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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zittern.
Schade, daß man’s nicht an die große Glocke hängen kann. Aber — jawohl! — mir
wird man anmerken, daß was Besonderes in mir steckt. Ab morgen verbreite ich
einen eiskalten Hauch.
    Trotz
dieser inneren Einstellung schien mit seinen Knien irgendwas nicht in Ordnung
zu sein. Sie schlackerten etwas.
    Um sich Mut
zu machen, ging er besonders forsch: mit hartem Tritt.
    Außerdem
bewegte er die Arme wie ein Boxer, der Anlauf nimmt: im Rhythmus der Schritte.
    Dabei
passierte es.
    Links,
nämlich genau mit der Armbanduhr, streifte Mick Bräh die Mauerkante.
    Das wirkte
wie ein Hammerschlag.
    ...zrrrennnggg...
    Uhrenglas
bröselte. Metall, das wie Gold aussah, dellte sich und schrammte.
    Sein
Handgelenk schmerzte.
    Er starrte
auf das Gebilde, das seine Uhr gewesen war.
    Demoliert!
Total im Eimer!
    Die Uhr sah
aus, als wäre sie unter eine Planierraupe geraten.
    Elender
Mist!
    Bräh wußte
nicht, sollte er auf sich selbst böse sein, auf die Mauerkante oder den
Uhrenhersteller.
    Die
Zeitzwiebel war nicht billig gewesen, sondern hatte 750 Mark gekostet.
Reparieren ließ sich da nichts mehr. Nein, nicht wie die aussah.
    Und im
Moment war er so pleite, daß er sich keine neue kaufen konnte — jedenfalls
keine, die an das Handgelenk eines Killers gehört. Außerdem drängte die Zeit.
Es ging auf Mittag. Höchste Eisenbahn, den Wagen zu klauen.
    Ärgerlich
warf er das Uhrenwrack samt Lederarmband in den Papierkorb an der
Lichtpeitsche.
    Im selben
Moment wurde ihm bewußt, daß es nun ein Wagen mit Uhr sein mußte, den er für
seinen Mordauftrag brauchte: ein Wagen mit Uhr am Armaturenbrett.
    Genaue Zeit
war wichtig. Besonders in diesem Fall.
    Er zitterte
los. Drei Innenstadt-Straßen klapperte er ab. Aber hier herrschte ständiges
Kommen und Gehen. Ein Autodiebstahl würde rasch auffallen, weil die Parkzeit
begrenzt war.
    Kaum hatte
jemand eingekauft, war er schon wieder an seinem Wagen.
    Nein, so
ging’s nicht.
    Also
entschloß sich Bräh für die Parkplätze am Rande der Innenstadt. Dort ließen
Anwohner ihre Benzinkutschen einschneien. Manche standen tagelang auf demselben
Fleck, ohne einen Reifen zu bewegen.
    Er sockte
los.
    In Gedanken
arbeitete er die letzte Nacht auf.
    Bis vier
Uhr früh hatten sie sich im Hauptquartier angeödet: Lorenz, Olaf Haschke — der
Töpfer — und er selbst. Gereizt hatten sie auf den erlösenden Anruf gewartet.
Aber das Telefon blieb stumm.
    Das heißt,
gegen halb drei Uhr nachts hatte eine aufgebrachte Tante angerufen — sich aber
verwählt, wie sich herausstellte. Sie wollte die ZUCKER-PUSSY-BAR, um ihren
Alten, der dort rumhing, nach Hause zu befehlen. Haschke hatte ihr geraten, ihn
zum Teufel zu jagen.
    Was war mit
Sascha und Hartwig? Wo steckten sie? Weshalb riefen sie nicht an? Fehlten ihnen
Münzen zum fernsprechen?
    „Sie haben
einen Koffer mit 1,2 Millionen“, hatte Lorenz gesagt, „aber sicherlich keine
Zehn-Pfennig-Stücke. Typisch!“
    An der
Ungewißheit hatte sich bis jetzt nichts geändert.
    Aber es war
sinnlos, noch länger draußen in der Einöde rumzusitzen.
    Es genügte
völlig, wenn Haschke, der Hausherr, dort die Stellung hielt.
    Lorenz befand
sich wieder in seinem Secondhand-Shop, wo ein Schlosser die Hintertür
reparieren sollte.
    Und ich,
dachte Bräh, wachse in meine Rolle als eiskalter Killer hinein. Konnte ihn ja
noch nie leiden, den Podbilska. Wird mir ein Vergnügen sein, ihn zu meucheln.
    Irgendwann
nachmittags fand er, was er suchte: einen grauen BMW, nicht zu auffällig.
    Er stand
ganz hinten auf einem randvollen, aber unbewachten Parkplatz, stand regelrecht
versteckt.
    Obwohl es
gegen Morgen geschneit hatte, war der Asphalt zwischen den vier Rädern trocken
— wie Bräh feststellte, als er sich bückte.

    Das
bedeutete: Der Wagen stand hier schon lange.
    Bräh sah
sich nach allen Seiten um.
    Die Luft
war zwar nicht rein — das kann man von Großstadtluft nie behaupten aber niemand
beobachtete ihn.
    Er zog
Schraubenzieher und Drahtschlinge unter der Jacke hervor.
    Nur ein
Kratzer am Rahmen, dann war die Fahrertür entriegelt.
    Er glitt
hinters Lenkrad.
    Kurzschließen!
Zigmal hatte er das geübt, als er sich noch mit Autodiebstahl abgab —
hauptberuflich.
    Trotzdem
sah er immer erst ins Handschuhfach.
    Weil man’s
einfach nicht glauben konnte, wie oft dort der Zweitschlüssel liegt.
    Wie auch
jetzt! Nicht zu fassen! Aber schön! Dieser Leichtsinn der Leute!
    Andächtig
schob er den Zündschlüssel ins Schloß. Die Quarzzeituhr am

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