1005 - Todesfahrt nach Felloy
berührte ihn mit der Oberfläche des Handschuhs.
Das Außenschott schwang beiseite. Vor ihm lag das All mit dem unübersehbaren Meer der Sterne.
Wie würde es ihm ergehen? fragte er sich. Der Tod würde wie der Schlaf über ihn kommen. Er wußte es, hatte es in den Testkammern des Nests der Achten Flotte lange und oft genug geübt. Wenn die Zufuhr an Sauerstoff immer dünner wurde, verlor sich das Gehirn in Trägheit, bis es schließlich ganz aufhörte zu funktionieren. Es war kein schmerzhafter Tod, nicht zu vergleichen mit dem grausamen Ende, das die schleimigen Ausscheidungen des Honigblatts bereiteten.
Er stellte sich zurecht. Die Kraft seiner Muskeln würde ihn hinaus ins All tragen. Das Gravitron durfte er nicht einschalten; denn wenn Scoutie sich um ihn zu sorgen begann, würde sie ihn anhand des Orterechos, das der Schwerkraftgenerator erzeugte, leicht finden können. Er wollte nicht gefunden werden.
Er krümmte die Knie, da fuhr der Schatten am Rand seines Blickfelds entlang. Erstaunt richtete er sich wieder auf. Die Leuchtplatte in der Decke der kleinen Schleusenkammer erlosch. Es wurde so finster, daß seine an Helligkeit gewöhnten Augen nicht einmal die Umrisse seiner Umgebung mehr zu erkennen vermochten. Die Helmmikrophone übertrugen ein schabendes, kratzendes Geräusch. „Wer ist da?" fragte Surfo unwillkürlich.
Sekunden später flammte das Licht wieder auf. Er sah sich um. Die Kammer war leer.
Das Außenschott hatte sich geschlossen. Es ging wie ein Ruck durch Surfo, als ihm zu Bewußtsein kam, was er hatte tun wollen. Er erschrak, als er die Tiefe der geistigen Verwirrung erkannte, in deren Bann er sich noch vor wenigen Augenblicken befunden hatte.
War sein Leben wirklich so wenig wert, daß er das Recht gehabt hätte, es achtlos wegzuwerfen? Wer hatte je von einem chircool'schen Jäger gehört, der Selbstmord beging? Surfo war verwirrt, aber es war eine gerechte Verwirrung, nicht ein Hauch drohenden Wahnsinns: er konnte nicht verstehen, was ihn dazu bewogen hatte, den Versuch des Selbstmords zu unternehmen. Er begriff nicht, wie er der teuflischen Einflüsterung hatte Gehör schenken können.
Er warf einen Blick auf die Meßinstrumente im Rücken des Handschuhs und sah, daß der Druckausgleich sich inzwischen vollzogen hatte. Er schob den Helm zurück und öffnete das innere Schott. Auf dem Weg zurück zur Kabine ging er mit sich zu Rat, ob er Scoutie und Brether von seinem Erlebnis erzählen sollte. Es rückte ihn in ein schlechtes Licht, zeigte ihn als einen Mann, auf dessen gesunden Menschenverstand man sich nicht mehr verlassen konnte. Aber andererseits würde es ihnen eine Warnung sein. Sie würden verstehen, daß derselbe selbstzerstörerische Drang sich in jedem Augenblick in ihren Bewußtseinen bemerkbar machen konnte. Es gab ihnen die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten. Er würde es ihnen sagen.
Aber wer war zusammen mit ihm in der Schleuse gewesen? Wessen Schatten hatte er am Rand des Blickfelds entlanggleiten sehen? Wer hatte die Beleuchtung ausgeschaltet, das Außenschott geschlossen, den Druckausgleich eingeleitet? Surfo wußte es nicht. Der Gang, der zur Kabine führte, lag leer vor ihm.
Aber eines war ihm klar: wer immer es gewesen war, er hatte allein durch seine Gegenwart dafür gesorgt, daß der Bann des Irrsinns wich und Surfo die Fähigkeit des klaren Denkens wiedererlangte
14.
Das Gerät, mit dessen Hilfe Daten unmittelbar in den Speicher des Autopiloten übertragen werden konnten, war ein ausschließlich für diesen Zweck bereitgestellter Mikrocomputer. Er besaß eine unmittelbare Verbindung zum Autopilotspeicher, und seine Handhabung erforderte gewisse Spezialkenntnisse, die üblicherweise nur Offiziere vom Kommandantenrang besaßen.
Im Positroniksektor war es nicht so atembeklemmend eng wie hinten im Triebwerksabteil. Aus dem Gewirr der Zentraleinheiten und Arbeitsspeicher war eine Nische ausgespart, die die Unterbringung eines Arbeitsplatzes ermöglichte.
Dabonudzer nahm den Mikrocomputer in Betrieb. Die erste Reaktion des Geräts war eine Fehleranzeige, die darauf hinwies, daß der letzte Benutzer des Computers mit mangelndem Sachverstand zu Werk gegangen war. Für Dabonudzer war dies der Beweis, daß er mit seinem Verdacht das Richtige getroffen hatte: die illegalen Kursdaten waren dem Autopiloten nach dem Start der SANTONMAR eingegeben worden.
Und wer immer die Eingabe bewerkstelligt hatte, der war mit der Handhabung des Geräts nicht
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