1000 - Das Schwert des Salomo
bildete nur die Verlängerung meiner Hand.
Einer der beiden kam näher. Er blieb dicht neben mir stehen. Seine Gestalt warf sogar einen Schatten auf den dunklen Stein des Bodens.
Als sich der Schatten bewegt hatte, da wußte ich auch, daß sich der Mann bückte.
»Nicht bewegen!« flüsterte er. »Vor allen Dingen nicht deine verdammte rechte Hand, klar?«
»Sicher.«
Wenig später spürte ich seine kalten Finger an meiner Hand. Er nahm mir die Beretta ab und richtete sich auf. Wahrscheinlich würde er sie wieder einstecken.
»Bleib noch liegen«, sagte der andere, »und streck deinen linken Arm aus!«
Ich mußte gehorchen und wurde abgetastet. Nichts ließ der Hundesohn aus, er fuhr auch über meine Brust hinweg und stutzte, als die Hand die Umrisse meines geweihten Talismans berührte.
»Was ist das?« fragte er.
»Ein Kreuz.«
»Aha.« Dann lachte er. »Es hat dich wohl beschützen sollen, Meister – Pech gehabt!«
»Sicher.«
Der Typ richtete sich wieder auf und befahl mir, eine andere Haltung anzunehmen. »Du kannst dich jetzt hinknien, Meister. Am besten breitbeinig. Deine Arme hebst du an und verschränkst die Hände hinter dem Kopf. Leg sie im Nacken zusammen. Ansonsten rühr dich nicht vom Fleck. Keine unnötige Bewegung mehr.«
»Ich habe verstanden!«
Daß die beiden mich in dieser knienden Haltung haben wollten, war verständlich. So konnte ich ihnen am wenigsten gefährlich werden, denn es war so gut wie unmöglich für mich, sie aus dieser Position heraus anzugreifen. Normal war dieses Knien nicht. Ich wußte, daß ich mich recht schnell verkrampfen und die Arme mir immer schwerer werden würden, aber diese Position gab mir zugleich auch eine gewisse Hoffnung. Die beiden Killer wollten etwas von mir.
Wenn nicht, hätten sie mich sofort erschießen können. Sicherlich paßte ich als Fremder nicht in ihren Plan.
Als ich den Kopf etwas anhob, hatte ich die Hände bereits hinter ihm verschränkt. So war es mir auch möglich, die Männer zu betrachten. Es waren wirklich nur zwei, denn einen dritten sah ich nicht in ihrer Nähe. Beide waren bewaffnet. Auf den Läufen steckten noch die klobigen Schalldämpfer, die mich anglotzten.
Der dunkelhaarige und ältere Mann sah wüst aus. In seinem Gesicht zeichneten sich die harten Stationen seines unruhigen Lebens ab. Der zweite, ein blonder Typ, wirkte vom Gesicht her brutal und weibisch zugleich, aber er hatte diesen Blick eines eiskalten Engels, wie ihn auch Alain Delon immer in seinen Filmen aufgesetzt hatte, wenn er einen Killer spielte.
Sie sprachen zunächst nichts und schauten mich nicht an. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie verunsichert waren, sie trugen überhaupt keine Gefühle zur Schau, aber der ältere sprach mich an.
»Was hast du bei diesem Typen getan?«
»Gebeichtet.«
Der Mann schwieg und hob die Augenbrauen. Dann lächelte er.
»Gebeichtet?«
»Ja.«
»Sollen wir dir das glauben?«
Ich blieb bei dieser Lüge und baute sie weiter aus. »Ich mußte es tun. Als ich diese Kathedrale betrat, spüre ich einfach das Bedürfnis, es machen zu wollen. Das können Sie nicht verstehen, aber ich denke ebenso.«
Der Ältere lächelte und wandte sich dabei an seinen Partner. »Was meinst du, Ducru?«
»Er lügt!« zischte der Blonde.
»Ja, das denke ich auch.«
Mein Bluff schien verpufft zu sein. »Aber was soll man in einem Beichtstuhl anderes tun, als beichten? Bitte, das müssen Sie mir sagen. Ich kam, um…«
»Wo kommst du her?« fragte Ducru.
»Nicht aus Frankreich.«
»Das haben wir an deiner Aussprache gehört.«
»Ich bin Engländer. London, verstehen Sie? Ich kam, um der Kathedrale einen Besuch abzustatten. Ich wollte sie schon immer besichtigen. Jetzt ist die Zeit günstig, denn es sind nicht zu viele Touristen hier. Das ist alles.«
Ducru lächelte wieder. Er schaute seinen Kumpan an. »Glaubst du ihm, Armand?«
»Nein.«
Damit hatte ich zwar gerechnet, aber ich war trotzdem geschockt.
Dieses eine Wort, dieses emotionsgeladene Nein bewies mir, daß mich die beiden auf keinen Fall mit dem Leben davonkommen lassen würden. Ich hatte sie gesehen, ich kannte ihre Gesichter, und für Profikiller war so etwas nicht zu akzeptieren.
»Dann sind wir einer Meinung«, sagte der Blonde und nickte.
»Wie heißt du eigentlich?«
Ich nannte ihnen meinen richtigen Namen und ließ sie dabei auch nicht aus den Augen. Möglicherweise zeigten sie ja eine Reaktion, aber ihre Gesichter blieben ausdruckslos.
»John Sinclair«,
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