1000 Wünsche hast du frei: Wo Träume wahr werden (German Edition)
geführt habe. Das ist ein großer Unterschied. Und was Sie betrifft, Sie sind so entspannt, dass ich bei Ihnen nicht unbedingt die herkömmliche Erziehung vermute. Habe ich Recht?”
“Ziemlich.” Vielleicht würde sie mehr über sich erzählen, wenn er ein wenig von sich selbst preisgab. “Ich bin adoptiert, und meine Adoptiveltern sind ziemlich unkonventionell.”
“Auf etwas in der Art würde ich auch tippen, besonders wenn Sie von einem der beiden Ihren Geschmack für Kleidung geerbt haben”, witzelte sie und musterte seine wild gemusterten Shorts und das absolut nicht dazu passende kurzärmelige Hawaiihemd.
“Finden Sie es hässlich?” fragte er.
“Na ja, sagen wir … anders”, erwiderte sie und wickelte sich grinsend eine ihrer langen Locken um den Finger.
Doug fragte sich, wann er die Gelegenheit bekommen würde, herauszufinden, ob die Locken so weich waren, wie sie aussahen. “Inwiefern anders?”
“Wo ich herkomme, tragen die Männer dreiteilige Anzüge und Krawatten oder exklusive Freizeitkleidung vom Designer.”
“Tja, falls in meiner Familie jemand Anzug und Krawatte getragen haben sollte, habe ich davon nichts mitbekommen.” Ted Houston hatte nie einen Anzug getragen, nicht einmal als ihm der Ehrenpreis der remmonierten Nachrichtenagentur “Associated Press” verliehen wurde. Zum Glück hatte Politik nie zum Ressort seines Vaters gehört. Doug hingegen verstand es, sich gut zu kleiden. Doch hier auf der Insel machte es ihm Spaß, mal wieder den Rebellen zu spielen, der auf die Konventionen pfiff. “Mein Adoptivvater ist farbenblind”, erklärte er. “Diese Gabe habe ich wohl geerbt.”
Juliette lachte über diesen Witz.
Er genoss den fröhlichen, unbekümmerten Klang ihres Lachens. Allein in ihrer Nähe zu sein half ihm, zum ersten Mal seit langer Zeit ein bisschen abzuschalten. Bis zu diesem Moment war ihm gar nicht klar gewesen, wie dringend er nach dem Fiasko mit dem Artikel und dem Herzinfarkt seines Vaters Entspannung gebraucht hatte.
“He, verstehen Sie mich nicht falsch. Ihr Stil ist mal eine Abwechslung. Genau wie Sie selbst”, fügte Juliette leise hinzu und trank einen Schluck von ihrem Drink. Der Kellner hatte die Strohhalme vergessen, oder Doug hatte sie auf dem Tablett übersehen. Wie dem auch sei, es war ihm egal, denn es gab ihm die Möglichkeit, Juliette zu berühren. Das ließ er sich nicht entgehen. Er streckte die Hand aus und wischte ihr mit dem Daumen den Schaum von der Oberlippe.
Sie hielt erschrocken inne, und der Ausdruck in ihren Augen verriet ihm, dass sie das Gleiche empfand wie er. Sein Verstand sagte ihm, dass er die knisternde Atmosphäre zwischen ihnen zu seinem Vorteil nutzen sollte, da Juliette ihm bisher kaum etwas über sich verraten hatte. Im Gegenteil, es war ihr sogar gelungen, den Spieß umzudrehen und ihn auszufragen. Doch sein Herz pochte laut in seiner Brust und drängte ihn, den Augenblick einfach nur zu genießen.
Er zog die Hand zurück, und während Juliette ihn beobachtete, leckte er den süß schmeckenden Schaum von seinem Daumen. Sie gab einen leisen, atemlosen Laut von sich, der ihn erschauern ließ.
Dann wurde über die Lautsprecheranlage das Essen angekündigt. Die Leute strömten zum Buffet, und Doug kam zur Vernunft. Er hatte sich die perfekte Chance entgehen lassen, Juliette unter dem Vorwand, sie besser kennen lernen zu wollen, weitere Informationen zu entlocken. Es war ihm nicht nur ein Rätsel, wieso er es nicht getan hatte, sondern er war auch völlig aus der Fassung. “Vom Gong gerettet”, murmelte er.
“Wie bitte?”
Er schüttelte den Kopf. “Nichts. Wollen wir uns etwas zu essen holen?”
“Gute Idee.”
Es war schon deshalb eine gute Idee, weil er dringend Abstand von ihr brauchte. Und in welche Schwierigkeiten konnte er schon geraten, wenn er nur mit ihr aß?
Eine halbe Stunde später hatte er seine Antwort. Zu viele Schwierigkeiten. Mit voll beladenen Tellern gingen sie an den Picknicktischen vorbei und, auf Juliettes Vorschlag hin, weiter den Strand hinunter. Sie wählte zielsicher eine abgeschiedene Stelle aus und bat Doug, für ihr kleines privates Picknick zwei Liegestühle zusammenzustellen.
Doug begriff allmählich, dass er ihr nichts abschlagen konnte, wenn dieses aufgeregte Funkeln in ihren Augen erschien. Denn es verriet ihm, dass das, was sie taten, ihr neu war, und das rührte ihn. Bei ihm war es anders; ihre fast kindliche Begeisterungsfähigkeit lag ihm fern. Er war schnell
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