1006 - Die Falle von Cratcan
hauptsächlich im militärischen Bereich eingesetzt. Schwanzlos bewegten sie sich schwerfällig auf den Hinterbeinen, waren jedoch im Notfall sehr schnell und verfügten über große körperliche Kräfte. „Ein Führer kann uns von Nutzen sein, danke", nahm Mallagan an. Er nahm sich vor, bei kommenden Streifzügen diesen Lordos möglichst unauffällig abzuhängen, um sich freier bewegen zu können. „Ein Fahrzeug bringt euch jetzt ins Gästehaus", beendete Certhaytlin nun endgültig das erste Gespräch.
*
Das Gästehaus lag unmittelbar am Ufer des Yandiri, der die Ebene in zwei Teile trennte.
Der Stützpunkt war so angelegt, daß Lagerhallen, Administrationsgebäude und Wohnhäuser ihn überspannten. Die ganze Stadt war ein zusammenhängendes Gebilde, unter dem sich der Fluß hindurchschlängelte.
Sie bekamen drei Zimmer, die jede Bequemlichkeit aufwiesen. Lordos war noch nicht aufgetaucht, trotzdem entschlossen sich die drei Freunde zu einem Spaziergang, um sich die nähere Umgebung anzusehen.
Sie erregten einiges Aufsehen, wurden aber nicht weiter belästigt. Certhaytlin schien entsprechende Verhaltensregeln ausgegeben zu haben. „Sie starren, als wären wir Wundertiere", beschwerte sich Scoutie, als sie den Flußdamm entlang spazierten. „Sie bewundern nur deine Schönheit", feixte Faddon und erwiderte den etwas scheuen Gruß eines Kranen, dem sie begegneten. „Wer würde dich da nicht anstarren."
Sie fauchte ihn an: „Wenigstens du könntest es allmählich sein lassen, Brether. Es geht mir auf die Nerven."
„Hört auf damit!" knurrte Mallagan ungehalten. „Wir haben jetzt andere Sorgen. Zum Beispiel dieser Certhaytlin."
„Was ist mit ihm?" fragte Scoutie. „Er ist doch sehr freundlich und zuvorkommend."
„Eben zu freundlich und zuvorkommend, Scoutie. Er will etwas von uns, und ich zerbreche mir den Kopf, was das sein könnte."
„Richtig, den Eindruck habe ich auch", stimmte Faddon zu. „Seine Anspielungen Kran betreffend fielen mir auf. Als ob er jemanden von dort erwarten würde. Ob er uns für die Betreffenden hält?"
„Möglich wäre es."
Als sie nach zwei Stunden zum Gästehaus zurückkehrten, dunkelte es bereits. Der Mond Symulor ging am verbauten Horizont auf, von der untergehenden Sonne noch angestrahlt.
Lordos erwartete sie bereits.
Er war ein besonders kräftig gebauter Tart mit silbernen Schuppen, die seinen ganzen Körper bedeckten. „Ich bin Lordos und habe den Auftrag, euch in jeder Hinsicht behilflich zu sein", stellte er sich vor. „Ihr habt euch den Stützpunkt angesehen? Ist die Inspektion zu eurer Zufriedenheit ausgefallen?"
Mallagan gab den Blick der Echse ruhig zurück. „Inspektion?" erkundigte er sich verwundert. „Wir gingen spazieren, das ist alles."
„Selbstverständlich", lenkte Lordos sofort ein. „Morgen werde ich euch durch die technischen Anlagen führen, wenn es recht ist. Ich schlafe ebenfalls in diesem Haus.
Wenn ihr Wünsche habt, dann ruft mich über die Visiphonanlage. Sie ist in jedem Zimmer vorhanden. Kommt, das Essen wartet."
Sie folgten ihm ins Haus.
Später trafen sie sich - ohne Lordos - in Mallagans Zimmer. „Ich traue ihm nicht", sagte Scoutie leise, als befürchte sie, belauscht zu werden. „Er benimmt sich genauso auffällig wie Certhaytlin. Möchte wissen, was das zu bedeuten hat."
„Mir scheint", sagte Mallagan langsam und bedeutungsvoll, „daß der Kommandant von Cratcan etwas zu verbergen hat. Und nun scheint er den Verdacht zu hegen, daß wir im Auftrag der Herzöge hier sind."
„Richtig, das ist auch mein Eindruck", stimmte Faddon zu. „Und darum behandelt er uns so vorsichtig und überaus freundlich. Na schön, lassen wir ihn doch in dem Glauben.
Kann uns doch nur recht sein."
„Ich weiß nicht", zögerte Mallagan. „Ich weiß nicht, ob das ein Vorteil ist, wenn er uns für Spione hält. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, ob unser Verdacht gerechtfertigt ist.
Wir können uns auch irren."
„Kaum", zweifelte Scoutie mit dem gesunden Mißtrauen der Frau. „Wir werden ja sehen", beendete Mallagan das Gespräch. „Ich glaube, ein paar Stunden Schlaf werden uns guttun. Morgen sehen wir dann weiter. Einverstanden?"
Die beiden nickten und erhoben sich.
*
Die Sonne war schon aufgegangen, als Lordos erschien und sich nach ihrem Befinden erkundigte. Der zur Fülle neigende Faddon lobte besonders das reichhaltige Frühstück und ließ Sorge über den langen Tag anklingen, der auch die Pausen
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