1001 - Der Alptraum beginnt
seufzte. »Glaubst du ihm denn?«
»Vieles in unserem Leben beruht auf Glauben und Vertrauen. Ich habe mich dafür entschieden, sonst hätte ich dir nicht Bescheid geben lassen. Aber ich holte mir zuvor Rückendeckung bei Sir James.«
»Das weiß ich.«
»Ab jetzt ist es deine Sache, John.«
Ich senkte den Blick, denn mir war wieder der Fluch der Sinclairs in den Sinn gekommen. Ich konnte davon einfach nicht lassen. Er hatte sich in meinem Gedächtnis regelrecht festgebrannt. »Meine Sache«, flüsterte ich und hielt den Kopf dabei noch immer gesenkt.
»Wer kann schon sagen, wohin mich der Weg führen wird?«
»Tut mir leid, John, da kann ich dir keine Antwort geben.«
Ich trank einen Schluck Saft, bevor ich wieder etwas sagte: »Ein Weg, der mich das Leben kosten kann.«
»Auch das. Ich hätte dir gern widersprochen, John, aber ich kann es nicht. Es ist eben dein Weg, denn du bist der Sohn des Lichts, das darfst du nicht vergessen. Und du wirst diesen Weg allein gehen müssen. Ich glaube nicht daran, daß dir einer deiner Freunde dabei zur Seite stehen kann.«
»Dabei habe ich mich bereits innerlich abgefunden«, gab ich zu.
»Außerdem ist das Zeichen gesetzt, John.«
»Was meinst du damit?«
»Es steht neben dir.«
»Das Schwert?«
»Was sonst?«
»Auch das ist mir ein Rätsel.« Ich streichelte über den Griff. »So recht kann ich es nicht glauben, daß es sich einmal im Besitz des sagenumwobenen Königs Salomo befunden hat. Das ist mir zu phantastisch und will mir nicht in den Kopf.«
»Warum hätte es nicht so sein sollen?«
»Lassen wir das Thema, Donata hat es mir gebracht. Sie scheint so etwas wie eine Begleiterin für mich geworden zu sein.«
»Der Name ist schon öfter gefallen, John. Kannst du mir erklären, was es mit ihr auf sich hat?«
Ich tat es und vergaß auch nicht ihre Warnungen. »Es fragt sich nur, ob ich ihr vertrauen kann.«
Der Abbé nickte. »Das solltest du auf jeden Fall, John. Du solltest ihr vertrauen. Ich bin davon überzeugt, daß sie es gut mir dir meint. Sie will dir keine Falle stellen. Sie wurde doch als Seherin bezeichnet.«
»So ähnlich«, gab ich zu. »Ein weiblicher Nostradamus.«
»Eben.«
»Auch sie kann sich irren.«
»Das gebe ich zu. Nur würde sie sich bei einem Irrtum nicht so große Mühe geben.«
»Das habe ich mir letztendlich auch gedacht. Aber ihre Worte sind auch eine Belastung.«
»Und eine Verpflichtung«, erklärte Bloch. »Eine große Verpflichtung, die mit dem Schwert begonnen hat, das sich nun in deinem Besitz befindet. Du bist der Träger, der Erbe, wie auch immer, und ich glaube fest daran, daß du es auch führen kannst.«
»Ja, das stimmt alles. Nur frage ich mich, wo und wie es beginnen soll. Was kann ich tun?«
Der Abbé lehnte sich zurück. »Ich denke schon, daß du dich damit beschäftigt hast und sogar die Lösung weißt oder zumindest ahnst. Dieses Schwert ist nicht jetzt wichtig. Meiner Ansicht nach solltest du zurück in die Vergangenheit reisen. In die alten Zeiten, als die Königin von Saba und König Salomo existierten. Du könntest die Bundeslade dort sehen. Du könntest sie sogar auf ihrem Weg zum Ziel begleiten und herausfinden, ob sie tatsächlich gestohlen wurde, und vor allen Dingen müßtest du herausbekommen, was in der Zeit der Leere mit ihr geschah. Da gibt es viele Spekulationen, in die auch die Templer verwickelt sind. Immer nur kleine Hinweise, nicht mehr. Nur haben sie ausgereicht, um das Mißtrauen in mir wachsen zu lassen.«
»Ja, daran habe ich auch gedacht, Abbé. Nur kann ich mich nicht einfach in den Zug oder in das Flugzeug setzen, um in die Vergangenheit zu reisen. Ich muß da einen entsprechenden Weg finden.«
»Das ist klar.«
»Kennst du ihn?«
»Schau an mir vorbei!«
Das hatte ich schon länger getan, und ich wußte auch, was der Abbé damit gemeint hatte. »Du denkst an den Sessel?«
»An wen sonst, John?«
»Soll er mich nach Avalon bringen?«
»Das weiß ich nicht. Du spielst darauf an, daß es der Weg nach Avalon ist. Aber muß der Sessel dich denn nur in die eine Welt bringen? Kann es nicht sein, daß er dich auch in die biblische Vergangenheit transportiert?«
»Nichts ist unmöglich, das stimmt. Nur bin ich in seinem Fall besonders mißtrauisch.«
»Das wäre ich nicht. Denk daran, zu wem das Gerippe einmal gehört hat, Jacques-Bernard de Molay. Und Templer müssen auch etwas mit der Lade zu tun gehabt haben. Später, in der hohen Zeit des Mittelalters. Ich kann mir sogar
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