1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
erwarten, mit Samia allein zu sein.
Das Kleid war völlig unpassend, aber es betonte auf rührende Weise ihre Unschuld.
Ihm wurde bewusst, dass Samia seinem Blick weiter auswich; sie fühlte sich sichtlich unbehaglich. Unwillkürlich sah er seinen herrischen Vater vor sich, der darauf bestanden hatte, dass seine Frau ihm die Pariser Modelle vorführte, die er ihr mitgebracht hatte –, und Sadiqs Verlangen erlosch.
Kühl entschied er: „Das Kleid passt nicht zu dir. Geh dich umziehen, Samia, wir sehen uns anderweitig um.“
Er bemerkte, dass sie sich verkrampfte, steif drehte sie sich um und verschwand hinter dem Vorhang. Am liebsten wäre er ihr nachgeeilt, um ihr zu sagen, dass er nur so reagierte, weil er befürchtete, wie sein Vater zu sein …
Ungeduldig ging Sadiq auf und ab, während er auf seine Verlobte wartete.
Ihr würde er niemals zumuten, was seine Mutter jahrelang durchmachen musste, ganz gleich, wie sein Vater sein Verhalten gerechtfertigt hatte. Er, Sadiq, würde alles anders machen, seine Frau und Erben achtungsvoll und voller Respekt behandeln.
Samia atmete tief ein und kehrte in den Vorführraum zurück. Es tat weh, dass Sadiq ihr Kleid so kritisiert hatte – und sie. Sie hatte ihre ganze Willenskraft aufwenden müssen, um seine strenge Musterung überhaupt zu ertragen.
Sadiq blickte grimmig zu Boden, und sie musste an sich halten, um ihn nicht zu fragen, was er habe. Als ob sie das nicht wüsste! Er fühlte sich verpflichtet, sie zu heiraten, das machte ihm zu schaffen.
Langsam wandte er sich ihr zu.
Noch nie hatte sie sich so unzulänglich gefühlt! Für die Rolle der Königin war sie eine völlige Fehlbesetzung. „Das Kleid …“, begann sie stockend.
Sadiq machte eine abwehrende Handbewegung. „Vergiss es! Es ist viel zu aufdringlich und wird deiner zarten Schönheit nicht gerecht. Hier sind wir falsch. Wir fliegen nach Paris.“
Samia sagte kein Wort. Eigentlich müsste sie jubeln, weil er sie schön fand, doch das zart holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Es besagte auf höfliche Weise, wie unscheinbar sie war.
Das Handy am Ohr ging Sadiq wieder ungeduldig auf und ab und telefonierte auf Französisch, dabei nahm er Samia beim Arm und begleitete sie aus dem Geschäft. Er führte bereits das dritte Gespräch, und sie bekam mit, dass es um politische Dinge in Al-Omar ging. Da sie es gewöhnt war, dass ihr Bruder in solchen Situationen unansprechbar war, verschränkte sie die Arme und ging wütend neben Sadiq her.
Eine Stunde später hob Sadiqs Maschine bei azurblauem Himmel von einem Privatflugplatz in London ab. Samia reiste oft in Privatflugzeugen – ihre Familie besaß eine Flotte von Jets und Hubschraubern –, doch sie und ihr Bruder benutzten sie nur, wenn es unbedingt nötig war. Als Umweltbewusste versuchten sie, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Luft möglichst nicht zu verschmutzen.
Sadiq hatte sein Telefonat beendet. „Willst du mich für den Rest des Fluges ignorieren?“, fragte er kühl.
Samia sah ihn an, und wieder wurde ihr bewusst, wie fantastisch er aussah. Er hatte das Jackett ausgezogen und sein Hemd am Hals aufgeknöpft. Wie mochten ihm wohl Jeans und T-Shirt stehen …?
Mutig geworden, erwiderte sie: „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ich habe dir von Anfang klarzumachen versucht, dass ich nicht die richtige Frau für dich bin. Mach mich jetzt bitte nicht dafür verantwortlich, dass ich nicht die Braut bin, die dir vorschwebt.“
Sadiq kniff die Augen zusammen. „Was ich sagte, meine ich ernst. Billige Schmeicheleien oder leere Komplimente liegen mir nicht. Ich habe einfach gemerkt, dass sie in dem Geschäft nicht das Richtige für dich hatten.“ Er bemerkte, dass ihre Wangen glühten. „Wie gesagt, deine zarte Schönheit erfordert einen exquisiteren Stil.“
Samia glaubte ihm kein Wort. Damit wollte er sie nur trösten. Und jetzt brachte er sie zu einem Modeschöpfer, wo man mehr aus ihr machen konnte. Steif erwiderte sie: „Dann kann ich nur hoffen, dass es die hohen Kosten und die Umweltbelastung wert ist, mich zum Einkleiden in einer Privatmaschine nach Paris zu bringen.“
Sadiqs Augen funkelten amüsiert. „Keine Sorge, Prinzessin, wir belasten die Umwelt weniger als andere. Mit dieser Maschine testet mein Wissenschaftlerteam umweltfreundlichere Treibstoffe, sodass wir sogar wertvolle Forschungsdaten liefern.“
Samia ging darauf nicht ein. „Du hast auf alles eine Antwort, nicht wahr?“
Nun lächelte Sadiq
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