1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
beiden Tagen war sie so aufgeregt gewesen, dass sie kaum etwas gegessen hatte.
Sadiq schien ihren Gefühlstumult zu spüren, denn er lächelte und kam wieder näher. Sanft hob er ihr Gesicht, sodass sie ihn ansehen musste. „Glauben Sie mir, ich werde nicht ruhen, bis Sie sich bereit erklären, meine Ehefrau und Königin zu werden. Bis dahin sollten wir uns besser kennenlernen. Und etwas essen.“
Sadiq nahm die Kostümjacke und geleitete Samia aus dem Arbeitszimmer. Sie wollte etwas einwenden, doch sie befanden sich bereits in der Eingangshalle, wo Sadiq einige Worte mit dem Butler wechselte, der sich verneigte und Samia höflich bedeutete, Sadiq in einen Raum zu folgen, der das Speisezimmer sein musste.
Es war sehr eindrucksvoll. Die dunklen Wände schmückten Porträts von Sadiqs Ahnen in westlicher Kleidung, ein mächtiger polierter Eichentisch beherrschte den Raum und war am Kopfende für zwei Personen gedeckt.
Hinter einem Stuhl blieb Sadiq stehen und sah Samia erwartungsvoll an. Sie folgte der Aufforderung und nahm Platz. Nun setzte geschäftiges Treiben ein. Der Butler kehrte mit anderen Angestellten zurück, Karten mit einer Speisenauswahl wurden ihnen gereicht. Ohne nachzudenken, entschied Samia sich für irgendetwas.
Als sie einige Augenblicke allein waren, begann sie zögernd: „Sadiq …“
Er schenkte ihr gekühlten Weißwein ein und bemerkte charmant: „Mit dem Fisch haben Sie eine gute Wahl getroffen. Marcel, unser Chefkoch, ist ein Meister seines Fachs und hat für das Pariser Ritz gearbeitet.“
Samia nahm das Glas, das er ihr reichte, dabei spürte sie, dass ihr das Haar nun offen über die Schultern floss. Wie oft hatte sie ihre jüngere Schwester um ihr glattes Haar beneidet, die das Aussehen ihrer Mutter geerbt hatte. Kaden war ebenfalls dunkel und kam mehr nach ihrem Vater. Nur sie, Samia, mit ihrem leicht lockigen rotblonden Haar, war sich irgendwie aus der Art geschlagen vorgekommen. Und ihre Stiefmutter hatte sie mit ihren hämischen Bemerkungen dann noch in dem Gefühl bestärkt, eine Außenseiterin zu sein.
Jetzt kam Samia sich mit dem offenen Haar seltsam verletzlich vor, als würde sie etwas von ihrer Weiblichkeit enthüllen. Aber eigentlich war es kein unangenehmes Gefühl. Als Sadiq sich jetzt zurücklehnte und ihr zulächelte, bekam sie Magenflattern. Wenn er seinen Charme spielen ließ, fühlte sie sich hilflos, und immer öfter war ihr, als könnte er ihre Gedanken lesen.
In den nun folgenden eineinhalb Stunden genossen sie die erlesenen Speisen, und Sadiq schaffte es geschickt, Samia aus der Reserve zu locken. Anfangs wehrte sie sich noch dagegen, doch ebenso sehr hätte sie versuchen können, gegen Stromschnellen anzuschwimmen. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber unmerklich geschah etwas mit ihr.
War sie empfänglicher geworden, nachdem Sadiq sie auf das Katamaranabenteuer angesprochen hatte? Oder fühlte sie sich freier, weil er sich nicht daran zu stoßen schien, dass sie so schüchtern war? Das hatte sie bisher niemandem anvertraut, und eigentlich hatte sie ihm ihr Geheimnis auch nur verraten, um ihn von sich abzubringen. Aber damit hatte es nicht geklappt. Er hatte sich sogar mitfühlend gezeigt. Komisch, wie leicht es ihr auf einmal fiel, über sich zu sprechen, wenn auch über unverfängliche Dinge.
Beim Kaffee fühlte Samia sich sehr viel lockerer, fast ein wenig kühn. „Sie sind wirklich gut“, bemerkte sie keck.
Sadiq zog eine Braue hoch. „Gut? Wie meinen Sie das?“
Nun musste Samia aufpassen. Sie saß einem charmanten Staatsmann gegenüber, keinem Ladykiller aus Hollywood. „Sie können Menschen bezaubern.“
Er zuckte nur die Schultern und wurde ernst.
Der Zauber war verflogen. Natürlich. Wie konnte sie so dumm sein? Das Ganze war nur eine Show, die Sadiq gekonnt abzog, um sie zu dieser Heirat zu überreden. Er hatte seinen Charme voll aufgedreht, und sie war darauf hereingefallen wie andere Frauen auch.
Bedeutsam blickte Samia auf die Uhr und sah Sadiq an. „Ich muss morgen frühzeitig aufstehen, um die umgebaute Bibliothek offiziell der Öffentlichkeit zu übergeben.“
„Macht Ihnen die Arbeit dort Spaß?“
Ihr rebellischer Geist regte sich. „Sehr sogar!“, betonte sie. „Und eine Königin, die über ein Bücherreich herrscht, dürfte Ihnen wenig nützen.“
Am liebsten hätte Sadiq sie einfach mit einem Kuss überrumpelt. Während des Essens hatte er Samia für sich gewonnen, das wusste er. So gelöst hatte er sie noch nicht
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