1000 - Das Schwert des Salomo
murmelte Armand. »Du bist uns noch nicht über den Weg gelaufen. Also, Sinclair, was wolltest du wirklich bei diesem Mönch? Rede, denn viel Zeit haben wir nicht.«
»Das habe ich schon gesagt.«
Ducru stöhnte auf. »Er ist fremd, er kennt uns nicht«, sagte er zu seinem Freund. »Deshalb haben wir auch so große Geduld mit ihm. Es ist am besten, wenn wir ihm schon in der Praxis klarmachen, was wir von ihm wollen.«
»Einverstanden.«
Ducru grinste mich kalt an. »Du wirst auch weiterhin auf dem Boden hocken bleiben, aber du wirst jetzt deine Jacke und auch dein Hemd ausziehen. Es ist zwar kalt hier, aber wir werden dir schon bald einheizen.«
Ich war überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet. »Ich soll wirklich…?«
»Ja, du sollst. Und beeil dich, sonst werde ich nervös. Ich bin dafür bekannt, daß ich trotz des Schalldämpfers noch sehr genau zielen kann, und ich glaube nicht, daß es dir gefallen wird, wenn ich dir zuerst die linke und danach die rechte Kniescheibe zerschieße.«
Ich brauchte diesen Mann nicht erst genauer anzuschauen, um zu wissen, daß er nicht geblufft hatte. Dieser Ducru gehörte zu den Typen, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gingen, bewiesen hatte er es schon.
Ich hatte mich bereits seit kurzer Zeit in einer verdammt miesen Lage befunden, aber zum erstenmal spürte ich so etwas wie Furcht.
Das Gefühl schlich wie ein Menge von kalten Fischkörpern in meinen Leib hinein und vereiste im Innern noch stärker, so daß ich Mühe hatte, mich zu bewegen.
Ich zog meine gefütterte Jacke aus und legte sie rechts neben mich.
Anschließend knöpfte ich mein Hemd auf. Ich beeilte mich nicht sonderlich, sondern ging normal vor. Ich wollte den beiden Killern keine Angriffsfläche bieten, denn auf so etwas warteten sie.
Der Grund meines unfreiwilligen Stripteases war mir nicht klar.
Ich hütete mich auch, eine Frage zu stellen, aber im Hinterkopf hatte ich immer im Sinn, daß die Killer mir meine »Beichte« auf keinen Fall abnahmen.
Sie schauten teilnahmslos zu, wie ich Knopf für Knopf öffnete und das Hemd schließlich aus der Hose zog. Ich packte es und warf es auf die Jacke.
»Sehr gut!« sagte Ducru.
»Und was ist jetzt? Wollen Sie, daß ich mich noch weiter entkleide? Haben Sie Spaß daran?«
»Halt die Schnauze!« sagte Armand, »und leg die Hände wieder an den Hinterkopf!«
»Okay.«
Die Haltung war gleich geblieben. Nur trug ich jetzt die dicke Jacke nicht mehr und auch nicht das Hemd. Ich saß mit bloßem Oberkörper in der Kälte, aber ich fror nicht nur wegen der Wintertemperaturen. Die Gänsehaut auf meinem Körper hatte auch einen weiteren Grund: Angst.
Ja, die Angst vor der nahen Zukunft. Vor diesen beiden eiskalten Killern, die vielleicht mal als Söldner ausgebildet worden waren und alle dreckigen Tricks kannten.
Ich hatte nicht oft mir derartigen Typen zu tun. Meine Feinde sind in der Regel andere, die man unter dem großen Sammelbegriff Dämonen zusammenfassen kann. Gegen sie konnte ich mich besser wehren, aber jetzt fühlte ich mich so verdammt hilflos. Besonders meine Haltung war für Männer wie Ducru und Armand ideal.
Der Jüngere schaute zuerst auf meine Kleidung, dann richtete er seinen Blick auf mein Gesicht. »So, ich frage jetzt noch einmal nach, und denk daran, unsere Zeit ist begrenzt. Warum hast du dich mit dem Mönch getroffen?«
»Das sagte ich schon.«
Ducru zuckte kurz zusammen. Für einen Moment wurde sein Gesicht zur Fratze. Ich rechnete schon damit, daß er mir tatsächlich in eine Kniescheibe schießen würde, aber er tat es nicht, was mich für einen Moment aufatmen ließ.
»Laß es«, sagte Armand. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Gut.«
Armand griff in seine rechte Jackentasche. Die Waffe hatte er in die linke Hand gewechselt, kein Vorteil für mich. Ich ging davon aus, daß er beidhändig schießen konnte. Aus der Tasche holte er zuerst ein Zigarillo hervor und anschließend ein Feuerzeug mit Reklameaufdruck.
Er steckte sich das Zigarillo an. Alles geschah sehr langsam, für mich aber ging es trotzdem schnell. Die Flamme bekam Kontakt, der Killer saugte an seinem Zigarillo, und ich sah, wie die Spitze rot aufglühte. Dann paffte Armand die ersten Wolken. Sie trieben an seinem Gesicht hoch und nebelten es ein.
Der Rauch verflüchtigte sich rasch. Armand lächelte, als er sich bückte. Der Zigarillo klebte noch immer in seinem Mund. Er saugte auch wieder daran. Die Glut leuchtete auf wie ein in der Luft
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