1001 - Die Jäger von Chircool
beiden anderen zu.
„Es sind mindestens fünfzehn", flüsterte er. „Wenn wir Glück haben, verlieren wir nicht alles. Wir lassen die Beute dort drüben fallen, bei den Stachelwurzeln."
Sie schlichen links und rechts des Weges dahin, bemüht, die Chircools nicht auf sich aufmerksam zu machen. Wenn diese Räuber schon jetzt bemerkten, daß der Junge Ver-stärkung bekommen hatte, dann konnte es nur zu leicht geschehen, daß auch sie Unter-stützung herbeiholten. Darauf verstanden sie sich hervorragend. Ein einziger schriller Jagdschrei reichte aus, und sämtliche Chircools, die sich im Umkreis von zwei Kilometern aufhielten, eilten herbei.
Natürlich hätte es so nahe beim Dorf gar keine Chircools geben dürfen, aber die drei Jä-ger sahen die toten Tiere, von denen Jörg umgeben war, und sie verloren kein Wort mehr über die Anwesenheit der Bestien.
Sie erreichten das Gewirr der Stachelwurzeln, als die Chircools nur noch etwa zwanzig Meter von Jörg Breiskoll entfernt waren. Im nächsten Augenblick würden die Tiere sich quietschend und kreischend auf ihr Opfer stürzen. Von da an waren sie blind und taub für ihre Umgebung.
Surfo Mallagan hob die Hand, und als er die erste schnelle Bewegung in der schleichenden Rotte bemerkte, warf er die schwere Beute von den Schultern und ließ sie in das Wurzelgewirr fallen. Nadelspitze Dornen spießten den Hirsch auf, und unten, dicht am Boden, erzitterten die langen, bandförmigen, aufgerollten Blätter.
Auch Scoutie und Brether ließen ihre Beute fallen. Die dabei entstehenden Geräusche hätten die Chircools noch vor wenigen Sekunden in den Alarmzustand versetzt, jetzt aber waren sie bereits auf den Jungen fixiert, der noch immer in die falsche Richtung blickte.
Die drei Jäger sprangen auf den Weg zurück. Während Brether und Scoutie blitzschnell auf günstige Schußpositionen hetzten, zielte Surfo Mallagan sorgfältig. Der Pfeil schnellte von der Sehne und zischte an Jörgs rechtem Ohr vorbei, ehe er sich zitternd in die weiche Rinde eines Korbfarns bohrte.
Jörg fuhr herum, erblickte die drei Jäger und fast gleichzeitig auch die Chircools. Die erste Bestie, die ihm schon ganz nahe war, brach mitten im Sprung zusammen, getroffen von einem Pfeil. Die zweite riß ihm eine lange, blutige Schramme ins Schienbein, ehe sie ihm sterbend vor die Füße fiel. Dennoch wich Jörg nicht aus.
Die drei Jäger verstanden nicht, was das Verhalten des Jungen zu bedeuten hatte, aber ihnen blieb vorerst auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Surfo Mallagan hatte die Zahl der Bestien recht genau geschätzt. Es waren siebzehn Chircools, die Jörg attackier-ten. Im Grunde genommen waren es stupide Bestien, die aus keiner einzigen Niederlage eine Lehre zogen und selbst während eines solchen Angriffs nicht zu begreifen imstande schienen, daß es angesichts massiven Widerstands besser sei, sich davonzumachen. Aber gerade ihr Unvermögen, eine tödliche Gefahr zu erkennen, machte die Chircools so ungeheuer gefährlich. Sie ließen sich nicht in die Flucht schlagen. Eine Schlacht war da-her erst entschieden, wenn der letzte Gegner getötet war.
Da Jörg sich noch immer weigerte, auch nur einen Schrittbreit Boden freizugeben, war er trotz aller Bemühungen der drei Jäger schon bald von einem Knäuel von Chircools umgeben. Er kämpfte, was man daraus ersehen konnte, daß einige Tiere aus diesem Knäuel herauskatapultiert wurden und nicht wieder aufstanden. Aber erst als Surfo Mallagan und Scoutie nahe genug heran waren, um die Messer benutzen zu können, zeichnete sich für Jörg eine Chance ab, diesen Angriff zu überleben.
Die beiden jungen Betschiden kämpften wie die Rasenden, während Brether Faddon je-ne Tiere aufs Korn nahm, die das Knäuel umkreisten, um unerwartet ihr Opfer anzusprin-gen, wenn sich ihnen eine Chance dazu bot.
Der Kampf dauerte alles in allem kaum länger als eine Minute, aber den jungen Betschi-den kam jede einzelne Sekunde wie eine Ewigkeit vor. Schließlich aber fiel der letzte Chircool zur Seite und streckte alle zehn Läufe von sich.
„Kümmert ihr euch um unsere Beute!" befahl Surfo Mallagan leise.
Brether und Scoutie rannten zurück zu den Stachelwurzeln. Die langen Bänder waren bereits entfaltet, hatten sich aber noch nicht um die getöteten Tiere gelegt. Hastig zerrten sie den „Hirsch", das „Schwein" und die beiden „Hühner" aus dem Gestrüpp. Ein paar Blätter, die sich herabneigten, mußten sie notgedrungen kappen. Sobald die Blätter
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