1001 Kuss - und dann Schluss
den Skipisten so auszutoben, dass er an nichts anderes mehr denken konnte.
Doch die Gedanken ließen sich nicht so einfach abschalten.
Lucy bedeutete ihm bereits mehr, als er ihr zeigen durfte. Niemals würde er sie vergessen. Im Handumdrehen hatte sie sein Herz gewonnen. Sie stellte das größte Opfer dar, das er für seine zukünftige Aufgabe als Herrscher über die Isla de Sinnebar bringen musste.
Inzwischen trug Lucy wieder die Hausuniform. Nach der Dusche hatte sie sich angezogen und sich ums Essen gekümmert. Tom hatte sie gebeten, es eine Stunde später zu servieren, weil Mac noch die Skipisten unsicher machte.
Lucy ahnte, dass seine Abreise unmittelbar bevorstand. Doch nach seiner Rückkehr unterhielt er sich mit seinen Freunden, als wäre nichts gewesen.
Vielleicht hat ihm das Intermezzo tatsächlich nichts bedeutet, dachte Lucy, als sie die Vorspeise servierte. Sie musste sich damit abfinden, der ganzen Sache offensichtlich zu viel Bedeutung beigemessen zu haben. Die Blicke, die er ihr zuwarf, drückten lediglich Besorgnis aus. Wahrscheinlich befürchtete er, sie könnte das Abendessen anbrennen lassen.
Doch das Menü war ein Triumph. Die Männer waren begeistert. Jetzt wollten sie noch einmal die heute ausnahmsweise in Flutlicht getauchten Hänge unsicher machen, während Lucy abräumte und Geschirr spülte.
„Viel Spaß“, rief sie ihnen nach. „Frühstück um sieben Uhr?“, fragte sie Mac betont aufgeräumt. Er brauchte ja nicht zu wissen, dass sie sich einige aufmunternde Worte von ihm wünschte. Er trug Jeans, Stiefel und einen Kapuzenpullover und sah unbeschreiblich sexy aus. Und unerreichbar.
„Bist du sicher, dass ich dir nicht beim Abräumen helfen soll?“, fragte er.
Sie wirbelte herum. Seine Freunde wollten sich ausschütten vor Lachen über seinen Vorschlag. „Danke, ich komme schon klar“, versicherte sie ihm und lächelte freundlich, als wäre nichts zwischen ihnen.
Mac wirkte enttäuscht, fasste sich aber schnell, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sagte energisch zu seinen Freunden: „Also dann los. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.“
Lucy erschauerte innerlich, als Theo Mac verständnisvoll auf die Schulter klopfte. Sie alle verstanden ihn, wohingegen sie selbst zwar mit ihm geschlafen hatte, jedoch nichts über sein Privatleben wusste. „Gute Nacht“, wünschte sie und sah ihnen lächelnd nach.
Sowie die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, ließ Lucy sich auf den erstbesten Stuhl sinken. Ihr war elend, und sie kam sich wie eine Närrin vor. Warum hatte ihr nie jemand erzählt, wie weh die Liebe tun konnte? Wenigstens wäre sie dann vorgewarnt gewesen. Aber sie konnte Mac wohl kaum zum Vorwurf machen, dass er mit seinen Freunden an dem Skilauf bei Flutlicht teilnehmen wollte. Jeder Skiläufer fuhr mit einer Fackel in der Hand die Hänge hinunter bis ins Dorf. Die Männer waren doch extra zum Skifahren hergekommen. Und die Prozession heute Abend wollte sich keiner entgehen lassen.
Sie stand auf, nahm ein sauberes Tischtuch aus der Schublade und breitete es auf dem Tisch aus. Dabei nahm sie sich fest vor, sich niemals unterkriegen zu lassen. Dazu gehörte, Mac so schnell wie möglich zu vergessen.
Insgeheim wusste sie, dass sie ihn niemals vergessen würde. Er würde immer einen Platz in ihrem Herzen haben. Aber wenn Mac nicht spürte, was sie für ihn empfand …
Dann würde er es nie spüren. Beim Abspülen liefen ihr die Tränen in Strömen übers Gesicht. Niemand musste ihr sagen, dass Macs Abreise unmittelbar bevorstand oder dass es ihre eigene Schuld war, sich in ihn verliebt zu haben. Das wusste sie selbst. Aber es tat unendlich weh.
„Mach dir keine Sorgen, ich werde den Scherbenhaufen schon für dich beseitigen.“ Tom steckte den Kopf in die Hubschrauberkanzel.
Scherbenhaufen? Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. „Nicht nötig, Tom. Ich habe vorgesorgt.“ Lucy war anders als die Frauen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Und er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Das hätte natürlich nicht passieren dürfen. Doch es war nun einmal passiert. Sie hatte ihm unglaublich viel gegeben – viel mehr, als er je von einer Frau erwartet hätte. Sie hatte Gefühle in ihm geweckt, die er niemals zuvor empfunden hatte.
„Soll ich eine Nachricht für dich überbringen?“, rief Tom, als das Dröhnen der Rotorblätter lauter wurde.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, dachte Razi. Es wäre besser für Lucy. Seit
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