1001 - Die Jäger von Chircool
Betschiden sich erbittert gegen die Natur von Chircool gewehrt und versucht, sie nach ihrem Willen zu verändern. Sie waren gescheitert - vielleicht war das einer der Gründe, die sie bewogen hatten, sich in einen geistigen Minikosmos zurück-zuziehen. Sie begriffen bis heute nicht, oder besser: Sie wollten es nicht begreifen, daß sie einer eigenständigen Welt nur mit Aufgeschlossenheit und der Bereitschaft, sich anzu-passen, begegnen konnten.
„Ich glaube dir nicht", sagte Raissa leise. „Millionen - es sind große Tiere, nicht wahr?
Sie hätten gar nicht alle Platz in unserer Welt!"
Surfo Mallagan drehte sich um und sah Doc Ming hilfesuchend an.
„Es hat keinen Sinn", murmelte der Heiler. „Sie werden es dir selbst dann nicht glauben, wenn schon die ersten paar tausend Chircools an uns vorbeigezogen sind.
Er hat recht, dachte Surfo Mallagan betroffen. Aber es muß einen Weg geben, sie von hier wegzubringen.
Er zerbrach sich den Kopf über dieses Problem. Es war eine Aufgabe, die seinen Verstand überforderte, und sein Unterbewußtsein lenkte ihn ab, indem es ihn sich an etwas ganz anderes erinnern ließ.
„Wir haben Jörg vergessen", stieß er erschrocken hervor.
Doc Ming winkte ab.
„Ich habe nachgesehen, bevor ich zur Bordküche kam", erklärte er bedrückt. „Jörg und Djin sind verschwunden."
„Dann müssen wir sie suchen!"
„Wo?" fragte der Heiler trocken.
Als er Surfo Mallagans Betroffenheit bemerkte, legte er ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Vielleicht ist alles nur halb so schlimm", tröstete er. „Immerhin ist es dem Kater gelungen, Djin aus der Hütte hinauszubringen. Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Die Angst des Jungen ist in diesem Stadium so groß, daß es selbst einem erwachsenen Bet-schiden kaum möglich wäre, ihn zu bändigen - und wenn man die Gewalt über einen sol-chen Kranken verliert, dann ist es meistens auch schon zu spät."
„Du meinst, Jörg hat es geschafft, ihn zu beruhigen?"
„Es ist nicht ganz unmöglich", meinte Doc Ming vorsichtig. „Ich nehme an, sie sind jetzt irgendwo da draußen im Dschungel."
„Dann sind sie beide so gut wie tot."
Doc Ming sah den jungen Jäger nachdenklich an.
„Das muß nicht sein", murmelte er. „Dein katzenhafter junger Freund hat schon wieder-holt bewiesen, daß seine Instinkte sicherer und besser funktionieren als die aller anderen Betschiden."
„Instinkt alleine reicht nicht aus", knurrte Surfo Mallagan bitter. „Damit kann man da draußen noch lange nicht überleben - vor allem nicht jetzt."
„Das stimmt", sagte der Heiler bedächtig. „Aber wenn zu den Instinkten auch noch das nötige Wissen kommt, sieht es schon anders aus, und daß ihr die Kinder gut unterwiesen habt, ist mir bekannt. Was die ungewöhnlichen Umstände betrifft - ich habe die Spuren der beiden weit genug verfolgt, um sicher sein zu können, daß sie sich nach Osten ge-wandt haben. Keiner der Jäger, die von dort zurückkehrten, hatte Zusammenstöße mit Chircools zu melden."
Surfo Mallagan setzte unwillkürlich zum Laufen an, besann sich dann aber.
Auch wenn es noch so schwer war - die Sicherheit des Dorfes ging vor. Vielleicht konn-ten sie am Abend den Spuren der Jungen folgen, jetzt war es jedenfalls unmöglich.
Wenig später sah er sich gezwungen, das auch Brether Faddon und Scoutie zu erklären.
„Nun gut", lautete Scouties bitterer Kommentar. „Opfern wir unsere beiden Freunde, damit wir diese Narren vor etwas beschützen können, was es ihrer Meinung nach gar nicht gibt."
*
Am Nachmittag wurden vier Rotten von Chircools von Jägern entdeckt und unschädlich gemacht. Die Tiere näherten sich dem Dorf so unverfroren, als rechneten sie mit keiner Gefahr. In ihrem Leichtsinn waren sie denn auch verwundbar - es gab weder Tote noch Verletzte.
Am Abend rief St. Vain die Bewohner des Dorfes zum Hangar. Doc Ming, der ganz selbstverständlich das Kommando über die Jäger übernommen hatte, beorderte Surfo Mallagan und seine beiden Gefährten zur Schlucht. Sie sollten die Trauernden vor Überfällen sichern. Da sie zwar nicht zu den ältesten, wohl aber geschicktesten und erfahrens-ten Jägern gehörten, schickte er sie auf die Westseite des Dorfes und überließ es einer sechsköpfigen Gruppe von Jungen und Mädchen, die östliche Grenze des Dorfes zur Schlucht hin zu sichern.
Es war bereits dämmerig, und aus der Schlucht stiegen bleiche Nebelschwaden auf.
Die drei Jäger waren gezwungen, nahe am Ort
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