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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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Flamme gewesen. Sie hatte sich Yogahosen und eine Matte gekauft, schwärmte verträumt von der wohligen Wärme und den entspannenden Dehnübungen und versuchte auch mich zu begeistern. Während sie eineinhalb Stunden lang ihren Körper bog und verknotete, passte ich auf die Kinder auf. Zähneknirschend sah ich voraus, dass das Ganze bald mit vertauschten Rollen laufen würde: In einem Raum voller geschmeidiger junger Frauen würde ich versuchen, meine knirschenden Gelenke zu beugen, den Hintern in der Luft, während Annie sich um die Kinder kümmerte.
    Noch aber mussten sich meine verkalkenden Knie und ledrigen Sehnen keine Sorgen machen. Als ich eine Spannung zwischen den Mädchen bemerkte, die in Gebrüll, Tränen und Türenschlagen umzuschlagen drohte, setzte ich sie in den Minivan und fuhr zu Bass Pro Shops, einer Kathedrale des Outdoorsports zehn Minuten von daheim.
    Ich bin in einer recht naturnahen Gegend Pennsylvanias aufgewachsen und interessiere mich seit meiner Kindheit für Jagen und Fischen, dennoch hatte ich seit der Highschool kein Gewehr mehr in der Hand gehabt. Ich angelte zwar noch gelegentlich, aber eher, um den Kindern eine Freude zu machen, als zum eigenen Vergnügen. Ein Besuch bei Bass Pro Shops war daher wie eine Zeitreise in eine herrliche Vergangenheit. Die Angelruten standen so dicht, dass sie einen riesigen Wald bildeten. In der weitläufigen Schusswaffenabteilung hoben sich Männer mit Schmerbäuchen und Cowboyhüten Gewehrschäfte an die Schulter und kniffen ein Auge zu. Ausgestopfte Tiere fletschten die Zähne, breiteten die Flügel aus oder wackelten mit ihren Schwanzfedern. Ich wirkte wohl ziemlich deplatziert mit meiner schwarzen irischen Kappe, die man fälschlicherweise für eine Baskenmütze halten konnte, und dem feschen Schottenmuster-Schal, den ich um den Hals geknotet trug.
    Um trotz meines Aufzugs nicht als totales Greenhorn dazustehen, wies ich auf ein ausgestopftes Tierchen und rief: »Schaut mal, Mädels, ein Wiesel!« Ich stellte mir vor, wie die Umstehenden anerkennend nickten: Respekt, der Kerl weiß, wovon er redet. Kann doch glatt Wiesel und Eichhörnchen unterscheiden!
    Ich halte mich selbst schon für einen maskulinen Typen, nur dass ich meine Männlichkeit eben nicht offen zur Schau trage. Aber während ich so mit meinem bunten Schal und meiner neckischen Kappe in den Bass Pro Shops herumlief, fürchtete ich schon, die anderen Kerle könnten mir instinktiv ansehen, dass ich mir nicht stundenlang Sport im Fernsehen anschaute, mein Auto nicht selbst reparieren
konnte, keine Ahnung von Waffen hatte, und nicht wusste, wie eine Dachpfette aussah oder gar, wozu man sie verwendete. Je länger ich mit den Mädchen durch diese fremde Umgebung wanderte, an Männern vorbei, die vermutlich in Baumärkten übernachteten und einen V-8-Motor bei völliger Dunkelheit in 48 Sekunden auseinandernehmen konnten, desto intensiver fühlte ich mich wie ein Hochstapler. Ich sah den Kerlen an, was sie bei meinem Anblick dachten: Störenfried! Heuchler! Warmer Bruder!
    Vielleicht sollte ich ein bisschen offener zeigen, was für ein harter Kerl ich bin, überlegte ich, während ich einen gusseisernen Campingtopf beäugte. Ich sah schon vor mir, wie er an seiner Halterung über dem abendlichen Lagerfeuer schaukelte, voller Chili - nun, vom Kochen verstehe ich etwas. Solche Gedanken machten sich die Mädchen natürlich gar nicht. Sie betrachteten die Szenerie von ihren Plätzen im Einkaufswagen aus - Ginger im Kindersitz, die ständig hustende Joni im Wagen selbst. Besonders gefielen ihnen das deckenhohe Aquarium voller Forellen und riesiger Welse und die mächtigen Grizzlybären.
    Während wir diese gigantische Kultstätte für Viecher aller Art und Instrumente zu ihrer Tötung durchstreiften, kam mir ein sehr befriedigender Gedanke: Es war zwar unwahrscheinlich, dass ich je mit einer Flinte auf Elchoder Bärenjagd gehen würde, aber irgendwie hatte ich mich ja dennoch auf Trophäenjagd begeben. Ich war ein Scharfschütze!
    Während der Heimfahrt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten; ich musste Annie anrufen, um ihr von unserem Ausflug zu erzählen. Sie war gerade vom Yoga gekommen.

    »Und wie war’s?«, fragte ich
    »Toll! Ich kann es kaum erwarten, dass du es auch ausprobierst.«
    »Ich werde es bestimmt bald mal versuchen«, meinte ich. »Du errätst nie, wo wir gerade waren!«
    »Wo?«
    »Bass Pro Shops.«
    »Wow!«, sagte Annie. »Ich wette, das war, äh, mal ganz was

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