1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
sie wissen.
Steif saß sie da. Sadiqs Büro war riesig und kompromisslos männlich gestaltet: dunkles Holz, Wandregale voller Bücher und Akten. „Ich möchte ein eigenes Büro haben“, platzte sie heraus.
„Du hast doch eins.“
Sicher, da gab es einen ansprechenden Raum, wo sie im Internet surfte und telefonierte. Entschlossen schüttelte Samia den Kopf. „Nein, Sadiq. Ich möchte ein richtiges Büro haben, eins wie das hier –, wo ich meine Bücher unterbringen und an Projekten arbeiten kann.“
Er zog eine Braue hoch und lehnte sich zurück. „Projekte?“
Samia nickte. „Ja. Du hast mir von deinen Umweltplänen erzählt. Ich möchte versuchen, dir dabei zu helfen. Und ein Schulprogramm ins Leben rufen. Wie in Burquat wurde auch in Al-Omar erst kürzlich kostenloser Unterricht eingeführt. Bei meinem Bruder war es dasselbe: Unter den älteren Generationen können die meisten weder lesen noch schreiben. Deshalb möchte ich Workshops einrichten, um diese Leute dazu zu bringen, noch einmal die Schulbank zu drücken.“
Sadiq sah sie seltsam an, doch Samia ließ sich nicht beirren. „Außerdem möchte ich hier im Palast einen Kindergarten einrichten. Für deine weiblichen Angestellten, die nach der Geburt wieder arbeiten wollen, gibt es hier keine derartige Möglichkeit. Schließlich beschäftigst du mehr Frauen als Männer.“
Sadiq presste die Lippen zusammen. „Sonst noch etwas?“
Beharrlich fuhr sie fort: „Da gibt es noch vieles, aber ich möchte mit diesen Projekten anfangen.“
Es passte Sadiq nicht, dass Samia ihm Mängel vorhielt, die er wegen anderer Probleme noch nicht in Angriff genommen hatte. Außerdem bestätigte der Tatendrang seiner Frau seinen Verdacht, dass sie sich mit einer Hintergrundrolle nicht zufriedengeben würde. Dabei hatte er gehofft, sie würde ihm einfach nur unterstützend zur Seite stehen und ihm gesellschaftliche Auftritte abnehmen. Als Partnerschaft hatte er diese Ehe nie betrachtet. Wie falsch er Samia eingeschätzt hatte …
Schroff erwiderte er: „Das Wohltätigkeitssystem hier in B’harani ist bestens organisiert. Wir haben genug Ausschüsse, in denen du als Schirmherrin auftrittst. Wenn du dir deinen Terminplan genauer ansiehst, wirst du feststellen, dass du mehr als ausgelastet bist.“
Eben diesen Terminplan war Samia Anfang der Woche durchgegangen und hatte daraufhin eigene Recherchen angestellt. Rebellisch stand sie auf. „Ich denke nicht daran, in Ausschüssen zu sitzen und endlos zu reden, ohne je etwas umzusetzen. Wohltätigkeitsarbeit hat ihren Wert, aber ich will etwas Nützliches bewirken , nicht nur Aushängeschild sein, während andere die Arbeit tun. Ich bin bereit, meinen Verpflichtungen viele Stunden zu opfern, aber das ist nicht genug.“
Sadiq erhob sich ebenfalls und legte die Hände auf den Schreibtisch. Was war aus der schüchternen, menschenscheuen Samia geworden? Etwas in ihm verhärtete sich. Diese Frau entwickelte sich zunehmend zur Bedrohung seiner unangefochtenen Autorität.
„Hier ist weder der Ort noch die Zeit für Diskussionen, Samia. Außerdem solltest du eins bedenken: Was ist, wenn wir Kinder haben?“
Nun lernte Samia eine ganz neue Seite an Sadiq kennen. „Falls wir Kinder haben, werde ich sie ebenso in den Kindergarten geben und den Menschen zeigen, dass das Herrscherhaus sich nicht als etwas Besseres fühlt. Außerdem würde ich auch weiterhin möglichst viele wichtige Aufgaben übernehmen … genau wie du.“
Was Samia forderte, hätte er jedem anderen zugebilligt. Doch hier, bei ihr , gingen seine zwiespältigen Gefühle mit ihm durch. Eisig fragte er: „Hast du dir auch schon überlegt, wo diese Kindertagesstätte untergebracht werden soll?“
Samia war entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Ja, das habe ich. Der Palasteingang für die Angestellten bietet sich dafür geradezu an. Dort gibt es einen kleinen Park, der sich als Spielplatz eignen würde, und einen großen hellen Lagerraum, der mühelos in einen Kindergarten umgebaut werden könnte.“
Natürlich wusste Sadiq, welchen Raum Samia meinte. Ihr Vorschlag war wirklich gut. Doch aus einem ihm selbst nicht verständlichen Grund würde er ihn ablehnen; er konnte nicht anders. Er musste Samia einen Tätigkeitsbereich zuweisen, wo sie ihm nicht in die Quere kam … wie er es die ganze Woche über gehalten hatte:
„Ich regiere dieses Land nun über zehn Jahre, Samia. Du wirst deine Rolle als Königin spielen. Ich will nicht, dass meine
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