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1001 - Die Jäger von Chircool

Titel: 1001 - Die Jäger von Chircool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie schließlich von sich.
    „Das ist Betrug!" schrie er in den blassen Himmel von Chircool hinauf. „Du hast mich betrogen, Alter vom Berg. Ich verfluche dich und deine Geschenke!"
    Er rannte davon, auf die Kommandozentrale zu. Surfo Mallagan sah ihm wie erstarrt nach. Er begriff die Zusammenhänge sofort.
    Jörg hatte behauptet, in der Behausung des Kapitäns etwas Fremdes gespürt zu haben und gemeint, daß es sich dabei um den Alten vorn Berg gehandelt haben müsse.
    Der Junge hatte sich nicht geirrt. Entsprach auch das, was er später im Dschungel gesehen hatte, der Wahrheit?
    Doc Ming hob die nutzlose Waffe auf und steckte sie sich in den Gürtel.
    „Man kann nie wissen", bemerkte er dazu. „Vielleicht überlegt unser Schutzgeist es sich noch einmal."
    Damit wandte er sich ab und stapfte um das Haus herum. Mallagan folgte ihm wie betäubt.
    „Wir bleiben zusammen", entschied Doc Ming. „Laß uns nach weiteren Jägern suchen.
    Wir werden selbst die Kinder brauchen. Gütiger Himmel, ich dachte, wir hätten es nur mit dem Zug der Chircools zu tun. Daß diese Idioten die Biester schon vorher herlocken - damit habe ich wirklich nicht rechnen können."
     
    6.
     
    Sie trommelten alle Jäger zusammen, die zum Teil erst nach dem Überfall ins Dorf zurückkehrten, und holten auch die Jungen und Mädchen zusammen, deren Ausbildung noch nicht abgeschlossen waren. Wer mit Pfeil und Bogen, Wurfschlingen und Messern auch nur halbwegs gut umgehen konnte, mußte jetzt mithelfen, das Dorf zu schützen.
    Auch einige der „Schiffsbewohner" begriffen, in welcher Gefahr sie schwebten. Sie griffen mit zu, wo immer sie konnten. Doc Ming ließ sie die toten Chircools samt und sonders in die Schlucht werfen, und sie gehorchten, obwohl ihnen nicht recht wohl dabei war. Andere hoben die vom Blut der Bestien durchtränkten Sandschichten vor der Bordküche sorgfältig ab und füllten sie in ebenfalls blutbespritzte Behälter aus der Bordküche. Die Behälter wurden mit dem Sand und allen verwendeten Werkzeugen ebenfalls in die Schlucht ge-worfen.
    Inzwischen kehrten die ersten Jäger zurück, und Ysabel brachte frische Blätter, die Doc Ming und ein paar Helfer eiligst zerstampften. Ein großer Haufen Blätter wurde in der Mitte der Bordküche aufgeschichtet, und Doc Ming setzte das Zeug eigenhändig in Brand. Als die ersten Rauchwolken aus den Fenstern quollen, begann man, alle Öffnungen, selbst die feinsten Ritzen, mit Holz, Steinen, Lehm, Moos und Blättern - allem, was sich nur fand - zu verschließen. Man holte zähen Schlamm von den Feldern und bedeckte den Boden vor der Küche damit, schmierte Schlamm auf das Dach und die Balken, bis die Bordkü-che, auf die die Betschiden so stolz gewesen waren, einem riesigen, unförmigen Haufen Unrat glich. Erst als nichts von dem beißenden Rauch, den die schwelenden Blätter er-zeugten, mehr nach draußen drang, war Doc Ming zufrieden, und auch das letzte Loch dicht über dem Boden, das dem schwelenden Brand Luft zuführte, wurde verschlossen.
    „Werden wir nie wieder hinein können?" fragte eine Frau beklommen.
    Der Heiler schüttelte den Kopf.
    „Nein", sagte er hart. „Sobald das alles getrocknet ist, werden wir es verbrennen. Gewöhnt euch an den Gedanken, daß ihr eure Nahrung für einige Zeit so genießen müßt, wie sie aus dem Wald kommt. Baut euch Kochhütten - oder zwingt St. Vain dazu, daß er euch erlaubt, Feuerstellen in den Häusern anzulegen."
    „Warum sollten sie das jetzt noch tun?" fragte Surfo Mallagan spöttisch. „Es lohnt sich nicht."
    „Was meinst du damit?" erkundigte sich die Betschidin beunruhigt.
    Surfo Mallagan sah sie mitleidig an. Er erkannte sie jetzt. Es war Raissa Yaal, deren jüngster Sohn während der Regenzeit gestorben war.
    „Das da war nur der Anfang", sagte er und deutete auf die Bordküche. „Normalerweise gibt es in der Nähe des Dorfes keine Cllircools. Die Tiere ziehen sich hier zusammen, weil die Zeit der Paarung bevorsteht. Sie werden nach Norden ziehen, gemeinsam mit allen anderen Chircools, die es auf diesem Teil des Planeten gibt - und das sind Millionen."
    Sie sah ihn erschrocken an, aber er merkte, daß sie das Ausmaß der Bedrohung nicht wirklich begriff. Für sie war die Ansammlung von Hütten kein „Dorf", sondern ein Schiff, und die Außenwelt war Teil dieses Schiffes, ein begrenzter Raum, der aus unverständlichen Gründen von fremden Lebensformen übernommen worden war. Der Überlieferung zufolge hatten die ersten

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