1004 - Die Stufen der Erkenntnis
In einer Gegend, die unweit des Flusses lag, der vom Gebirge aus in südlicher Richtung dem Äquatorialozean zuströmte, führten sie erratische Bewegungen aus, die logisch nicht zu deuten waren, So unverständlich war ihr Verhalten, daß 1-Rot die Möglichkeit in Erwägung zog, sie hätten den Verstand verloren.
War das tatsächlich der Fall, dann hatte er 2-Herri und seine Kämpfer umsonst ausgesandt, Die Eindringlinge würden das Gebäude am Fuß des Schneebergs nie erreichen. Er hatte eine rasche Entscheidung zu treffen. Er entschloß sich dazu, einen zweiten Trupp von Kämpfern auszusenden, der versuchen sollte, den in Verwirrung geratenen Gegner gefangenzunehmen. Den Befehl über diesen Trupp übergab er 4-Barra und trug diesem auf, sich der größtmöglichen Eile zu befleißigen.
*
Der erste Schuß erschreckte die Bestie. Das Knallen und Fauchen jagte ihr Angst ein.
Der Schädel ruckte zurück. Surfo gewann das seelische Gleichgewicht wieder. Die Reaktion des Tieres zeigte ihm, daß er eine Überlebenschance besaß. Er war dem Ungeheuer nicht wehrlos ausgeliefert.
Er blickte über die Kuppe des Felsens hinweg. Eine Sekunde lang entstand ein Riß in der ewig gleichen Wand dahintreibenden Sandes. Er sah den Tierkörper, lang ausgestreckt wie den Leib einer Schlange, seitwärts mit unzähligen, fadenähnlichen Tentakeln ausgestattet, die sich in den Boden krallten. In diesem Augenblick richtete sich der Vorderkörper zu einem mächtigen Bogen auf; der Hinterkörper wurde herangezogen, und der Bogen sank wieder in sich zusammen. Als die gewaltigen Fleischund Muskelmassen auf den Boden prallten, entstand das knirschende und krachende Geräusch, das Surfo zuvor gehört hatte.
Die Bewegung hatte den Schädel der Riesenschlange um fünfzehn Meter vorwärtsschießen lassen. Der biegsame Hals wand sich um den Felsen herum. Die Bestie griff von neuem an - diesmal von der Seite, auf der Surfo wenig Deckung besaß. Er war vorbereitet. Es gab an dem gigantischen Körper, dessen Länge er auf weit über 100 Meter schätzte, nur wenige verwundbare Stellen: die Augen. Er mußte sich auf die Augen konzentrieren. Gelang es ihm, das Tier zu blenden, dann hatte er gesiegt.
Er drückte sich tief in die Nische, die seinen einzigen Schutz bildete. Noch hatte er an dem Ungeheuer weder ein Maul, noch sonst ein Organ entdeckt, mit dem es ihn hätte greifen können. Als der riesige Schädel auf ihn zuschwang, zielte er sorgfältig auf das mittlere Auge, das eine Handbreit oberhalb der beiden anderen Sehorgane saß. Aus zehn Metern Entfernung gab er Feuer.
Die Wirkung war unglaublich. Der Strahler entlud sich knallend. Das scharfe Energiebündel stieß in das große Schlangenauge und verdampfte die darin enthaltene Flüssigkeit. So schnell erfolgte die Verdampfung, daß es zu einer Explosion kam. Mit donnerndem Knall entstand ein gezacktes Loch in der flachen Stirn des Ungeheuers.
Dampf und hoch erhitzte Flüssigkeit spritzten nach allen Seiten. Ein heißer Regen ergoß sich über Surfo, und Flocken der zähen, klebrigen Substanz blieben an seiner Montur hängen.
Der Schädel ruckte nach hinten. Das Tier stieß einen wimmernden Klagelaut aus. Der Hals wurde eingezogen. Der Schädel sank zu Boden und blieb reglos im Sand liegen.
Surfo war überrascht. Hatte die Zerstörung eines der drei Augen ausgereicht, das Ungeheuer zu töten? Er blickte den vier Meter dicken, muskulösen Körper entlang, soweit der Treibsand es zuließ. Er sah, wie die Fadententakeln sich bewegten. Reflex oder ein Zeichen verbleibenden Lebens?
Minuten vergingen, während deren Surfo sich kaum zu rühren wagte. Der Tierschädel lag mit der Stirn von ihm abgewandt. Er konnte die Wunde nicht sehen, die sein Treffer gerissen hatte. Plötzlich begann der mächtige Körper sich zu bewegen. Langsam, als bereite es ihm Mühe, straffte sich der Hals und hob den Kopf aus dem Sand. Der Hinterkörper krümmte sich und sank wieder zu Boden. Mit einer einzigen Bewegung hatte sich die Riesenschlange um mehr als zehn Meter zurückgezogen.
Der Schädel verschwand auf der Vorderseite des Felsens aus Surfos Blickfeld. Augenblicke voll unerträglicher Spannung verstrichen. Dann kam hinter der Felskuppe die Schädeldecke mit der flachen Stirn zum Vorschein. Der Vorgang war so langsam, daß Surfo zunächst glaubte, das Tier raffe sich zu einer letzten Anstrengung auf, bevor es endgültig zusammenbrach. Aber der Schädel fuhr fort zu wachsen. Das zerstörte Auge kam in
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