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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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Ersatzschlüssel suchte, hörte er über seinem Kopf das Stöhnen der Frau. Ein furchtbares Geräusch, wie bei einem Menschen, der die letzten Sekunden seines Lebens durchlitt.
    Suko hatte Glück. Er fand den Schlüssel. Dann startete er den BMW und wartete noch einen Moment mit dem Anfahren. Über sein Handy rief er in der kleinen Polizeistation an und bekam Terence Bull an den Apparat.
    »Oh, Inspektor, sind Sie noch…«
    »Bitte, Constabler, jetzt keine Fragen. Ich habe hier eine verletzte Frau im Wagen, die unbedingt in ärztliche Behandlung muß. An wen kann ich mich wenden? – Wer kann noch eine Patientin aufnehmen?«
    »Das ist Dr. Quinn.«
    »Sehr gut. Wo finde ich ihn?«
    Der Constabler überlegte einen Moment. Die Zeit hatte Suko bereits ausgenutzt und war angefahren. Daß man beim Autofahren nicht telefonieren sollte, war ihm schon klar. In diesem Fall heiligte der Zweck allerdings die Mittel.
    »Er wohnt in einer Seitenstraße, Inspektor. Sie müssen…«
    »Können Sie mich am Ortseingang abholen?«
    »Wann?«
    »Sofort.«
    »Gut, ich werde dort sein.«
    Suko schaltete das Gerät ab und ließ es wieder verschwinden. Innerlich fühlte er sich zerrissen. Er wußte, daß es jetzt auf jede Minute ankam. Aber auf der anderen Seite verdichtete sich bei ihm immer mehr die Gewißheit, daß er zu spät kommen würde. Alischa verlor immer mehr an Kraft und Leben. Sie hing kraftlos auf dem Sitz. Ihr Kopf war zur Seite gefallen. Suko sah, daß aus dem rechten Mundwinkel wieder ein feiner Blutstreifen sickerte. Er hätte sie gern angesprochen, doch er traute sich nicht.
    Suko fuhr schnell. Er hörte die Reifen quietschen, wenn er die Kurven nahm. Von einem Dr. Quinn hatte er noch nichts gehört, hoffte aber, daß der Arzt so gut war, um noch zu retten, was zu retten war.
    Suko wollte nicht, daß Alischa starb, auch wenn sie sich selbst nicht gegen ihr Ende auflehnte.
    Er hörte sie leise röcheln. Manchmal bewegte sie auch ihre Hand, aber das waren keine normalen Bewegungen. Der Arm wurde müde angehoben und fiel schlaff wieder zurück.
    Suko hatte bereits die ersten Häuser von Lauder erreicht. Für ihn war dieser Ort früher immer eine Idylle gewesen, ein Ruhepunkt, aber jetzt, wo Johns Eltern tot waren und das Grauen sich in Lauder eingeschlichen hatte, sah er ihn mit anderen Augen an.
    Er fuhr schneller.
    Noch eine Kurve, dann ging es geradeaus weiter, hinein nach Lauder.
    Und genau dort wartete der Constabler neben seinem Fahrzeug.
    Er hob die Hand, als Suko um die Kurve bog, und der Inspektor bremste ab. Neben dem Streifenwagen rollte er aus.
    Bull wollte eine Frage stellen, aber Suko schüttelte den Kopf. »Steigen Sie ein und fahren Sie vor.«
    Bull warf einen kurzen Blick auf die Frau. »Ich habe schon Bescheid gesagt, Sir.«
    »Wem?«
    »Der Ärztin.«
    Suko registrierte nur nebenbei, daß er es mit einer Frau zu tun bekommen würde. »Gut, dann fahren Sie los.«
    Terence Bull stieg wieder ein. Wenig später drehte sich auch das Warnlicht auf dem Dach des Streifenwagens, als er sein Fahrzeug wieder startete.
    Suko blieb dicht hinter ihm. Er mußte sich konzentrieren. Die Straße war nicht sehr breit, so konnte er sich nicht mit Alischa beschäftigen. Hin und wieder hörte er sie. Was da an seine Ohren drang, das war auf eine besondere Art und Weise schlimm, denn als Atmen konnte man es nicht mehr bezeichnen, nur noch als Röcheln. Immer öfter drangen diese schrecklichen Geräusche über ihre Lippen, und Suko lauschte zwangsläufig ihren jammernden Lauten nach.
    Bull fuhr den Weg, der für Autos gesperrt war. Dann bog er nach rechts in eine Gasse ab, die bergab führte und in eine Querstraße mündete. Dort ging es nach links.
    Die Reifen beider Autos jaulten, als sie strapaziert wurden. Aber die Fahrt ging weiter, ohne Zwischenfälle.
    Für Suko dehnte sich die Zeit. Er brauchte die Sekunden, und sie kamen ihm jetzt doppelt und dreifach so lang vor. Er nahm die Umgebung nicht wahr. Sein Blick war einzig und allein auf das Heck des Streifenwagens gerichtet, dessen Bremslichter dann aufglühten.
    Der Kollege stoppte an der linken Straßenseite, direkt vor einem ziemlich großen Haus, das etwas versetzt lag und von einem ziemlich großen Grundstück umgeben war. Ein Zaun aus Eisenstäben umschloß das Gelände, aber ein Tor stand weit offen.
    Suko riß das Lenkrad herum und fuhr auf das Grundstück. Er hatte den Seiteneingang schon längst gesehen. Kurz davor stoppte er seinen Wagen. So dicht neben einem
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