1006 - Die Falle von Cratcan
will man doch von uns, wenn mich nicht alles täuscht."
*
Die Betschiden fühlten sich noch ein wenig schwach auf den Beinen, als der Arzt ihnen das Aufstehen und Herumgehen erlaubte. Aber das dauerte nur ein paar Stunden, und da die Rotationsdauer von Cratcan ganze zweiunddreißig Stunden betrug, war es immer noch Tag, als man sie in das Verwaltungsgebäude brachte, in dem der Kommandant sie erwartete.
Certhaytlin hatte es nicht umgehen können, daß noch andere Offiziere des Stützpunkts dem „Verhör" beiwohnten. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn er mit den drei Fremden allein hätte sprechen können.
Er bat sie Platz zu nehmen und betrachtete sie aufmerksam. Sie sahen genauso aus, wie sie ihm geschildert worden waren.
Mallagan berichtete kühl und sachlich von den Ereignissen, die ihn und seine beiden Begleiter nach Cratcan geführt hatten. Er wurde nur selten von Zwischenfragen unterbrochen, und als er fertig war, wußte er nicht mit absoluter Sicherheit, ob ihm geglaubt wurde oder nicht.
Certhaytlin betrachtete ihn forschend. „Wie hat euch unsere Heimatwelt Kran gefallen?" fragte er plötzlich.
Mallagan verbarg seine Überraschung. „Ich habe Kran mit keinem Wort erwähnt, Kommandant. Der Grund ist einfach: Wir sind niemals dort gewesen."
Mit ein paar abschließenden Worten beendete der Kommandant das offizielle Gespräch, bat die drei Betschiden jedoch, noch zu bleiben. Als sich die Tür hinter dem letzten Kranenoffizier geschlossen hatte, wandte er sich mit wesentlich freundlicherer Miene als zuvor an seine „Gäste". „Habt Verständnis für das Mißtrauen, das man euch entgegenbringt. Ich selbst teile es nicht und heiße euch als Freunde hier auf Cratcan willkommen. Vielleicht seid ihr in geheimer Mission unterwegs und zur Schweigsamkeit verpflichtet, aber das macht keinen Unterschied. Ich setze eure Loyalität dem Herzogtum gegenüber voraus, wenn ich euch jede Unterstützung zusage. Ihr könnt euch frei hier bewegen, und wenn es Wünsche gibt, so teilt sie mir mit. Ich werde sie erfüllen, wenn sie meine Machtbefugnis nicht überschreiten."
Mallagan war sich keineswegs im klaren darüber, wie ehrlich es der Krane meinte. Er hatte den Eindruck gehabt, daß gerade die jetzt nicht mehr anwesenden Offiziere seine Geschichte glaubten, während der Kommandant sein Mißtrauen nur durch eine freundliche Miene zu verbergen suchte.
Vorsichtig erwiderte Mallagan: „Unsere Loyalität ist eine Selbstverständlichkeit. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, wir wären in irgendeinem Auftrag hier. Cratcan bot sich als unser Fluchtziel an, das war auch die Meinung Dabonudzers, der uns hierher brachte und leider den Tod fand. Seine Verletzungen waren zu schwer."
„Schade", meinte Certhaytlin. „Wirklich schade, daß er starb. Aber ich bedauere auch, daß unser Kontakt mit Kran nur sehr locker ist. Das Herzogtum kann unter diesen Umständen nur durch die Loyalität seiner Kommandanten zusammengehalten und vergrößert werden. Kran kann sich auf uns verlassen."
„Niemand streitet das ab", versicherte Mallagan ein wenig verwundert über den Eifer, mit dem der Kommandant von Cratcan seine Treue zum Herzogtum beteuerte. „Und wir schon gar nicht! Wir sind durch Zufall hier, wie ich schon betonte, und sicherlich wird unser Aufenthalt nur ein vorübergehender sein. Wir dürfen wohl den Wunsch aussprechen, daß uns das nächste Schiff mitnimmt, das in Richtung Kran fliegt. Vielleicht können wir in einem der Nester abgesetzt werden, um dort weitere Transportmöglichkeiten zu erkunden."
„Der Wunsch ist schon jetzt erfüllt, allerdings besteht im Augenblick keine Veranlassung, Schiffe auszusenden. Sobald das jedoch geschieht, könnt ihr Cratcan verlassen.
Bis dahin betrachtet euch als willkommene Gäste. Seht euch um, und überzeugt euch davon, daß dieser Stützpunkt allen Erfordernissen des Herzogtums gerecht wird. Die Daroque-Senke ist ein tropisches Paradies mit einer reichhaltigen Fauna und Flora.
Ernstzunehmende Angriffe der Piraten oder anderer Völker haben nie stattgefunden. Wir liegen am Rand des Imperiums, das sich von hier aus noch weiter ausdehnen wird."
„Sehr eindrucksvoll", gab Mallagan zu. „Wo werden wir wohnen? Das Zimmer im Hospital..."
„In einem Gästehaus", unterbrach ihn Certhaytlin. „Ich werde euch einen persönlichen Führer und Ratgeber zur Verfügung stellen, den Tart Lordos. Er ist treu und verläßlich."
Die Tarts ähnelten terranischen Großechsen und wurden
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