1007 - Die Kosmische Hanse
Namensschildchen auf dem Schreibtisch.
„Nur keine Aufregung, Roga. Ich bin nicht in einer offiziellen Mission hier, sondern als Freund und Begleiter Carfeschs."
„Ich weiß überhaupt nicht, was wir tun sollen", sagte Roga verzweifelt. „Vermutlich dürfen wir ihn nicht einmal festhalten."
„Du meinst den Dieb?"
„Ja", bestätigte Roga unglücklich.
„Wie habt ihr ihn gefaßt?"
„Er hat hier eingebrochen", erklärte der Beamte. „Dabei haben ihn drei unserer Mitarbeiter erwischt und überwältigt. Er sitzt drüben auf der anderen Seite des Ganges in einem Untersuchungsraum und beschimpft jeden von uns, der ihm Fragen stellen will.
Natürlich ist er psychisch krank, und ihm muß geholfen werden."
„Woher weißt du, daß er identisch mit dem Dieb ist, der Carfesch bestohlen hat?"
wollte der Transmittergeschädigte wissen.
„Ganz einfach, er brüstet sich mit allen seinen Taten. Er bezeichnet sich als den letzten lebenden Gangster und möchte, daß wir ihn Dillinger nennen - was immer das bedeuten mag."
„Dillinger?" Alaska durchforstete seine Erinnerungen. „Ich glaube, das war eine historische kriminelle Figur. Wie heißt der Bursche denn wirklich?"
„Robert W. G. Aerts", antwortete der Mann vom Gesundheitsdienst. „Er wohnt in einem Bungalow nahe dem Goshun-See und besitzt drei Wohneinheiten in verschiedenen Bezirken der Stadt. Er hat eine neunzehnjährige Freundin namens Carsa Nemtho, die wir bereits verständigt haben und die auf dem Weg hierher ist."
„Können wir ihn sehen?" fragte Alaska.
Roga sprang sofort auf. Deutlich erkennbar trieb ihn die Hoffnung an, den unliebsamen Gefangenen so schnell wie möglich loswerden zu können. Er führte Alaska und den Sorgoren in den Gang hinaus, dessen Wände von dreidimensionalen Plakaten mit Gesundheitstips beklebt waren. Der Raum, in dem man Aerts festhielt, war abgeschlossen, so daß der Festgenommene nicht entkommen konnte.
Roga öffnete und ließ Alaska und Carfesch den Vortritt.
Auf einer Couch lag ein etwa fünfunddreißigjähriger mittelgroßer Mann mit schmutzigblonden, leicht gewellten Haaren. Seine Oberlippe zierte ein kümmerlicher blonder Bart. Er hatte ein pausbäckiges, auf den ersten Blick verweichlicht wirkendes Gesicht.
Ein Blick in die verwaschenblauen Augen korrigierte diesen Eindruck jedoch. Auch Aerts' Körper besaß weiche Konturen, so daß er ein bißchen füllig wirkte, obwohl man ihn durchaus als schlank bezeichnen konnte.
Aerts trug einen dunklen Tuchanzug und ein weißes Hemd mit riesigem Aufschlagkragen. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah den Besuchern mit einer Mischung aus Langeweile und Belustigung entgegen. Als sein Blick jedoch auf Alaska Saedelaere fiel, kam Leben in seine Augen.
„Bist du nicht...?"
„Ja", unterbrach ihn Alaska. „Doch das ist bedeutungslos. Ich bin nicht in offizieller Mission hier, sondern gehöre zufällig zu den Freunden dieses Sorgoren, den du bestohlen hast."
Aerts schwang lässig die Beine von der Couch.
„Eines möchte ich gleich feststellen", sagte er. „Ich habe nichts gegen Außerirdische.
Es ist mir gleich, wen ich erleichtere."
Aerts fuhr fort, Alaska zu mustern.
„Willst du vielleicht deine Maske abnehmen?" erkundigte er sich mißtrauisch. „Es könnte ja sein, daß alles, was über eine humane Behandlung von psychisch Gestörten erzählt wird, nur Lug und Trug ist."
Alaska zog einen Stuhl herbei und setzte sich Aerts gegenüber. Roga und Carfesch blieben im Hintergrund und schwiegen.
„Es geht mir nicht darum, was du alles getan hast", erklärte Alaska. „Ich will nur sicher sein, daß dein Besuch bei dem Sorgoren rein zufällig war und keinen tieferen Sinn hatte."
„Ich wußte nicht, daß Wohneinheit dreiachtfünf in der vierten Zeile des achtundzwanzigsten Bezirks von einem Außerirdischen bewohnt wird", betonte Aerts mit Nachdruck. „Mein Einbruch dort hat also keine kosmopolitschen Hintergründe, wenn du das meinst."
Alaska war sicher, daß dieser Mann die Wahrheit sagte. Aerts' Besuch bei Carfesch war ein zufälliger Treffer gewesen. Der Dieb gehörte zu keiner kosmischen Machtgruppe.
Alaska erhob sich und schob den Stuhl zurück.
„Was geschieht jetzt?" fragte Aerts.
„Nichts", antwortete Saedelaere freundlich. „Jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Die Gesundheitsbehörde wird sich weiter um dich kümmern. Vermutlich wird man einen Psychotherapeuten auf dich loslassen."
Aerts lächelte böse.
„Ich bin weder
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