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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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aufzubauen, nicht aus, um auch noch in private Rentenversicherungen einzubezahlen, so dass die verbreitete Angst vor Altersarmut zunehmend berechtigt ist.
    Sie treibt besonders viele Frauen um, die sich durch lange erwerbslose Zeiten, in denen sie etwa Kinder aufgezogen oder ihre bedürftigen Eltern gepflegt haben, um jeden Anspruch auf wirkliche Altersversorgung gebracht haben. Diesem Umstand wird zwar inzwischen gesetzlich stärker Rechnung getragen – immerhin werden Kindererziehungszeiten heutzutage so bewertet, als hätte der betroffene Elternteil ebenso viel verdient wie der Durchschnitt aller Beschäftigten. Doch als Erziehungszeit werden nur die ersten drei Lebensjahre des Kindes anerkannt, und das auch nur für Kinder, die nach 1992 geboren wurden. Die heutige Renten-Generation, deren Kinder allesamt vor 1992 geboren sind, kann sich maximal ein JahrErziehungszeit anrechnen lassen, was Tausenden von Frauen, die ihr Leben überwiegend entsprechend konservativer Familienkonventionen als Hausfrau und Mutter verbracht haben, wie ein Hohn vorkommen muss. Sie bleiben abhängig von Zahlungswillen und -fähigkeit des Ehemanns, der oft schon gar keiner mehr ist. Bei einer Scheidungsquote von fünfzig Prozent gleicht es somit beinahe einem Lottogewinn, wenn eine heute 70-Jährige auf einen finanzstarken Mann an ihrer Seite vertrauen kann.
    Was Menschen tun, die finanziell
abgesichert sind
    Wie die Rentnerinnen und Pensionäre beziehen auch einige andere Personengruppen eine Art von Grundeinkommen – unabhängig von Erwerbstätigkeit: Erben, Mietshausbesitzer oder Börsenspekulanten etwa, die über so viel Vermögen verfügen, dass sie von den Zinsen leben können. Und was tun Menschen, die finanziell abgesichert sind? Sie arbeiten.
    Die meisten Menschen reden nicht über ihre Finanzquellen, erst recht nicht wenn diese sprudeln, ohne dass sie auch nur einen Finger rühren müssen. Nur die wenigsten haben sich vom Tellerwäscher zum Millionär hochgearbeitet, meist entstehen große Vermögen auf Basis von bereits vorhandenem Vermögen. Ein Teil der Gelder von Vermögenden fließt, auch um sie dem Fiskus zu entziehen, in Stiftungen und ermöglicht in der Folge den geförderten Menschen ein bedingtes und befristetes Auskommen.
    17372 rechtsfähige Stiftungen gibt es derzeit in Deutschland, weitaus mehr als die Hälfte ist in den letzten zehn Jahren entstanden. Offenbar ist es ein Trend, erarbeitetes oder ererbtes Vermögen sinnstiftend einzusetzen und teilweise der Gesellschaft zurückzugeben.
    Einer der Trendsetter ist Jens Mittelsten Scheid aus der Unternehmer-Dynastie Vorwerk. Er gibt einen Teil seines Erbes weiter, unterstützt damit gesellschaftlich relevante Projekte und Bewegungen. Mittelsten Scheid ist Gründer der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis und der Stiftung Interkultur und wurde für all das 2010 mit dem Deutschen Stifterpreis ausgezeichnet. Die Stiftungsaktivitäten ermutigen durch Projektgelder und Anschubsfinanzierungen eine Form der Selbstverwirklichung: »Etwas Eigenes zu machen – ob im handwerklichen, im sozialen oder künstlerischen Bereich – ist genuiner Teil eines ›In-der-Welt-Seins‹ und der Selbstwahrnehmung von Menschen als schöpferisch.« So lautet das Credo von anstiftung & ertomis.
    Konkret fördern Mittelsten Scheids Stiftungen beispielsweise das Projekt »Interkulturelle Gärten« – dem Vernehmen nach angestoßen durch in Göttingen aufgenommene bosnische Flüchtlingsfrauen. Was sie von der Heimat am schmerzlichsten vermissten, wurden sie gefragt, und die in der Fremde zur Untätigkeit gezwungenen Frauen antworteten: »Meinen Garten.« Für Menschen, die oft Jahre der Flucht und Migration hinter sich haben, sind Gärten mehr als Orte, an dem Nutzpflanzen gedeihen, wo man sich die Zeit vertreibt oder an denen man seinen Gestaltungswillen auslebt. Die Gärten werden zu einer Metapher für die Möglichkeit, sich in der neuen Heimat – im wahrsten Sinne des Wortes – verwurzeln zu können.
    Inzwischen gibt es achtzig solcher Gärten in Deutschland, weitere sechzig befinden sich im Aufbau. Die Stiftung Interkultur berät und koordiniert die Gartenprojekte bundesweit und gibt in Einzelfällen finanzielle Starthilfe.
    Neben der Unterstützung der interkulturellen Gärten, die wiederum den Anstoß für neuere städtische Entwicklungen wie Guerillia-Gardening und Urban-Gardening gab, vergibt die Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis auch »START-Stipendien«.

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