1001 - Die Jäger von Chircool
er um das Mädchen wickelte. Die Blätter verströmten einen Geruch, der den Blutgeruch überdecken würde. Sobald der Jäger mit diesem Teil seiner Arbeit fertig war und den Körper des Mädchens in einer Hülle aus diesen Blättern vor all den winzigen, teilweise flugfähigen Aasfressern sicher wußte, zerquetschte er eini-ge Blatteile auf einem Stein. Er rieb die Wunden des Jungen mit dem grünlichen Zeug ein. Er versorgte auch zwei Kratzer und die Bißwunden, die Jörg ihm beigebracht hatte, und winkte Brether Faddon zu sich. Während der andere Jäger sich mit dem Pflanzensaft be-handelte, stellten Mallagan und Scoutie das lockere Geflecht aus Zweigen fertig, auf de-nen sie die toten Chircools transportieren wollten.
Das Mädchen wischte sich ebenfalls eine Portion von dem Pflanzensaft auf ein paar Schrammen, dann luden sie die Chircools auf die Zweige und luden sich ihre Beute wieder auf. Surfo Mallagan trug nicht nur seinen „Hirsch", sondern auch Lerana, denn er war der Ansicht, daß es keinen Sinn hatte, Jörg zu diesem Zeitpunkt zu sehr zu belasten. Der Junge zog gemeinsam mit Brether Faddon die improvisierte Schleppbahre, und Mallagan stapfte hinter ihnen her und achtete darauf, daß die makabre Fracht nicht herabglitt. Scoutie übernahm es, die Gruppe abzusichern.
Sie maßen die Entfernungen grundsätzlich nach der Zeit, die sie brauchten, um sie zurückzulegen, wenn sie ohne Lasten im federnden Trapp dahinliefen. Sie hätten den Bach auf diese Weise in kaum zehn Minuten erreichen können. Aber natürlich brauchten sie nun viel länger. Zum Glück war der Weg in relativer Nähe zum Dorf ungewöhnlich breit für betschidische Verhältnisse - fast einen Meter - und er war kaum bewachsen.
Die Jäger hielten ihn notgedrungen von Pflanzen frei, obwohl es ihnen widerstrebte, die immer wie-der nachsprießenden Gewächse zu entfernen. Aber Wege wie dieser waren für das Dorf lebensnotwendig. Kein Betschide konnte ausschließlich von Fleisch leben, und die Felder trugen nach der Regenzeit keine Früchte. Für die nächsten Wochen waren die Dorfbe-wohner auf das angewiesen, was der Dschungel selbst hervorbrachte.
Sie hätten jedoch keinen Fuß in diese wilde Umgebung gesetzt, wäre da nicht wenigstens ein sicher anmu-tender Pfad gewesen.
Als sie den Bach erreichten, ohne noch einmal von Chircools angegriffen worden zu sein, war Surfo Mallagan fast geneigt, zu glauben, daß es sich lediglich um eine Verkettung unglücklicher Zufälle handelte. Sie hatten unterwegs, kurz vor dem Bach, die Spuren des Kampfes gesehen, den Jörg und seine beiden Freunde ausgefochten hatten, und es war ihnen auch nicht entgangen, daß die drei - denn Djin war mit Sicherheit dabeigewe-sen - aus dem Dschungel auf den Weg hinausgetreten waren, aber da Jörg beharrlich schwieg, ahnten sie noch immer nicht, was in Wirklichkeit geschehen war.
Sie warfen die Chircools ins Wasser, hackten mit ihren Messern die vom Blut der Bestien befleckten Zweige in kurze Stücke und warfen sie ebenfalls hinunter. Die Blätter, mit denen sie anschließend ihre Hände reinigten, wanderten hinterdrein, und sie wandten sich erleichtert dem letzten Teil ihres Weges zu.
„Sie ist umgekehrt", sagte Jörg plötzlich, als sie gerade auf die künstlich geschaffene Lichtung hinaustraten.
Brether Faddon, der vorausging, sah sich überrascht um und setzte zu einer Frage an, aber Surfo Mallagan brachte ihn mit einem hastigen Wink dazu, zu schweigen.
„Sie muß es gehört haben", fuhr Jörg fort. „Da ist sie umgekehrt, und die Chircools haben sie gefunden."
Surfo Mallagan war stehengeblieben und wartete geduldig.
„Was hat sie gehört?" fragte er sanft, als Jörg keine Anstalten traf, seine Bemerkung nä-her zu erklären.
„Ein Summen", flüsterte der Junge. „Ein hohes, fremdartiges Summen."
„Dieses Summen habe ich auch gehört", sagte Surfo Mallagan überrascht. „Weißt du, woher es stammt, Jörg?"
Der Junge konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, was aber bestimmt keine kör-perliche Erschöpfung zur Ursache hatte. Die drei Jäger wußten nur zu genau, welch un-vorstellbare Reserven in dem beinahe schmächtig wirkenden Jörg Breiskoll steckten, denn sie hatten den „Kater" und seine beiden Freunde in den letzten beiden Jahren oft genug mitgenommen, um sie die Kunst zu lehren, wie man sich im Dschungel behauptete, ohne ihn sich zum Feind zu machen.
„Es ist nicht so wichtig, Jörg", sagte Mallagan, der die Zeichen sah und richtig
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