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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zukunft denken, ich schaute auch nicht zu meinen Eltern zurück.
    Ich war ein Sinclair!
    Nein, ich war kein besonderer Mensch, aber der Sohn des Lichts.
    Und damit hatte ich ein Erbe mit allen Vor- und Nachteilen übernommen, wobei diesmal die Nachteile stärker gewesen waren.
    Die Tür zu öffnen, schaffte ich erst beim zweiten Versuch. Ich fiel beim Hinausgehen noch gegen die Kante, und mein Blick glitt hinein in die Dunkelheit über dem Friedhof.
    Den Kopf hielt ich gesenkt. Die Beine setzte ich langsam. Ich wollte nicht mehr sprechen, ich wollte nicht mehr denken, aber ich hörte eine Stimme, die mich aus meiner Lethargie riß.
    Es war Suko, der meinen Namen gerufen hatte.
    Beim zweitenmal hob ich den Kopf. Er und auch die Vermummten verschwammen vor meinen Augen, und Suko kümmerte sich auch nicht mehr um diese Männer. Er lief auf mich zu, weil ich für ihn wichtiger war. Ich war froh, daß er mich stützte.
    Gemeinsam gingen wir dorthin, wo Crady wartete. Er tat nichts.
    Er starrte nur an uns vorbei auf die offenstehende Tür der Leichenhalle. Dort brannten noch die Kerzen. Das Licht hätte ausgereicht, um etwas erkennen zu können.
    Aber dort tat sich nichts.
    Niemand bewegte sich mehr.
    Nur ich war gekommen.
    Mühsam riß ich mich zusammen, um die richtigen Worte zu finden. Das Gesicht des Don Crady schien in der Dunkelheit bläulich-kupfern zu schimmern.
    »Es gibt keinen Lalibela mehr«, sagte ich. »Auch nicht mehr seinen Geist. Gehen Sie, Crady. Hauen Sie ab! Nehmen Sie Ihre Männer mit. Lösen Sie die verfluchte Loge auf…«
    Er schrak zusammen, und um seine Lippen herum zuckte es. Auf mich machte er den Eindruck eines Mannes, der noch etwas sagen wollte, aber er hielt sich zurück.
    »Haben Sie nicht gehört?« fuhr Suko ihn an.
    »Ja, ist schon gut. Ist schon gut!«
    »Bis auf eine Kleinigkeit«, sagte Suko. Er streckte ihm die linke Hand hin. »Dieses Ding hier möchte ich gern loswerden. Das werden Sie doch verstehen – oder?«
    Don Crady holte einen Schlüssel aus der linken Kuttentasche.
    Suko nahm ihn entgegen und löste die Fessel. Er ließ sie zu Boden fallen und trat sie wütend weg.
    Ich stand neben ihm und schaute ins Leere. Ich war Zeuge, wie sich die Mitglieder der Loge zurückzogen. Die beiden Bewußtlosen schleppten sie mit.
    Ob ich noch einmal etwas von ihnen hören würde, wußte ich nicht. Darüber wollte ich auch jetzt nicht nachdenken. Ich mußte einfach meinen Eltern ein würdiges Begräbnis geben.
    »Gehen wir!« flüsterte ich.
    »Wo willst du hin?«
    »Weg, Suko, nur weg. Nicht länger hier auf dem Friedhof bleiben. Denn die Totenwache ist für mich endgültig vorbei…«
    »Ja, John, das glaube ich auch.«
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 1000 »Das Schwert des Salomo«, und folgende

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