1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
zweijährigen Tochter erzählt.“
Sadiq schob die Hände in die Hosentaschen und wippte gereizt auf den Absätzen. Gefährlich ruhig erwiderte er: „Als ich dich kennenlernte, hast du behauptet, unter Menschenmassen das große Zittern zu bekommen. Und jetzt kannst du nicht schnell genug von mir fortkommen, um mit Leuten zu reden, die du kaum kennst.“
Das war ein Schlag unter der Gürtellinie. Doch Samia dachte nicht daran, Sadiq zu gestehen, wie unsicher sie in solchen Situationen selbst jetzt noch war, dass sie sich ihnen nur gewachsen fühlte, weil sie Sadiq in der Nähe wusste. Es beruhigte sie schon, ihn auf der anderen Seite des Raumes zu sehen.
Stolz warf sie den Kopf zurück, sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. „Soll das heißen, ich lüge, Sadiq? Dass ich dir die Scheue, Unsichere nur vorgespielt hätte? Dass ich mich nicht von deiner Seite rühren darf? Ich dachte, zu arbeiten gehört zu meinen Aufgaben als Königin.“
Jetzt hätte sie aufhören müssen. „Wozu hast du mich sonst geheiratet, Sadiq? Unsere Ehe ist nur ein Job –, mit einem bisschen Sex als Zugabe. Du versuchst nicht einmal, so zu tun, als wäre sie etwas anderes. Nie essen wir zusammen, du besprichst nichts mit mir.“
Blitzschnell war Sadiq bei ihr. „Die erstaunlichen Seiten an dir habe ich erst kennengelernt, als wir verheiratet waren.“ Seine Augen funkelten seltsam. „Und zu besprechen hätten wir mehr als genug, Samia.“
Unwillkürlich wich sie etwas zurück. Es störte sie, dass Sadiq ihr Dinge vorhielt, die sich erst in der Ehe entwickelt hatten, als sie wie aus einem Winterschlaf erwacht war. „Ich meine nicht Sex, Sadiq, sondern die Erkenntnis, dass dir eine Frau vorschwebt, die ich nicht bin oder sein kann.“
Verbittert fuhr Samia fort: „Offenbar wäre es dir lieber, wenn ich weiterhin linkisch und unsicher wäre. Dabei warst du es, der mich gedrängt hat, diese Scheu zu überwinden. Beides kannst du nicht haben, Sadiq. Wenn du das nicht einsiehst, erscheint es mir sinnlos, unsere Ehe fortzusetzen.“
Wie versteinert stand er da. „Was sagst du da? Du willst mich verlassen?“
Nun kam sie zur Besinnung. Sie hatte sich entschieden zu weit vorgewagt. „N-nein.“ Zum ersten Mal seit Jahren stotterte sie wieder. „Ich bin mir da … nicht sicher. So meinte ich es nicht. Ich wollte damit sagen, dass uns eigentlich nichts mehr verbindet – nur noch Sex.“
Dass Samia wieder stotterte, erschreckte ihn. Es zeigte, wie verletzlich sie trotz ihrer scheinbaren Selbstsicherheit noch war. Sein Zorn verflog. Er begriff, wie sehr sie sich bemühte, dieselbe wie vor der Ehe zu sein, obwohl sie sich zu einer starken Frau entwickelt hatte.
Einer Frau, die seine Hand in den ersten Minuten eines öffentlichen Auftritts festhielt, bis sie sich sicher genug fühlte, um ohne ihn durchzukommen. Sie war die Frau mit der Tätowierung über dem Po, die Dünenstunts abzog und sich unbeirrbar für die Einrichtung einer Krippe einsetzte … die Frau, die er lachend im verstaubten Overall angetroffen hatte, als sie für die Arbeiter Tee kochte.
Und sie war die einzige Frau, mit der er je die Wüste erfahren hatte, sie in einem Beduinenzelt verführen wollte, das er extra für sie hatte errichten lassen.
Panik überkam Sadiq, er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, und zerrte an seiner Fliege, um die schrecklichen Worte aussprechen zu können: „Wenn du unsere Ehe beenden willst, biete ich dir die Scheidung an.“
Entsetzt sah Samia ihn an. „Du wärst mit der Scheidung einverstanden, wenn ich von hier fortwollte?“
Sadiqs Miene war ausdruckslos, er nickte nur.
„Aber ich fühle mich an unsere Ehe gebunden –, und an dich. Ich fange an, mich hier einzuleben … und bin glücklich hier.“
Wirklich ? meldete sich eine innere Stimme. Bin ich mit diesem Mann wirklich glücklich, der mich nicht liebt und nie lieben wird?
Sie war so verunsichert wie lange nicht mehr, und musste sich zwingen, Sadiq anzusehen. „Du willst dich von mir scheiden lassen?“
Er schüttelte den Kopf. „So meinte ich es nicht. Ich lasse dir die Wahl: Ich möchte mit dir verheiratet bleiben, aber ich habe das Gefühl, dass du mit mir nicht glücklich bist.“ Lügner! spottete die Stimme der Vernunft. Du wirst langsam verrückt.
Samia musste sich setzen. „Warum?“
Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. „Weil du mich von vornherein nicht heiraten wolltest und ich dich praktisch überrumpelt habe. Ich will nicht
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