1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
daran, wie verletzbar er in jener Nacht gewesen war –, und wie stark sie mit ihm empfunden hatte.
Damals hatte sie eine verborgene, weiche Seite an ihm erlebt, die ihn liebenswert machte.
Doch jetzt hatte sie den herrschgewohnten Sultan vor sich, der nicht aufgeben würde, bis sie sich fügte. Eine seltsame Ruhe überkam Samia. Er hatte ja recht: Wenn sie sich weigerte, würde sie sich gegen ihn, das Schicksal und ihren Bruder auflehnen. Sie durfte sich bei ihrer Entscheidung nicht von Gefühlen leiten lassen, sondern musste kühl und vernünftig abwägen.
„Ich …“ Ihre Stimme klang rau. „Ja, ich möchte Sie heiraten“, hörte sie sich sagen.
Sekundenlang rührte Sadiq sich nicht, dann streifte er Samia den Ring über den Finger und küsste ihr galant die Hand. Seine Lippen waren warm und streiften ihre Haut nur leicht, doch die Berührung elektrisierte sie.
Dann richtete er sich auf, und sein Gesichtsausdruck wurde sachlich. Er hatte erreicht, was er wollte, und war wieder ganz der stolze Herrscher. Die Arbeit ist getan, die Mission erfüllt, dachte Samia ironisch. Geschickt hatte er mit ihren Gefühlen gespielt, jetzt konnte sie nicht mehr zurück.
Was hatte sie nur getan! Ihr Magen begann zu rebellieren, und sie bekam es mit der Angst zu tun. Doch das durfte sie sich nicht anmerken zu lassen. Gefasst entzog sie Sadiq ihre Hand und wich etwas zurück. Aus dem Augenwinkel registrierte sie den funkelnden Ring an ihrem Finger. „Ich muss morgen sehr früh aufstehen. Falls es also nichts mehr zu besprechen gibt …“
Ein schwaches Lächeln überflog Sadiqs Lippen, auch er trat etwas zurück. „Nein, im Moment nichts. Mein Assistent wird dir morgen einen Terminplan zukommen lassen. Vor uns liegen drei arbeitsreiche Wochen, ehe wir zur Hochzeit nach Al-Omar fliegen.“
„Drei Wochen?“, brachte Samia leise hervor. Eine beängstigende Vorstellung! Für sie war die Hochzeit etwas, das noch in ferner Zukunft lag … Und dass er nun zum vertrauten Du übergegangen war, machte die Sache auch nicht leichter.
Wieder ganz Geschäftsmann, nickte Sadiq und begleitete sie zur Tür. „Drei Wochen. Das müsste dir genügend Zeit lassen, um deinen Posten zu übergeben und dich auf die Hochzeit vorzubereiten. Ich melde mich bei dir. Nächste Woche geht eine entsprechende Pressemitteilung heraus. Deinem Bruder wirst du die gute Nachricht sicher schon vorher zukommen lassen wollen.“
Am nächsten Vormittag fand Samia endlich etwas Zeit, um einen Blick auf das Boulevardblatt zu werfen, das sie sich auf dem Weg zur Arbeit gekauft hatte. Ihr stockte der Atem, als sie den sensationslüsternen Fotoaufmacher entdeckte. Wie ein verschrecktes Kaninchen blickte sie in die Kamera, das Haar aufgelöst –, und dieses Kostüm! Samia war zum Weinen zumute. Hinter ihr stand Sadiq wie ein mächtiger Racheengel, der seine Verlobte mit kraftvollen Händen beschützte, während sie wie die sprichwörtliche graue Maus wirkte.
Verlobte . Wieder rebellierte ihr Magen, und Samia zerknüllte die schreckliche Zeitung. Den Verlobungsring hatte sie bewusst zu Hause gelassen. Irgendwie konnte sie immer noch nicht glauben, was passieren würde. Am Abend hatte sie lange mit ihrem Bruder telefoniert, der hörbar erleichtert über die bevorstehende Allianz mit Al-Omar war.
Die Gleichmut, die Samia überkommen hatte, als sie Sadiqs Heiratsantrag annahm, war verflogen. Es sollte die Hochzeit des Jahrhunderts werden –, und sie würde tausend Tode sterben, wenn die Menschen merkten, dass sie es in nichts mit Sadiqs früheren Freundinnen aufnehmen konnte. Himmel, sie würde mit Sadiq schlafen müssen. Verzweiflung übermannte Samia. Was hatte sie ihm schon zu bieten? Sie würde sich damit abfinden müssen, dass er sich eine Geliebte nahm.
Das Schlimmste war, dass sie tatsächlich noch Jungfrau und völlig unerfahren war. Im College hatte sie eine schreckliche Erfahrung gemacht, als ein Junge nach ein, zwei Verabredungen mehr von ihr wollte. Nachdem Samia ihn abgewiesen hatte, war er mit der hämischen Bemerkung davongestürmt: „Ich wollte sowieso nur wegen einer Wette mit dir ins Bett gehen, weil du eine Prinzessin bist. Gut, dass es nicht geklappt hat. Mein Leben ist viel zu kurz, um Zeit mit dir zu vergeuden!“
Seitdem hatte Samia alles Sexuelle verdrängt, um grausamen Vorwürfen und unerwünschten Belästigungen zu entgehen.
Sie verdrängte die schmerzliche Erinnerung und dachte an Sadiq, der sie am frühen Morgen angerufen
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