
    „Heh,
Rehm“, meinte er barsch, „wer sind die Leute nebenan, die aus dem
Fachwerkhaus?“
    „Wer die
sind?“ Oma ließ den hölzernen Kochlöffel sinken. „Nette Nachbarn, was sonst.
Sie heißen Schülthoff. Alwin Schülthoff ist Amtmann.“
    „Haben die
Telefon?“
    „Bestimmt.“
    „Dann werde
ich rübergehen und es benutzen.“
    „Sie
wollen...“ Oma stockte.
    „Natürlich
ohne deren Wissen“, meinte er grinsend. „Sie sind eben weggefahren. Auf dem
kurzen Stück bis zur Rückfront sieht mich niemand. Das Haus schirmt zum Dorf
hin ab. Ich knacke die Hintertür oder ein Fenster. Wenig später sind meine
Freunde hier, und du kannst dich freuen. Dann bist du uns nämlich los.“
    „Da freue
ich mich allerdings sehr.“
    „Hol die
Blaublütige runter!“
    „Weshalb
denn? Eugenie fühlt sich nicht gut.“
    „Weil ich
euch in den Keller sperre, während ich den Ausflug mache. Wird’s bald!“
    Dieser
Mensch! dachte Oma. Ungehobelt ist er, grob und gewalttätig. Eben ein
Verbrecher! Hinter Schloß und Riegel gehören sie beide. Was könnte ich nur tun,
um der Polizei zu helfen? Tom und Locke wüßten das bestimmt, Gunter hätte schon
gehandelt. Aber unsereins gehört ja zum alten Eisen und... Nein, nein! Auch als
Seniorin lasse ich nicht mit mir umspringen!
    Sie holte
Eugenie.
    Ihre
Freundin erschrak, zog dann wollene Socken an und hüllte sich in ihren
Hausmantel.
    Sie mußten
in den Keller hinunter steigen, wo sie sich auf eine Holztruhe setzten.
    Sie enthielt
alte Bücher, für die im Wohnraum kein Platz war.
    Hartwig
schloß die Kellertür ab. Den Schlüssel nahm er an sich.
    „Pst!“
machte Oma.
    Beide
hielten den Atem an — und hörten, wie Hartwig durch die Hintertür ins Freie
trat.
    „Jetzt!“
sagte Oma.
    Unter der
Holztreppe hingen an Nägeln und Haken allerlei Sachen: Putzlappen, Werkzeuge,
Drahtrollen, Ölkännchen.
    Oma griff
in eine dunkle Ecke und zeigte Eugenie dann den Schlüssel.
    „Der zweite
Kellerschlüssel“, lächelte sie. „Er ist schon ein bißchen verrostet. Ich hätte
nicht gedacht, daß ich ihn nochmal benutzen würde.“
    „Was hast
du denn vor?“ fragte Eugenie ängstlich.
    „Das erzähl
ich dir nachher. Jetzt ist dafür keine Zeit. Du bleibst hier.“
    „Elisabeth,
wenn...“
    „Nicht
jetzt, Eugenie! Es wird schon gutgehen.“
    Sie stieg
die Treppe hinauf.
    Der
Schlüssel knirschte im Schloß. Aber die Tür öffnete sich.
    Oma ließ
den Schlüssel stecken.
    Aus der
Diele holte sie ihren wollenen Wintermantel.
    Leise, ganz
leise stieg sie die Stufen ins Obergeschoß hinauf.
    Die Tür zum
Gästezimmer stand offen.
    Saschas
Schlaf grenzte an Bewußtlosigkeit.
    Oma kniete
sich vors Bett und tastete nach dem Koffer.
    Dort war
er.
    Sie zog ihn
hervor. Dabei beobachtete sie den Kranken. Aber er wurde nicht wach.
    Mit dem
Koffer eilte sie die Treppe hinunter.
    Hinter der
Speisekammertür hingen

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