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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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einen altmodischen Seiden-Morgenrock, den mir enge Freunde geschenkt hatten (»Der passt perfekt zu dir!«, behaupteten sie, dabei sah er aus, als wäre er das Lieblingsstück vom großen Gatsby), kramte den Hustensaft heraus und gab Joni einen Löffel voll. Doch dann erzählte sie, dass meine Mutter sich bei Husten immer »im Bett aufsetzt und mit irgendwas beschäftigt, zum Beispiel mit einem Malbuch«.
    »Das mag schon sein, meine kleine Freundin«, antwortete ich. »Aber malen ist heut nicht mehr drin. Gute Nacht.«
    Zurück im Schlafzimmer, verwandelte ich mich vom liebevollen Vater zum liebestollen Ehemann, kaum dass ich Annie sah. Sie strahlte pure Erotik aus.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, als ich die Schlafzimmertür abschloss.
    »Jetzt schon«, flüsterte ich.
     
    Annie hatte nur ihre Eltern und engsten Freunde in unseren Marathon eingeweiht, was unter dem Strich wohl auch klüger war. Ich hingegen hatte jedem von unserem Plan erzählt, der Ohren am Kopf hatte. Wieder die Goldmedaillen-Geschichte.
    An meinem ersten Arbeitstag nach dem Startschuss blieben die Reaktionen im Büro natürlich nicht aus. Meine Vorgesetzte errötete, als sie mich sah. Eine andere Vorgesetzte ebenfalls. Ein dritter trat ein paar Schritte zurück,
musterte mich und fragte: »Und, wie läuft’s?« Ich antwortete wahrheitsgemäß - und den Rest des Tages wich er mir aus, als hätte ich mich in einen von wilder, ungezähmter Lendenkraft getriebenen Höhlenmenschen verwandelt. Erstaunlicherweise (oder auch nicht) gefielen mir diese Reaktionen. Ich fühlte mich stark. Cool. Wie ein Latin Lover. Über Nacht war ich ein Sexualobjekt geworden: Dieser Mann hatte letzte Nacht Sex! Und heute macht er es wieder! Wow!
    Am Nachmittag bekam ich eine E-Mail von einem Freund. »Und, wie hart war es? Du musst ja völlig geschafft sein. Wahrscheinlich ernährst du dich nur noch von Austern?«
    Ha, ha.
    Da ich momentan keinen dringlichen Abgabetermin hatte, sonnte ich mich den ganzen Tag in meinem erotischen Ruhm, surfte im Internet, plauderte am Telefon und dachte gelegentlich daran, was heute Abend im Bett abgehen würde. Ich freute mich schon auf die nächste Runde. Doch dann kamen nervöse Mails von Annie.
    Vor ein paar Jahren hatten wir unser Haus in Baltimore mit sattem Gewinn verkauft, seitdem lebten wir in Denver sehr günstig zur Miete. Damit missachteten wir das offenbar wichtigste Finanzgebot für Familien - Du sollst dich mit Hypotheken verschulden bis über beide Ohren. Anstatt also brav die nächsten zwanzig Jahre Schulden abzubezahlen, was dem Leben wunderbare Konstanz verschafft hätte, gaben wir unser Geld fröhlich für alles Mögliche aus. In Finanzdingen bin und bleibe ich ein hoffnungsloser Fall. Annie kümmert sich um Steuern, Rechnungen, Buchführung. Meine Einstellung zu Geld war lächerlich simpel: Ich verdiene es. Ich gebe es aus. Und Schluss.

    In einer dieser Mails stellte Annie fest, dass ich vergessen hatte, bei meiner Zeitung die Erstattung der Parkplatzkosten zu beantragen. Das kostete uns 270 Dollar. Mist! Aber es kam noch schlimmer: Ein Strafzettel für Falschparken war nicht bezahlt worden; samt Mahngebühren hatte sich die Summe inzwischen mehr als verdoppelt. Der Falschparker war - Überraschung! - natürlich ich. Während Annies Mails, vielleicht fünf oder sechs, nacheinander in meinen Posteingang tröpfelten, nahm ich mir fest vor, ihr heute Nacht einen ganz besonders sensationellen Orgasmus zu verschaffen.
    Als ich vom Büro nach Hause kam, bereitete eine völlig geschaffte Annie gerade das Abendessen vor. Detailliert berichtete sie mir von unserer »Ausgabenwut«: »Weißt du, was wir im Monat bei Target ausgeben? Meistens fällt mir nicht mal mehr ein, was wir dort gekauft haben. Ich weiß nur, dass Target jedes Mal auf unserer Kreditkartenabrechnung auftaucht.« Dann verschwand sie zum Yoga. Meine Aufgabe war es nun, den Kindern Abendessen zu geben und sie ins Bett zu bringen, so dass Annie beim Wiedereintritt aus der Yogawelt ins echte Leben sanft landen konnte.
    Der Abend begann bestens. Die Mädchen und ich saßen um den runden Esstisch, der in der Mitte unseres kleinen Wohnbereichs steht, und aßen Linsensuppe (die ich am Neujahrstag zubereitet hatte) und Spaghetti. Beide Kinder waren nicht besonders scharf auf Linsen, aber Spaghetti liebten sie umso mehr. Ohne Murren zogen sie ihre Schlafanzüge an, während ich die Küche aufräumte. Dann spielten sie mit ihren kleinen Plastikpuppen, Polly

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