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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder zum Leben erwecken.
    ***
    Der Abbé hatte mir ein Zimmer zugeteilt, in dem auch ein Bett stand. Ein Bad gab es auch. Um es zu betreten, mußte ich über den Flur gehen. Das Schwert hatte ich mitgenommen. Obwohl ich ging, hatte ich das Gefühl, in einer Seifenblase durch die normale Welt zu schweben.
    Auf meinem langen Weg hatte ich vieles vermißt. Natürlich auch eine Dusche, und ich war froh, mir auch den Staub der Vergangenheit abbrausen zu können. Es war gut, unter den warmen Strahlen zu stehen. Ich hielt dabei die Augen geschlossen und genoß dieses herrliche Gefühl. Zum erstemal hatte ich wieder den Eindruck, richtig zu Hause zu sein. Seife hatte ich ebenfalls gefunden, reinigte meinen Körper und ließ mich einfach treiben.
    Mit einem rauhen Handtuch trocknete ich mich später ab. Dann ging ich wieder über den Flur zurück. Mich lockte das Bett, denn ich war matt und kaputt. Ich setzte mich auf die Kante. Mein Blick fiel dabei auf das Schwert, das ich gegen die Wand gelehnt hatte. Die Klinge schimmerte wie ein goldener Strahl, für mich ein Schimmer der Hoffnung.
    Mein Lippen hatten sich zu einem kantigen Lächeln verzogen, als ich mich zurücklehnte. Draußen war es noch hell. Das Licht drang durch das kleine Fenster, das mehr einer Luke glich. Ich erkannte einen Teil des Himmels, sah das immer dunkler werdende Blau und auch die helleren Wolken darauf.
    Automatisch kehrten meine Gedanken zu den toten Eltern zurück.
    Sie lebten nicht mehr. Diese Vorstellung drängte sich immer wieder in meinen Kopf hinein. Man hatte sie mir genommen. Fremde Mächte hatten einen Großteil des Sinclair-Fluchs erfüllt. Nichts war mehr wie sonst. Ich mußte mich auf eine völlig neue Lage einstellen, aber zuerst mußten meine Eltern begraben werden.
    Suko hatte mir von den veränderten Augen meines Vaters berichtet. Braune Augen, wie sie auch König Lalibela gehabt hatte. Sein Geist hatte sich bei meinem Vater manifestiert, und ich mußte davon ausgehen, daß dieser Fluch noch nicht beendet war. Ich wollte zurück nach Lauder. Suko hatte es mir ja auch ans Herz gelegt. Allein dieser Gedanke bereitete mir Kopfzerbrechen, und auch das Nichtwissen darüber, was nun genau geschehen war, peinigte mich. Trotz der Mattheit kriegte ich kein Auge zu. Aber ich sank weg und fühlte mich manchmal wie paralysiert.
    Ich sah das Zimmer. Ich sah die Wände. Sie waren so vorhanden wie immer, aber sie schienen sich allmählich aufzulösen. Sie schwebten davon. Sie glitten hinein in eine andere Welt, oder die andere Welt schob sich in meine. Auch hatte ich das Gefühl, nicht mehr allein im Zimmer zu sein. Wenn ich die Augen bewegte, konnte ich den Gast nicht sehen, er war nur zu spüren.
    Und dieses Gefühl kannte ich.
    Es lag noch nicht lange zurück, da war ich mit ihm konfrontiert worden. Ich dachte an die Kathedrale von Chartres, diese herrliche und imposante Kirche, in der praktisch alles begonnen hatte. Dort hatte ich das gleiche Erlebnis gehabt, und da war ich dann auch nicht mehr allein gewesen.
    Ein Name schwebte durch meinen Kopf. Bevor ich ihn noch richtig erfassen konnte, wurde dieser Name zur Realität, und plötzlich entdeckte ich den Geist der Donata.
    Sie stand neben dem Schwert, als wollte sie es bewachten. Ich dachte daran, daß sie es gewesen war, die mir diese Waffe übergeben hatte, und jetzt war sie wieder da.
    Sie tat nichts, sie schaute nur. Trotz ihrer geisterhaften Erscheinung entging mir nicht der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie stand da und schaute mich einfach nur an.
    Regungslos, stumm, überhaupt nicht vorwurfsvoll. Aber ich wußte auch, daß sie nicht grundlos erschienen war. Sie wollte etwas von mir. Ich war sicher, daß sie eine Botschaft für mich hatte.
    Ich selbst war nicht in der Lage, zu ihr zu gehen. Auf dem Bett blieb ich liegen und wartete. Ich wußte, daß sie mit mir sprechen konnte. Zwar war ich ein Mensch und sie nur ein Geist, aber ich hatte es erlebt, daß wir miteinander kommunizierten, und es würde sich auch jetzt nicht ändern.
    Mein Blick wurde von ihren braunen Augen angezogen. In ihr las ich eine große Trauer wie bei einem Menschen, der mit einer bestimmten Botschaft zu mir gekommen war.
    Die Zeit verrann. Aber ich wußte nicht, ob es Minuten oder Sekunden waren.
    »Du bist wieder da!« hörte ich ihre Stimme. Sie war genau zu verstehen, aber sie bewegte sich nur in meinem Gehirn. Ich wußte auch nicht, welche Frage ich Donata stellen sollte, und deshalb wartete ich darauf,

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