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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Drachenfürsten", sagte ich.
    Unter meiner Eisenmaske klangen die Worte seltsam verzerrt. „Was soll ich ihm bestellen?"
    Mein Herr streckte mir einen schimmernden Goldbarren entgegen. Chinesische Schriftzeichen bedeckten seine Flächen.
    „Bring ihm diesen Barren. Aber hüte dich davor. Das ist kein gewöhnlicher Goldbarren. In ihm stecken magische Kräfte. Sie enthalten eine Botschaft an den Drachenfürsten. Ich warne dich, Tomotada. Sei nicht neugierig. Es könnte sonst dein Tod sein. Du darfst dir die Botschaft nicht anhören. Nimm den Barren und gib ihn dem Daimyo des Drachenkastells. Wenn das geschehen ist, töte ihn." Ich nahm den geheimnisvollen Goldbarren entgegen.
    „Ich soll den Daimyo töten?" fragte ich.
    „Ja", erwiderte mein Herr grinsend. „Töte ihn bei der erstbesten Gelegenheit. Wie du das anstellst, ist deine Sache. Aber vergiß auf keinen Fall, ihm vorher den Barren auszuhändigen."
    Ich verneigte mich und verbarg den Barren in den Falten meines schwarzen Gewandes. Mein Schwert Tomokirimaru berührte klirrend den Boden.
    „Noch eins!" rief mir mein Daimyo nach. „Reite auf dem direkten Weg zum Drachenfürsten. Für amouröse Abenteuer hast du diesmal keine Zeit. Hast du mich verstanden?"
    Ich erwiderte nichts, und mein Herr erwartete auch keine Antwort. Sein Gelächter dröhnte durch den Palast. Als ich das schmiedeeiserne Tor aufriß, trieb der Wind Schnee und Eis herein. Das Lachen des Daimyos vermischte sich mit dem Heulen des Sturms.
    Draußen schnaubten die Pferde. Über ihren Nüstern standen kleine weiße Atemwölkchen. Meine Begleiter hatten die Tiere gezäumt. Bestickte Lederdecken lagen über den schlanken muskulösen Leibern. Sie scharrten unruhig im Eis.
    „Kommt!" rief ich den Schauergestalten zu. „Wir brechen auf."
    Die Gewappneten schwangen sich in die Sättel. Waffen klirrten. Sumitodo führte die Banditen an. Ich hatte die härtesten und brutalsten Krieger um mich geschart. Sie fürchteten weder Tod noch Teufel. Ihre Gesichter waren narbenbedeckt wie gegerbtes Leder. Farbige Tücher hielten ihre Haarpracht im Zaum. Einige hatten nur noch ein Auge. Dem anderen fehlte ein Arm, doch er focht wie kein anderer.
    „Welchen Weg schlagen wir ein?" fragte Sumitodo.
    „Wir legen unten am See eine Pause ein. Ihr könnt euch im Dorf amüsieren. Die Frauen sollen dort sehr schön sein."

    Frostige Böen fegten über das Seeufer. Der Schnee war verharscht, und die Pferde kamen nur langsam vorwärts. An einigen Stellen war das Eis aufgebrochen. Die Dorfbewohner hatten versucht, Fische aus dem eisigen Wasser zu ziehen. Über den düsteren Hütten auf der anderen Seite zerstob dunkler Rauch.
    „Irgend etwas stimmt hier nicht!" rief ich den anderen zu.
    „Was soll anders als sonst sein?" schrie Sumitodo zurück.
    „Es ist so still. Kein Hund kläfft. Die Bauern können nicht ahnen, daß wir ihnen einen Besuch abstatten."
    Meine Streitmacht ritt auf die ersten Häuser zu. Eine Tür wurde vom Wind hin und her bewegt. Im Innern war es stockfinster. Ich sah nirgends Licht. Mehrere Fenster waren von außen vernagelt.
    Ich trieb meinen Hengst vor das nächste Haus. Die Tür war verschlossen.
    „Macht auf!" schrie ich und ließ mein Pferd mit den Vorderhufen gegen die Tür donnern. „Macht auf, oder wir holen euch gewaltsam aus dem Haus!"
    Zwischen den Ritzen der Tür wurde Kerzenschimmer sichtbar.
    „Öffnet, ihr Hunde! Wie lange sollen wir noch warten?"
    „Großes Unglück!" jammerte die Stimme eines Greises. „Verlaßt unser Dorf! Der Schwarze Tod wird jeden holen."
    „Ich bin der Schwarze Tod'', spottete ich. „Ich, den man den Schwarzen Samurai nennt … Ich fürchte mich vor niemandem!"
    Das schien den Alten halbwegs überzeugt zu haben. Die rostigen Riegel knirschten, und die Tür ging auf. Der Wind löschte die Kerze des Alten auf der Stelle.
    „Was ist passiert, alter Mann?"
    „Der Schwarze Tod hat viele Menschenleben gefordert. Es leben nicht mehr viele von uns. Wir haben sie in die Pestgrube geworfen. Dort liegen sie, bis die Frühlingssonne das Fleisch von ihren Gebeinen schmilzt."
    Meine Männer wurden unruhig. Einige rissen die Pferde herum und wollten Hals über Kopf davongaloppieren.
    „Bleibt hier, Männer!" rief ich streng. „Laßt euch vom Gewäsch dieses alten Narren nicht ins Bockshorn jagen. Ich bin hergekommen, um meinen Spaß zu haben. Wer von euch verschwinden will, soll es mir nur sagen. Ich werde ihn eigenhändig enthaupten."
    „Wir bleiben bei dir",

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