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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Meierdierks unten auf der Straße, die mich vielleicht hätte auffangen können!«
    »Osman, was ist denn so Schreckliches passiert, verdammt? Nun erzähl doch schon!«
    »Morgen, Herr Viehtreiber, morgen!«
    »Hast du aus Versehen die sechsundzwanzigste Waschmaschine auf den Kopf der hübschen Frau Meierdierks geknallt, oder was? Vielleicht sollte ich das mit meinem Nachbarn genauso machen.«
    »Morgen, Herr Viehtreiber, morgen!«
    »Osman, sag doch wenigstens, ob Frau Meierdierks noch lebt?«
    »Morgen, Herr Viehtreiber, morgen!«
    »Also gut, dann eben morgen, du Idiot!«
    »Ebenso, Herr Viehtreiber, ebenso!«

    Ich weiß nicht, ob die Wahl auf mich fallen würde, wenn heute im Arbeitsamt ausnahmsweise mal ein hübscher Job zu vergeben wäre? Aber ich bin mir absolut sicher, dass ich alle Stimmen auf mich vereinen würde, wenn heute der bestangezogene Besucher des Arbeitsamtes gekürt werden sollte.
    Sozusagen »The Män of the Jobcenter«!
    Meine tolle seidene rosa Blazerjacke mit den zwei Silberknöpfen, die frisch gebügelte grüne Bundfaltenhose mit Nadelstreifen aus Leinen und die herrliche blaue Krawatte mit den gelben Blümchen sind einfach nicht zu schlagen.
    Kein Mensch kann die Augen von mir lassen. Ich bin der Star der Schlange vor dem Zimmer 143.
    Zu meiner Überraschung und Enttäuschung ist die Schlange heute aber nicht so lang, wie es sich für ein anständiges Arbeitsamt-Büro am Montag normalerweise gehört. Heute geht es interessanterweise Schlag auf Schlag.
    Und alle kriegen Herrn Meisegeier persönlich zu sehen,den frisch gebackenen, stolzen Papa. Auch wenn nicht jeder einen Job von ihm bekommen sollte, ein feuchter Händedruck und ein nettes Lächeln sind wohl jedem sicher.
    Ich kontrolliere noch einmal meine Kleidung vor dem Glasschrank, zupfe an meiner Jacke, ruckle an meiner Krawatte, ordne meine Haare – es wäre schön, wenn was zu ordnen da wäre – und warte stolz wie Oskar, bis sich die Bürotür endlich wieder öffnet.
    Der Mann, der gerade bei ihm war, stürzt mit einem sehr schmerzverzerrten Gesicht heraus und zischt:
    »Gehen Sie zu dem bloß nicht rein! Der ist doch vollkommen verrückt – der spinnt ja!«
    »Keine Sorge. Heute ist genau der richtige Tag, um etwas von ihm zu bekommen«, beschwichtige ich ihn.
    »Ja, eins auf die Birne!«, knurrt er.
    Ich setze ein sympathisches Grinsen auf und betrete den Raum.
    Besser gesagt, ich versuche es!
    Leider komme ich nicht weit. Ich habe den Kopf noch nicht ganz in der Tür, da kommt mir ein riesiges Händy mit Schallgeschwindigkeit entgegengeflogen, und eine wütende Stimme brüllt:
    »Verschwinde, du Idiot! Aber sofort!«
    Als langjähriger erfahrener Behördenbesucher erfasse ich blitzartig den Ernst der Lage und starte unverzüglich den geordneten Rückzug, um nicht das Ziel weiterer Wurfgegenstände zu werden.
    Fassungslos frage ich meinen Leidensgenossen auf dem Flur:
    »Ich kapiere das nicht! Der müsste doch heute eigentlicheine Bombenlaune haben. Laut meiner Frau und Fäysbuk ist er letzten Freitag Vater geworden!«
    »Ja, du hast recht«, antwortet mein Leidensgenosse mit einer immer dicker werdenden Beule am Kopf, »Vater von fünf Töchtern auf einmal!«
    »Danke, Eminanim, danke, Mehmet, danke, Kompjuter, danke, Fäysbuk, danke, Bill Gäyts! Ihr seid eine große Hilfe in meinem verpfuschten Leben!«
    Mit einem Dutzend weiterer ironischer Dankesbekundungen betrete ich sauer wie drei Dutzend Zitronen die Wohnung.
    »Danke, Osman, diesen Dreck machst du aber jetzt selber weg! Du weißt doch, dass im Flur dieser ekelige Hundehaufen liegt! Besser gesagt lag, jetzt ist er ja in unserer Wohnung«, schimpft Eminanim mit einem Gesicht wie vier Zitronen.
    »Mist, wie kommt die Scheiße denn hierher? Dabei hatte ich doch absichtlich genau auf unseren Außenminister getreten!«
    »Auf wen hast du getreten?«
    »Auf das Foto von unserem Außenminister in der Zeitung, die über dem Hundehaufen ausgebreitet ist! Der hatte doch bei seinem Amtsantritt hoch und heilig geschworen, jeden Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Dabei kann der Kerl nicht mal was gegen Hundekacke tun.«
    »Daran sind sicher die Grünen schuld! Die sind höchstwahrscheinlich dagegen, dass wir inzwischen Zeitungen aus Plastik haben.«
    »Man hätte diese Kisten aus Plastik auch nicht bauensollen«, schimpfe ich und klatsche Eminanims Kompjuter eins auf den Hintern. »Dieser Verräter hat mich reingelegt.«
    »Was ist denn schon wieder falsch gelaufen?«
    »Was

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