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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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dich noch sieben Tage an der Nase herumführen kann.
    »Wie geht dieser Mordfall jetzt weiter?«
    Aus der Zeitung werde ich keine Krimis mehr rekonstruieren! Man weiß nie, wohin das führt!
    »Ein Kommissar Abramczik hat sich bei mir gemeldet«, tue ich sehr geheimnisvoll.
    »Was für ’n Ding?«
    »Ein Kommissar Abramczik.«
    »Hat ihn sein Kollege Lück aus Schwerte beauftragt?«
    »Kann sein. Auf jeden Fall hat Kommissar Abramczik zwei Bremer Polizisten beauftragt, mich gestern mitten in der Nacht brutal zum Verhör zu schleppen.«
    »Der Kommissar Lück hat dich auf dem Kieker, Osman, das sag ich dir! Das ist ein ganz scharfer Hund!«
    »Ja, das glaube ich auch. Hier ist eine saubere Serviette, Meister … Also, es war Dienstag 2 Uhr nachts, und es klingelte an der Tür.
    Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund habe ich immer Angst, wenn es um diese Zeit klingelt.
    ›Eminanim, geh doch, mach die Tür auf‹, weckte ich sofort meine Frau.
    ›Geh du doch! Bist du der Mann im Haus oder ich?‹, reagierte sie unwirsch.
    ›Ja, wer denn wohl?‹, entgegne ich kreideweiß, in der Hoffnung, sie in ihrer Schlaftrunkenheit zu täuschen. Aber sie fällt auf solche Tricks nicht mehr herein und behauptet nach wie vor, dass ich der Mann sei.
    Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen, was sowieso nicht viel ist, und machte ganz langsam die Tür auf. Zwei Polizeibeamte in Uniform standen vor mir.
    ›Guten Morgen, sind Sie Osman Engin?‹, fragte einer der beiden Männer.
    ›Ja, warum?‹, stotterte ich schüchtern.
    ›Wir müssen Sie mit aufs Revier nehmen.‹
    ›Aber ich habe die Inge nicht ermordet, was soll das mitten in der Nacht?‹
    ›Das erfahren Sie noch früh genug!‹
    Meine Frau raufte sich die Haare und heulte los:
    ›Oh, hätte ich doch bloß auf meine Tante Zekiye gehört! Die hat mich schon damals gewarnt: Heirate keinen Mann, der Osman heißt! Mit Osmans bekommt man nur Schwierigkeiten. Osmans klauen Hühner, Osmans klauen Schafe, Osmans klauen Esel. Osmans landen im Gefängnis und kommen nie wieder raus.‹
    ›Habe ich denn einen Esel geklaut, oder was?‹, fragte ich den Beamten völlig verzweifelt.
    ›Esel oder Kamel, das erfahren Sie alles gleich auf dem Revier!‹, meinte er.
    ›Osman, halte durch, sei tapfer!‹, rief meine Frau hinter mir her. ›Ich werde dich die ganze Zeit im Gefängnis besuchen kommen. Die zwanzig Jahre werden vergehen wie im Flug!‹
    Meine Frau weiß, wie sie mir Mut machen kann!
    ›Du kannst deine Tante ja gleich als Belastungszeugen einfliegen lassen und einen bestochenen Esel dazu‹, rief ich ihr verärgert zurück.
    Der große Aufenthaltsraum bei der Polizei war brechend voll. Ich versuchte mit dem Herrn rechts neben mir in Kontakt zu kommen.
    ›Gestatten Sie, mein Name ist Osman Engin. Weswegen sind wir eigentlich hier?‹
    ›Das weiß ich auch nicht. Aber ich heiße auch Osman! Osman Ürgüplü‹, sagte er.
    Der Mann links von mir meinte plötzlich:
    ›Ich heiße auch Osman. Hier gibt’s nur Osmans. Genau dreiundachtzig Osmans!‹
    Ich wollte natürlich nicht wahrhaben, dass all diese Leute nur wegen ihres Vornamens abgeholt wurden. Um sicherzugehen, machte ich einen Test und rief laut in die Runde:
    ›Osmaaaann!‹
    Alle dreiundachtzig Köpfe drehten sich zu mir um. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich so viele Namensvettern in der Stadt habe.
    Hatte die Polizei vielleicht Angst, dass wir mit so vielen Osmans in Bremen ein neues Osmanisches Reich gründen könnten?
    Durch eine Blitzumfrage stellte sich heraus, dass keiner der mittlerweile siebenundachtzig Osmans das neue Ausländergesetz gesehen, geschweige denn gelesen hatte. Und wir waren mittlerweile ziemlich sicher, dass im neuen Ausländergesetz der Name Osman unter Strafe gestellt wurde.
    ›Mit sechs Monaten Straflager wäre ich ja noch einverstanden, wenn sie mich bloß nicht foltern und dann abschieben!‹, jammerte einer.
    ›Warum das denn?‹, wollte ich wissen.
    ›Aber ich heiße doch Osman‹, gestand er mit schuldbewusster Miene. Und alle nickten zustimmend.
    ›Liebe Freunde, liebe Namensvettern‹, hörte ich in dem Moment jemanden aus der Menge rufen. ›Es kann doch nicht sein, dass allein unser Name uns schuldig machen soll. Wir müssen herausfinden, ob jemand von uns etwas Schlimmes angestellt hat. Zum Beispiel: Hat einer voneuch in letzter Zeit jemanden verprügelt? Oder einfach nur schlecht behandelt? Oder ein Flugzeug entführt?‹
    Es stellte sich aber heraus, dass

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