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101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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es wagen, den heiligen Schrein zu berühren! Nur unser Meister darf Zwiesprache mit dem Kopf halten. Wir sind seine ergebenen Diener. Er wird dich töten, wenn du gegen seinen Befehl verstößt."
    „Schon gut", erwiderte ich. „Ich hatte nicht die Absicht."
    „Das will ich dir auch geraten haben", schnarrte die Stimme des Narbigen. .Jesse war zurückgekehrt. Jetzt mußte ich vorsichtig sein. Der Freak spielte ein gefährliches Doppelspiel. Er würde sich nicht so leicht hereinlegen lassen wie die anderen. .,Gib mir das Schwert."
    „Willst du das Tomokirimaru ständig bei dir tragen?" fragte ich neugierig. „Willst du den Kopf damit verteidigen?“
    Jesse runzelte argwöhnisch die Stirn. Er sah furchterregend aus. Seine Narben schienen von innen heraus zu glühen. Zwischen seinen verzerrten Lippen funkelten Reißzähne. Er war überrascht. Von mir hatte er keinen Widerspruch erwartet.
    „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Sklave! Gib mir das Schwert."
    Jesse keuchte vor Zorn und Erregung. Die anderen Freaks hatten einen Halbkreis um uns gebildet. Ich saß in der Falle. Wenn ich ungeschoren aus dem Keller entwischen wollte, mußte ich mir eine Bresche durch die Mißgestalteten schlagen. Ich sah mich gehetzt um. Der Schwarze Samurai war nicht gekommen. Vermutlich würde Jesse das Schwert zu ihm bringen. In ein Versteck, in dem sich wahrscheinlich auch Olivaro aufhielt.
    Auf einmal ging ein Ruf des Erstaunens durch die Menge.
    „Der Kopf meldet sich!" rief die alte Frau und deutete auf den Schrein. Zwischen den Ritzen des Kastens quoll ein Blutstrom hervor.
    Die schwärzliche Substanz tropfte auf den Boden.
    Jesse machte die üblichen rituellen Gesten. Er verneigte sich vor dem Schrein. Dann öffnete er ihn. Der Blutschwall schoß ihm entgegen. Er war über und über besudelt, als er sich keuchend abwandte. Der Kopf stieß schrille Warnschreie aus. Die Freaks griffen sich verstört an die Köpfe. Jesse wand sich wie eine Schlange am Boden. Sein verunstalteter Körper zuckte konvulsivisch.
    Ich spürte ein geheimnisvolles Bohren in meinem Innersten. Der Kopf besaß übersinnliche Kräfte, die beim Öffnen des Schreins frei wurden.
    „Hütet Euch vor dem Verräter!" schrie der Kopf. Der Blutstrom kochte über den Altarrand. „Der Verräter macht gemeinsame Sache mit dem Schwarzen Samurai!"
    Ich war entsetzt. Das war derselbe Kopf, den ich im Saal des Drachenfürsten gesehen hatte. Doch jetzt lächelte das Frauenantlitz nicht mehr. Der kirschrote Mund war weit geöffnet und stieß einen häßlichen Blutstrom aus. Das Gesicht drückte Schmerz und unbeschreibliche Trauer aus.
    „Ich warne Euch, meine treuen Diener. Ihr seid verraten worden. Der Schwarze Samurai wird Euch vernichten. Schnell, bringt das Tomokirimaru in Sicherheit. Rettet Euch vor dem Schwarzen Samurai!"
    Der Tumult war entsetzlich.
    Die Mißgestalteten rannten ziellos durch den Keller. Ein schlangenförmiger Unhold riß einen Tisch um.
    Kerzen fielen zu Boden und entzündeten eine faulende Matratze. Beißender Qualm breitete sich aus. Jesse war wie vor den Kopf gestoßen. Er wußte nicht mehr, was er tun sollte. Er befand sich In der Klemme. Er war Hüter des Keramikkopfes und zugleich bedingungslos an den Schwarzen Samurai gekettet. Aus dieser teuflischen Verstrickung kennte er sich allein nicht befreien.
    „Gib mir das Schwert, Unseliger!" brüllte er und stürzte auf mich zu.
    Der Keramikkopf erstickte im eigenen Blutschwall. Das Geschrei wurde schließlich vom Toben der entfesselten Freaks übertönt. Das klang, als würden giftige Schlangen ins Feuer geworfen. Überall heulte, zischte und gurgelte es.
    Ich würde um das Tomokirimaru kämpfen. Jesse war nur noch wenige Meter von mir entfernt, als die Kellertür aufgestoßen wurde. Ein Mann schrie vor Schmerz, und die Freaks wichen zurück. Das Toben verstummte, als der Schwarze Samurai meinen Freund Abi Flindt in den Keller stieß.
    Jesse verneigte sich ehrfürchtig.
    „Gut, daß du gekommen bist, Herr. Dieser Unselige hat das Tomokirimaru mitgebracht."
    Die Freaks wußten jetzt, daß Jesse ein Verräter war. Ihre Gesichter verzogen sich vor Angst und Enttäuschung.
    „Lump!" keifte die Alte. „Feiger, hinterhältiger Bastard!"
    Abi Flindt lag schwer atmend am Boden. Der Schwarze Samurai traktierte ihn mit Fußtritten.
    Ich riß das Tomokirimaru aus der Scheide. Jetzt war der Augenblick zum Handeln gekommen. So schnell es mein mißgestalteter Körper erlaubte, humpelte ich auf den

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