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1007 - Die Kosmische Hanse

Titel: 1007 - Die Kosmische Hanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bestimmten Umständen hysterisch reagierende Person, die auf ihrem Fachgebiet Exobiologie Ungewöhnliches geleistet hatte. Sie war 48 Jahre alt, nur eineinhalb Meter groß und sehr anziehend.
    Rhodan hatte befohlen, ihr den eigentlichen Grund für den bevorstehenden Einsatz nicht zu verraten, denn er wollte vermeiden, daß sie sich über ihren seelischen Zustand Sorgen machte oder gar Komplexe bekam. Dazu bestand keinerlei Anlaß.
    „Joanna", sagte er, als er über Funk mit der Schleuse jener Forschungskogge verbunden war, von der aus die Wissenschaftlerin mit ihrem Beiboot starten sollte. „Wir haben Anlaß, anzunehmen, daß du sehr nahe an den Findling herankommen könntest, näher als jeder andere Mensch bisher."
    Ihre dunklen Augen musterten ihn mißtrauisch.
    „Warum erfahre ich nicht den Grund für meine Ausnahmestellung?"
    Rhodan wußte, daß sie sich nicht mit einer billigen Erklärung abfinden würde, dazu war sie zu intelligent.
    „Das Ergebnis verschiedener Auswertungen ist zu kompliziert, um es nun in allen Einzelheiten darzulegen", erwiderte er verlegen. „Es sieht jedoch so aus, daß du in gewisser Beziehung psychisch stabiler bist als jeder andere von uns."
    „Stabiler?" echote sie. „Ist das dein Ernst, Perry? Bisher hielt ich mich für ziemlich leicht reizbar. Was ist es wirklich?"
    „Nun", sagte Rhodan gedehnt, „du bist vielleicht etwas weniger altruistisch."
    „Sagtest du weniger?"
    „Ja, Joanna!"
    Sie runzelte die Stirn.
    „Irgend etwas stimmt nicht", erkannte sie. „Wieso sollte ausgerechnet jemand den Psychoschirm überwinden können, der weniger altruistisch ist als die Allgemeinheit?
    Logisch wären doch die umgekehrten Voraussetzungen. Wer läßt schon gern jemanden an sich heran, der nicht altruistisch denkt und handelt?"
    Rhodan sah sich hilfesuchend nach den anderen um, aber sie wichen seinen Blicken aus. Er wandte sich wieder an Joanna Demy.
    „Im Grunde genommen sind wir unserer Sache nicht sicher", erklärte er. „Wir müssen es einfach versuchen. Willst du das für uns tun?"
    „Du bist vielleicht ein Goldstück", sagte sie ärgerlich. „Aber ich tue es."
    Rhodan atmete erleichtert auf. Joanna Demy begab sich in einen Einmannjäger der Forschungskogge und startete in Richtung des rätselhaften Flugkörpers.
    Sie kam nahe an ihn heran, näher als alle anderen vorher.
    Aber nicht nahe genug.
     
    5.
     
    Am späten Abend kehrte Carfesch in seine Wohnung zurück, und Alaska Saedelaere, der dort ungeduldig auf ihn wartete, registrierte eine tiefe Niedergeschlagenheit bei dem Sorgoren.
    Carfesch war fast zwei Meter groß, wirkte aber schlank und zerbrechlich. Seine Schultern standen weit nach vorn. Die Haut seines Gesichts bestand aus strohfarbenen achteckigen Schuppenplättchen, die sich je nach Temperatur ausdehnten oder zusammenzogen. Anstelle einer Nase besaß der Außerirdische einen organischen Filter aus einem gazeähnlichen Gewebe, das bei jedem Atemzug leise knisterte. Die starren, weit hervorstehenden Augen waren von tiefem Blau und konnten einen Halbkreis in der Umgebung beobachten, ohne daß Carfesch dazu den Kopf bewegen mußte. Die Arme des Wesens endeten in Krallen, die auf den ersten Blick steif und unbeweglich wirkten, aber Alaska wußte, daß unter den hornartigen Verdickungen der sieben Krallenenden winzige Symbionten nisteten, die vom absterbenden Hörn lebten und als Gegenleistung Carfeschs Hände derart sensibilisierten, daß der Sorgore alles, was er betastete, bis ins Detail erfühlen konnte. Carfeschs Mund war eine lippenlose, düster wirkende Höhlenöffnung inmitten des breiten Kinns. Seine Stimme war melodisch und sanft, man sagte ihr eine schwache hypnotische Wirkung nach.
    Seit er auf der Erde lebte, war der Sorgore nach Art der Menschen gekleidet.
    „Ich hatte gehofft, daß du hier sein würdest", begrüßte er den Mann mit der Maske. „Du hast von meinem Unglück gehört?"
    „Ja", bestätigte Saedelaere in seiner holprigen Sprechweise, „und es ist mir unbegreiflich. In dieser Stadt, auf dem ganzen Planeten gibt es keine Kriminellen."
    „Das glaubte ich bisher auch", nickte Carfesch. „Um so trauriger stimmt es mich, daß ich bestohlen wurde."
    „Da muß etwas anderes dahinterstecken", mutmaßte der Terraner. „Was hat man dir entwendet?"
    „Nicht viel", erwiderte Carfesch. „Aber es kommt nicht auf den materiellen Wert des Verlustes an, sondern darauf, daß eine derartige Tat überhaupt noch möglich ist."
    „Wie viel?"

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