1005 - Todesfahrt nach Felloy
stieg. Das Innere des Bootes füllte sich mit atembarer Luft.
Eine nach der ändern prüfte er die übrigen Funktionen: künstliches Schwerefeld, Andrucksabsorber, Brennstoffpumpen, Klimatisierung. Ein ums andere Mal erhielt er eine positive Anzeige. Mit Gewalt kämpfte er den Optimismus nieder, der fast unwiderstehlich in ihm aufquoll. Noch stak das Boot im Hangar fest. Noch wußte er nicht, wie er es ins Freie bugsieren sollte, selbst wenn alle Systeme einwandfrei funktionierten. Er zwängte sich in den Sitz des Piloten und schaltete die Rundsicht ein. Der Luftdruck war inzwischen bis auf den Nennwert angestiegen. Er öffnete den Helm und schob ihn sich in den Nacken.
Draußen war es finster. Ein paar Scheinwerfer an der Außenhaut des Bootes flammten auf, als Dabonudzer die entsprechenden Schalter drückte. Sie malten große, runde Lichtflecke auf die graue Wandung des Hangars. Er ließ die Lichtflecke wandern, indem er die Scheinwerfer per Fernsteuerung drehte. Einer der Flecke verschwand plötzlich, Sekunden darauf ein zweiter. Er zwang sich zur Ruhe. Er löste die Handschuhe von den Ärmeln der Montur und streifte sie ab. Mit feinfühligen Fingerspitzen betätigte er die Kontrollen der Scheinwerfer von neuem und dirigierte sie so, daß die beiden Lichtflecke wieder erschienen.
Ein Loch! Ein häßliches, gezacktes Loch im Hintergrund des Hangars, das unmittelbar ins All hinaus führte. Es war von annähernd ovalem Querschnitt, und die Längsachse verlief parallel zum Boden des Hangars - genau, wie er es brauchte. Die Weite der Öffnung betrug vierzig Meter, die Höhe zwanzig. Es blieb ihm nicht viel Spielraum, aber wenn er sich geschickt anstellte, würde er das Boot dort hinausbugsieren können.
Die Hauptsache war, das Feldtriebwerk funktionierte. Nur der Feldantrieb ermöglichte die geringen Geschwindigkeiten, das millimetergenaue Manövrieren, das bei diesem Vorhaben gebraucht wurde. Dabonudzer schwenkte den Rest der Scheinwerfer, bis sie ebenfalls auf den Rand des Loches gerichtet waren. Er würde das Boot rückwärts aus dem Hangar hinausmanövrieren müssen. Der Schwierigkeitsgrad war beträchtlich. Aber was hatte er zu verlieren?
Er schaltete das Feldaggregat auf Vorwärmung. Eine Gruppe von Kontrolleuchten flammte auf und zeigte an, daß der Vorwärmprozeß begonnen hatte. Als nächstes aktivierte er die Projektoren, die das Feld abstrahlten und für die gewünschte Vektorierung sorgten. Dann kippte er den Schalter, der den Generator in Tätigkeit setzte.
Ein heller Pfeifton schreckte ihn auf. Eine Doppelreihe von Kontrollleuchten flackerte in hektischem Blau ... Dabonudzer überflog die Anzeigeninstrumente. Der Generator nahm keine Stützmasse auf. Ohne Stützmasse konnte er kein Feld erzeugen. Was war aus der Stützmasse geworden?
Dabonudzer kippte mit zitternden Fingern drei Schalter. Eine weitere Batterie von Meßgeräten erwachte zum Leben. Die Lichtzeiger, vom Induktionsimpuls des Einschaltprozesses getrieben, schlugen weit aus und kehrten träge wieder zum Nullpunkt zurück.
Die Tanks waren leer. Es gab keine Stützmasse mehr. Ohne Stützmasse kein Generatorbetrieb, ohne Generator kein Feld. Ungläubig starrte Dabonudzer die Instrumente an. Er hieb mit der Faust auf die Platte des Pultes, aber die Zeiger rührten sich nicht.
Dabonudzers Kopf sank vornüber. Der Traum war ausgeträumt. Er schloß die Augen und gab ein halblautes, winselndes Geräusch von sich, das kranische Äquivalent des Schluchzens
5.
Das Rumoren ließ allmählich nach.
Für Surfo Mallagan hatte die Szene im Verlauf der vergangenen Stunde den Hauch des Unwirklichen angenommen. Dort draußen tobte eine erbitterte Raumschlacht. Das Schiff der Aychartaner nahm Treffer hin. Hier aber, in der Kuppelhalle, saß ein Dutzend kahlköpfiger, großäugiger Wesen nackt in ihren Sitzschalen, starrte vor sich hin und regte sich nicht.
Erst als der Lärm nachließ, kam Leben in die Aychartaner. Der, der zu den Gefangenen gesprochen hatte, stand auf. „Die Zeit ist gekommen", verkündete er mit dröhnender Stimme. „Man wird euch zu eurem Schiff zurückbringen."
Er löste das quallenförmige Gebilde aus dem Wust des Organkragens und ließ es davonschweben. Die übrigen Aychartaner hatten sich ebenfalls erhoben. Sie schritten die metallenen Laufstege entlang und verschwanden hinter runden Klappen, die sich in der Wand für sie auf taten. In wenigen Minuten war der Kuppelraum leer bis auf die drei Gefangenen.
Surfos Blick
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